22. Juni 2018, 15:20 Uhr

Weilburg

Zusammenleben der Kulturen diskutiert

Kaum ein Thema wird so intensiv diskutiert: Das Zusammenleben verschiedener Kulturen bringt große Herausforderungen mit sich.
22. Juni 2018, 15:20 Uhr
Meliha Delalic (links) und Fachdienstleiter Dirk Schmidt (rechts) freuten sich über den kurzweiligen Vortrag von Referent Benjamin Bulgay (Mitte). Foto: Kreis Limburg-Weilburg

Die Sozialmanagerin der Kreisverwaltung, Meliha Delalic, hatte daher gemeinsam mit dem Arbeitskreis Flüchtlingshilfe Limburg-Weilburg zur Veranstaltung »Tee oder Mokka« eingeladen. Als Referent war der renommierte Diplom-Pädagoge Benjamin Bulgay ein echter Gewinn. Schnell wurde deutlich: Bulgay war geradezu prädestiniert für diese Thematik, denn er ist türkischer Abstammung und hat seit mehr als vier Jahrzehnten seine Heimat in Wiesbaden gefunden.

Er hat sich in all den Jahren beruflich den Fragen des Zusammenlebens gewidmet – und dabei auch viele Antworten gefunden. Ehrenamtlich engagierte Menschen aus Initiativgruppen, den Helferinnen- und Helferkreisen und den Ortsgruppen der Flüchtlingshilfe im Landkreis Limburg-Weilburg waren in die Kreisverwaltung gekommen, um ihm zuzuhören. »Aber auch alle, die sich für dieses Thema interessieren«, hieß der Fachdienstleiter für Migration im Sozialamt, Dirk Schmidt, willkommen.

»Tee oder Mokka«, so lautete nicht nur das Thema der Veranstaltung, so lautet auch der Titel eines Buches von Benjamin Bulgay, in dem er sieben Verhaltenstipps aus der Praxis für den Umgang mit patriarchalisch-religiösen Migrantenfamilien gibt. Als Gegenstück zu diesem Buch hat er ein zweites Werk verfasst: »Pils oder Kölsch?« mit »sieben goldenen Tipps für den Umgang mit (Mehrheits)deutschen«.

Missverständnissen vorbeugen

Schnell kann es im Zusammenleben zwischen unterschiedlichen Kulturen zu Missverständnissen kommen. Dies wurde an einigen kurzen Fallbeispielen dokumentiert, auch anhand einer einfachen Begrüßung.

Beispielsweise könne es schon Probleme geben, wenn Lehrerinnen und Lehrer auch von muslimischen Schülerinnen und Schülern verlangten, ihnen bei einem Gespräch in die Augen zu schauen. Hintergrund: Den Kindern werde vom Elternhaus beigebracht, bei Respektpersonen eben keinen Blickkontakt zu suchen, sondern die Augen nach unten zu richten.

Ein anderes Beispiel sei die Begrüßung zwischen Mann und Frau. Schon hier könne ein muslimischer Mann in Bedrängnis gebracht werden, sollte eine deutsche Frau den ihr bekannten Mann per Handschlag begrüßen wollen und der Mann in Begleitung seiner Ehefrau sein.

»Dann würde der Mann der deutschen Frau nicht die Hand geben und ihr auch nicht in die Augen schauen«, erklärte Bulgay. Sollte der Mann zudem noch den heiligen Ort Mekka besucht haben, werde er ihr auf keinen Fall die Hand zur Begrüßung reichen. Schon an diesen Beispielen wurde deutlich, wie schnell es zwischen Migranten und Einheimischen zu Missverständnissen kommen kann.

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