22. April 2019, 15:00 Uhr

Gießen

Weiterer Meilenstein für die Gießener Energiewende

Gießen ist um ein leistungsstarkes und CO2-neutrales Heizkraftwerk reicher: Die Stadtwerke Gießen weihten die zweite Thermische Reststoffbehandlungs- und Energieverwertungsanlage ein.
22. April 2019, 15:00 Uhr
Bei der Einweihung der TREA 2. Foto: SWG

Sie wird künftig bis zu neun Prozent des Jahresbedarfs der Gießener Fernwärmekunden decken und zusätzlich Strom für etwa 10.000 Haushalte liefern.

Abfall in kostbare Wärme zu verwandeln, ist in Gießen an der Tagesordnung. Schon seit 2010 trägt die Thermische Reststoffbehandlungs- und Energieverwertungsanlage (TREA) entscheidend dazu bei, dass Gießen deutschlandweit zu den Pionieren in puncto klimaschonende Wärmeversorgung zählt. Diesen Status bauen die Stadtwerke Gießen (SWG) jetzt noch weiter aus – dank der TREA 2.

Wärme und Strom

Müll-Heizkraftwerke an sich sind nichts Neues. Aber die SWG-Ingenieure haben sich der Thematik auf eine andere Art und Weise genähert und so nicht weniger als einen neuen Kraftwerkstyp entwickelt. Das Problem: Hohe Dampftemperaturen, wie sie für die Stromproduktion nötig sind, führen zu Korrosion im Kessel. Das noch ungereinigte Abgas aus der Verbrennung des Abfalls mit seinen sauren Bestandteilen würde den Effekt dramatisch verstärken. Um diese übermäßige Korrosion zu verhindern, galt es, eine andere Methode zu finden, mit der sich der Dampf auf die gewünschte Temperatur bringen lässt. »In der TREA 2 bewerkstelligen wir das mit zwei erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerken (BHKW)«, ergänzt Matthias Funk. Die heißen Abgase dieser effizienten Aggregate erhitzen den Dampf auf über 400 Grad Celsius und damit auf eine Temperatur, die sich für die Stromproduktion eignet.

Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich ging in seinem Grußwort auf die gute Umweltbilanz der TREA 2 ein: »Eine nachhaltige Energieversorgung und eine schlüssige Entsorgungsstruktur sind heute unerlässlich. Die TREA 2 schont die fossilen Ressourcen und verbessert die CO2-Bilanz der Energieerzeugung bei den SWG. Gleichzeitig entlastet sie die Verkehrswege, weil sie lange Transportwege für den Abfall überflüssig macht.«

Dass mit der TREA 2 schon die dritte Erzeugungsanlage so nah an einem Wohngebiet genehmigt wurde, können die Verantwortlichen bei den SWG durchaus als Erfolg verbuchen. »Wir haben von Anfang an mit offenen Karten gespielt, alle Interessengruppen miteinbezogen und alle Fragen beantwortet«, beschreibt Matthias Funk das Vorgehen. Tatsächlich gab es keinen einzigen Einwand gegen die Genehmigung des Projekts vonseiten der Bevölkerung. »Diese Transparenz war vorbildlich und ganz wichtig dafür, dass wir in Gießen jetzt über ein weiteres, extrem effizientes Heizkraftwerk verfügen«, freut sich Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz anlässlich der Einweihung.

Beeindruckende Werte

Mit der TREA 2 haben die SWG einen wichtigen Schritt in Richtung Energiewende in Mittelhessen gemacht. Wie Zahlen belegen: Die Anlage ersetzt pro Jahr 7.000.000 Liter Heizöl, was einer CO2-Einsparung von 25.000 Tonnen jährlich gleichkommt. Auch der Primärenergiefaktor der Gießener Fernwärme entwickelt sich positiv. Mit der Aufnahme des Regelbetriebs wird ihn die TREA 2 von schon guten 0,28 auf dann 0,2 drücken. Der Faktor gibt an, in welchem Verhältnis die eingesetzten fossilen Energieträger zur produzierten Wärme stehen. Für Gießen bedeutet dies, dass die SWG künftig nur noch 0,2 Kilowattstunden Primärenergie für jede erzeugte Kilowattstunde Wärme aufwenden müssen.

Diese beeindruckenden Zahlen kommen nicht von ungefähr. Wie für die TREA 1 haben die SWG auch bei der TREA 2 auf die Beratung der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) gesetzt. »Mein Kollege Professor Dr. Fritz Richarts half etwa bei den technischen Berechnungsmodellen«, erklärte Professor Olaf Berger, Vizepräsident der THM, in seiner Rede. Darin hob er zudem die vielen verschiedenen anderen erfolgreichen Kooperationen zwischen den SWG und der THM hervor.

 

Blick hinter die Kulissen

Ab sofort bieten die SWG für interessierte Bürgerinnen und Bürger kostenlose Touren durch die beiden TREA an. Sie sind für Erwachsenengruppen und Schulklassen ab dem 7. Schuljahr gleichermaßen geeignet. Wie gewohnt organisieren die SWG einen Bustransfer von der Lahnstraße zu den Kraftwerken und zurück. Anmeldung und weitere Details finden sich unter: www.swg-konzern.de

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