11. April 2020, 13:00 Uhr

Wetzlar

Tikato berichtet auch von Corona in Burkina Faso

Im westafrikanischen Land Burkina Faso sind durch Terror und verstärkte Gewalt von Islamisten viele Tote und Verletzte sowie fast 900.000 Binnenflüchtlinge zu beklagen.
11. April 2020, 13:00 Uhr
Einkaufen gibt es jetzt nicht mehr: Die Märkte in der Hauptstadt Ouagadougou sind zum größten Teil geschlossen (rechts Etienne Bazie). Foto: Stiewink

Zur mangelhaften Lebensmittelversorgung kommt nun auch noch das Coronavirus hinzu, berichtet sorgenvoll die Vorsitzende des Arbeitskreises Brot für die Welt - Tikato, Heidi J. Stiewink. Der Hauptpartner der Tikato-Gruppe ist das Entwicklungsbüro der evangelischen Kirchen (ODE) und damit sein Direktor Etienne Bazie. Beide sind in größter Sorge. Die Ansteckungsgefahr ist besonders hoch, es gibt so gut wie keine Atemmasken, Desinfektionsmittel oder Handschuhe.

Gefährdete Jugend

Die Jugend ist ganz besonders betroffen. Sämtliche Kindertagesstätten, Schulen und Universitäten sind geschlossen und es gibt keine häusliche Beschulung. Auch die in der Wetzlarer Region bekannte Pädagogin Bernadette Kabre hat ihre privaten Kindergärten bis auf Weiteres schließen müssen.

Corona bedeutet: Viele haben auf Wochen hinaus kein Einkommen - aber die Kosten bleiben. Finanzielle Hilfen vom Staat wie in Deutschland entfallen. »Viele von uns sind sowieso schon geschwächt durch die große Hitze von momentan 42 Grad, durch Dengue-Fieber und andere Infektionen. Viele Menschen haben noch nicht einmal Zugang zu sauberem Wasser«, so Bazie.

Das ODE-Büro macht teilweise Homeoffice; Etienne Bazie selbst ist nahezu täglich im Büro und mit seinen Fachleuten in den Projekten. In den Dörfern ist das Virus bisher nicht aufgetreten.

Pissila, die Stadt am Tikato-Staudamm, hat Tausende von Flüchtlingen aus dem Norden aufgenommen. Dort bangt man vor der Gefahr besonders. Wie soll man so viele Menschen schützen ohne entsprechendes hygienisches Material? Das Land verfügt über kein funktionierendes Gesundheitssystem; im ganzen Land gibt es kein einziges gutes Beatmungsgerät. »Da aus Strommangel nicht nur in den Krankenhäusern die Klimaanlagen ausfallen, würden die Patienten von den Sauerstoff-Maschinen getrennt. Daher müssen sie in den heißen Klinikzimmern entsetzlich leiden..

Arzt infiziert

Der Tikato-Freund Dr. Donald Yanogo, Facharzt für gesunde Ernährung aus Ouagadougou, hat sich in der Klinik mit dem Coronavirus angesteckt und auch seine vierköpfige Familie ist positiv und in Quarantäne. Auch junge und alte Menschen sind momentan infiziert.

Die Infektionsrate ist hoch. Auch der Präsident des Landes Roch Kaboré, seine Frau und fünf Minister gehören zu den Infizierten. »Der Kampf gegen Covid-19 muss Priorität haben«, betont Kaboré, denn die WHO hat den afrikanischen Kontinent aufgefordert, »sich auf das Schlimmste vorzubereiten«. Wird Afrika wieder der große Verlierer auf der Welt sein?

»Inzwischen sind die Grenzen für Züge, PKW und Busse geschlossen; es ist auch eine Sperre der privaten Reisen - vom Eselgespann bis zum Bus - innerhalb von Burkina angeordnet. Menschen aus Ouagadougou können nicht mehr ihre Eltern in Koudougou besuchen und umgekehrt«, schreibt Azanja Kabre. Auch alle Restaurants sind geschlossen.

Bazie: »Es wurde eine vierwöchige Ausgangssperre von 19 bis 5 Uhr verhängt. Das betrifft nicht nur die Bäcker, die ansonsten ab Mitternacht die in Burkina üblichen Baguettes, Weißbrote backen, die Millionenstadt Ouagadougou und die anderen Regionen versorgen. Alle großen Märkte und die wandernden Märkte sind verboten. Aber die Menschen auf den Märkten bieten oft das heute an, wovon sie morgen leben; also die Mehrheit lebt von der Hand in den Mund.«

Hoffen auf Erfolg der Mango-Aktion

ODE hilft, so gut die kirchliche Organisation es kann. So hofft der Partner auf das Gelingen der Benefizaktion »Tausche Mangos gegen Schule« in Wetzlar. Denn alle ihre freien Mittel sind bisher vor allem den Binnenflüchtlingen zu Gute gekommen und nahezu aufgebraucht. Spenden können auf das Konto des evangelischen Kirchenamts IBAN DE63 5155 0035 0002 0968 16 eingezahlt werden.

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