28. November 2019, 10:47 Uhr

Marburg

Modellregion für 365-Euro-Ticket werden

Die Kreise Marburg-Biedenkopf und Siegen-Wittgenstein wollen Modellregion für die Einführung eines 365-Euro-ÖPNV-Tickets werden.
28. November 2019, 10:47 Uhr
Vom 365-Euro-Ticket verspricht sich der Landkreis mehr Auslastung des ÖPNV und somit auch Klimaschutz. Foto: Reichel

Landrätin Kirsten Fründt und Landrat Andreas Müller möchten eine gemeinsame Bewerbung auf den Weg bringen. »Unsere Bewerbung hat viele Alleinstellungsmerkmale, die andere Regionen nicht aufweisen können«, sind sich die beiden Landräte einig: »Zwei benachbarte Kreise mit zwei Universitätsstädten in zwei Bundesländern und zwei Verkehrsverbünden, mit vielen direkten Verkehrsbeziehungen und vielfältigen ÖPNV-Verbindungen - das gibt es so wohl kaum noch an einer zweiten Stelle in Deutschland. Und wir sind eine ländliche Region mit über 500.000 Einwohnern.«

Durchgehende Direktverbindungen

Schon jetzt arbeiten beide Kreise daran, ihre Verkehrsbeziehungen auszubauen. Unter anderem wird die Bahnstrecke von Siegen über Kreuztal, Hilchenbach, Erndtebrück und Bad Laasphe nach Biedenkopf, Cölbe und Marburg aufgewertet.

»Nach Jahrzehnten werden wir ab Dezember auf dieser Trasse erstmals wieder durchgehende Direktverbindungen von Siegen nach Marburg und umgekehrt haben«, erläuterte Andreas Müller. »Unser Ziel ist es, die durchgehenden Verbindungen Schritt für Schritt auszuweiten und damit eine weitere Alternative zum Auto zu schaffen. Denn gerade zwischen Siegen und Marburg fehlen leistungsfähige Straßen. Hier hat die Bahn eine echte Chance als bequeme und stressfreie Alternative«, sagte Müller.

Für Kirsten Fründt ist diese Bahnstrecke ein gutes Beispiel dafür, warum die gemeinsame Modellregion Sinn macht. »Bisher ist es nicht sehr preiswert, wenn man z. B. mit dem Zug von Erndtebrück nach Marburg fahren möchte. Das liegt daran, dass beide Kreise in unterschiedlichen Verkehrsverbünden liegen. Mit einem gemeinsamen 365-Euro-Ticket wird es dann aber konkurrenzlos günstig sein, zwischen beiden Kreisen bzw. Verkehrsverbünden mit Bussen und Bahnen unterwegs zu sein, sowohl im Berufsverkehr als auch in der Freizeit, um etwa günstig von Bad Laasphe nach Marburg zum Shoppen zu fahren oder von Biedenkopf nach Siegen ins Theater.«

Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies unterstützt die Idee des gemeinsamen 365-Euro-Tickets für Siegen-Wittgenstein und Marburg-Biedenkopf. Marburg sei ein wichtiger Baustein. Als Oberzentrum und starker Wirtschaftsstandort habe Marburg bereits ein sehr gut ausgebautes ÖPNV-Angebot mit 22 Linien und über drei Millionen Fahrplankilometern. Aber es sei auch wichtig, dass die über 30.000 Berufspendler für die Fahrten ins Stadtgebiet ein attraktives Angebot erhielten.

Kapazitätsreserven im ländlichen Raum

Beide Kreise weisen darauf hin, dass das 365-Euro-Ticket aktuell vor allem in Ballungsräumen diskutiert wird. »Gerade dort hat der ÖPNV aber schon heute eine hohe Nutzerquote. Zudem sind die Kapazitäten in den großen Städten - wie etwa im Rhein-Main-Gebiet rund um Frankfurt - an ihren Grenzen angelangt, sodass in den Ballungsräumen nicht wenige sagen, erst Infrastrukturausbau, dann Flatrate-Tickets«, analysiert Erster Kreisbeigeordneter Marian Zachow. »Im ländlichen Raum haben wir dagegen eine ganz andere Ausgangssituation, sogar mit Kapazitätsreserven. Zudem ist bei uns der Effekt einer Flatrate sogar größer, weil man mit attraktiven Angeboten hier mehr Menschen zum Umsteigen bewegen kann, die teils seit Jahrzehnten nicht mehr den ÖPNV genutzt haben.«

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