14. Juli 2018, 11:00 Uhr

Gießen

Roxy-Relikt kehrt zurück

Das alte Frontfenster der Verkaufsbox des ehemaligen Kinos Roxy ist wieder in Gießen. Im Rahmen des Projektes »Mein Museumsgegenstand« übergab es Gerhard Kromas an das Stadt[Labor]Gießen.
14. Juli 2018, 11:00 Uhr
Mehr als 30 Jahre war das alte Frontfenster der Verkaufsbox des ehemaligen Roxy-Kinos im Besitz von Angelika und Gerhard Kromas. Jetzt übergab das in Freilassing lebende Ehepaar es an das Stadt[Labor]Gießen. Foto: Braun

Der gebürtige Österreicher Gerhard Kormas hatte während seines Studiums in München seine Liebe zum Kino entdeckt. Während dieser Zeit hatte er damals als Tagelöhner in den RIVA-Fernsehstudios in Unterföhring gearbeitet und dort unter anderem Vicco von Bülow alias »Loriot« kennengelernt. »In unserer Jugend war das Kino fantastisch, es war für uns die große Welt«, erinnert er sich.

Von 1974 bis 1982 lebte er zusammen mit seiner Frau Angelika in Fernwald. Eines Abends sei er mit einem Bekannten in dessen altem Rolls Royce durch Gießen gefahren, als sie vor dem Roxy diverse Holzklappstühle und die zerlegte Kinokasse entdeckten. Sofort war ihm klar, dass er die Stücke mitnehmen wollte. Wegen des beschränkten Platzes im Rolls Royce blieb es allerdings bei dem besagten Frontfenster, das er »gegen Bares« vom Kinobetreiber bekam. Das Kino wurde damals modernisiert. 2014 fand die letzte Filmvorführung statt. Mittlerweile werden dort Vorlesungen der Technischen Hochschule Mittelhessen abgehalten.

Aus Bayern angereist

Bei dem Umzug ins bayrische Freilassing im Jahr 1982 nahm das Ehepaar Kromas das Frontfenster mit. In Bayern fand es zunächst seinen Platz im dortigen Kino. Nach dem verheerenden Hochwasser 2013, bei dem auch das Kino unter Wasser stand, hatte Gerhard Kromas das Fenster in seinem Keller aufbewahrt. Eigentlich wollte er es an Freunde weitergeben, die ebenso kinobegeistert sind wie er. Doch dann erhielt seine Frau Angelika eine Einladung zum 40-jährigen Abiturjubiläum der Gießener Abendschule, die sie damals besuchte. »Schnell war uns beiden klar: Wenn wir ohnehin nach Gießen zu dieser Feier reisen, dann nehmen wir das Fenster mit. Es ist ein Stück von Gießen und soll auch wieder dorthin zurück«, erinnert sich Kromas. Er möchte es als Zeugnis einer sich verändernden Medienlandschaft verstanden wissen und schlägt es als museumswertes Exponat vor. Zusammen mit Stadtarchivar Dr. Ludwig Brake hat er bereits begonnen, die Geschichte des ehemaligen Roxy-Kinos zu recherchieren.

»Das Frontfenster wird zunächst im Stadtarchiv für das Stadt[Labor]Gießen eingelagert, erklärt Projektleiterin Ingke Günther den weiteren Verbleib des Stückes. Für weitere Museumsprojekte wird es sicherlich eine Rolle spielen.

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