09. Mai 2019, 11:00 Uhr

Dillenburg

Umbau an den KSDill schafft Selbstständigkeit

Enrico Dietermann sprach mit Ruth Klein, der Beauftragten für Nachteilsausgleich an den Kaufmännischen Schulen über seine Erfahrungen als Rollstuhlfahrer an der KSDill.
09. Mai 2019, 11:00 Uhr
Behindertengerecht ausgestattet und auch technisch optimal bestückt ist die KSDill, sehr zur Freude von Enrico Dietermann. Foto: privat

Enrico Dietermann war bereits vor dem Umbau der Kaufmännischen Schulen als Schüler an der Schule – aber, wie erlebt er die Situation als Rollstuhlfahrer an der Schule und was hat sich für ihn durch den Umbau verändert?

Rücksicht auf Besonderheiten

»Vor dem Umbau war die Beschulung durch die Raumsituation zum Teil schwierig. Zwar war man sehr bemüht, den Stundenplan meiner Klasse im Untergeschoss zu organisieren, jedoch war dies bei Unterricht in Containern und kurzfristigen Vertretungen nicht immer möglich und es musste zum Teil ein manueller Treppensteiger bemüht werden«, berichtet Dietermann. Allerdings stand ihm zu diesem Zeitpunkt noch ein Integrationshelfer als Vollzeitbegleiter zur Seite.

»Aber schon vor meiner Einschulung hier wurde auf die Besonderheiten meiner Situation Bezug genommen. Ich bekam etwa einen Nachteilsausgleich, der mir auch längere Arbeitszeit bei Klassenarbeiten und die Nutzung eines Laptops beim Schreiben ermöglicht, da mir längeres Schreiben per Hand Probleme bereitet. Es ist aber ein sehr freundliches und hilfsbereites Lernklima und meine Klasse, die Lehrer und auch andere Schüler unterstützen mich«, freut sich Enrico Dietermann.

Zu seinem Schulstart an der KSDill gab es nur eine behindertengerechte Toilette im Untergeschoss, wo ihm auch ein Schrank für Hilfsmittel eingerichtet wurde. Einen solchen hat er auch im Selbstlernzentrum, »damit ich nicht alle Unterlagen und Bücher im Rollstuhl mitführen muss«.

Durch den Umbau an der Schule konnte Enrico Dietermann ein großes Ziel verwirklichen: Selbstständigkeit im Schulalltag. Der neu errichtete Aufzug ermöglicht ihm nun problemlos die Nutzung aller Stockwerke und Räume.

In jedem Raum gibt es höhenverstellbare Tische und eine behindertengerechte Toilette – mit Notruf in jedem Stockwerk. »Daher benötige ich auch keine Begleitung durch eine Integrationshilfe mehr und bewege mich frei und selbstständig. Nur das Taxi, um zur Schule zu kommen, ist eine Hilfe«, sagt Dietermann.

Bessere Lernbedingungen

»Gerade im kaufmännischen Bereich gibt es für Körperbehinderte gute berufliche Perspektiven. Durch den Umbau kann man jetzt hier nicht nur problemlos und selbstständig am schulischen Teil aller kaufmännischen Ausbildungsberufe teilnehmen, sondern auch sein Abitur oder die Fachhochschulreife erwerben. Auch die mittlere Reife in der Berufsfachschule ist attraktiv, da gerade in der Verwaltung und im öffentlichen Dienst gute Beschäftigungs- und Ausbildungschancen für körperbehinderte Menschen bestehen«, berichtet Enrico Dietermann.

Seit dem Umbau steht der Beschulung an der KSDill nichts mehr im Wege. Nach den Sommerferien soll auch das mittlere Stockwerk fertiggestellt sein und die technische Ausstattung an den Schulen ist auf dem neuesten Stand.

Enrico Dietermann wird im Sommer seinen Abschluss an der KSDill machen.

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