23. Februar 2020, 15:00 Uhr

Dillenburg

Spurensuche bei Graböffnung in Dillenburg

In der Lamberti-Kirche in Oldenburg sind Skelettreste gefunden worden, die möglicherweise Graf Adolf von Nassau zuzuordnen sind.
23. Februar 2020, 15:00 Uhr
Der offene Sarg des Erbprinzen Heinrich August Wilhelm. Die Gebeine befinden sich in einem äußerst guten Zustand. Foto: Becker-von Wolff

Um dies zweifelsfrei zu bestätigen oder widerlegen zu können, hoffen Wissenschaftler auf DNA-Befunde aus Dillenburg. Die Bestattungen von männlichen Verwandten des Grafen aus Dillenburg können entscheidenden Aufschluss geben.

Am Dienstagvormittag wurde daher in der Grabgruft in der evangelischen Stadtkirche einer der vier Zinkbleisärge von Erbprinz Heinrich August Wilhelm (1700-1718) kurz geöffnet, um eine DNA-Probe zu entnehmen.

In der Dillenburger Stadtkirche sind vermutlich 60 bis 70 Mitglieder der Fürstenfamilie bestattet worden. Für die Forschung ist es ein Glücksgriff: Die Särge sind relativ leicht erreichbar und Graf Adolf von Nassau und Fürst Wilhelm sowie sein Sohn Heinrich Wilhelm weisen sehr wahrscheinlich die gleiche Y-Linie auf - sofern kein Kuckuckskind vorkommt.

Zwei Zähne entnommen

Ursprünglich sollte die DNA von zwei männlichen Verwandten verglichen werden, aber der Zinksarg von Fürst Wilhelm (1670-1724) war zu fest zugelötet. So wurde nur der Sarg seines Sohnes Heinrich August Wilhelm geöffnet. Der Holzsarg unter dem Zinkdeckel und das Skelett waren in einem sehr guten Zustand, so dass mit einem DNA-Befund sehr wahrscheinlich zu rechnen ist.

Dr. Birgit Großkopf von der Universität Göttingen hat zur Bestimmung der DNA zwei Schneidezähne aus dem Grabgelege entnehmen können. Der Befund kann in sechs bis acht Wochen gesichert vorliegen.

Die Entnahme von ein bis zwei Zähnen bei historischen menschlichen Überresten ist üblich. »In der Zahnwurzel liegt die DNA relativ geschützt vor. Somit ist die Überlieferungswahrscheinlichkeit dort und im knöchernen Innenohr an höchsten«, sagte Dr. Großkopf. Das Innenohr lasse sich bei intakten Schädeln jedoch nur mit größerem Aufwand für eine Probenentnahme nutzen. Und nach der Untersuchung könnten die Zahnkronen auch wieder in den Kiefer ohne Schaden eingesetzt werden.

Warum überhaupt ein DNA-Vergleich?

Grund für die Öffnung eines Sarges in der Stadtkirchengruft ist ein Projekt, das den Verbleib der Gebeine des Grafen Adolf von Nassau-Dillenburg seit Jahren erforscht. Geboren wurde er 1540 in Dillenburg. Der Freiheitskämpfer kam im Mai 1568 im Kampf während des 80-jährigen Krieges (1568-1648) bei Heiligerlee in den Niederlanden ums Leben. Sein Leichnam wurde in der Nähe von Groningen beigesetzt, aber aus Sorge vor der Rache der Spanier mehrfach umgebettet und in eine unbekannte Grabstelle überführt.

Der niederländische Historiker und Forscher Dr. Lammert Doedens, der auch in Dillenburg anwesend war, vermutet, dass sich Graf Adolfs Gebeine in der Oldenburger Lamberti-Kirche befinden. Hier wurden bei einer Heizungssanierung 1937 hinter einer Mauer Knochensammlungen entdeckt. Zwei Personen wurden bereits identifiziert, die restlichen Knochen legte man in einen weiteren Sarg. Untersuchungen ergaben, dass dies die Gebeine Graf Adolfs sein könnten. Der DNA-Abgleich soll dies eben nun nachweisen.

Nachfahre bei Öffnung dabei

Die Probenentnahme fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Gast war unter anderem Kirchenvorstandsvorsitzende Ursel Krug-Richter, die für die Führungen in der Stadtkirche zuständig ist. Auch ein Nachfahre von Graf Adolf von Nassau war zugegen: Clement Graf Stolberg-Stolberg von der Fürst zu Solms-Braunfels’schen Rentkammer aus Braunfels. Er vertrat den heimischen Familienzweig der Stolbergs. Ein spannender und besonderer Moment.

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