27. September 2020, 13:00 Uhr

Eschenburg

Lebenshilfe kümmert sich um delikate Akten

Das hungrige Maul der Maschine zermalmt in Windeseile das Papier zu winzigen Schnipseln. Neben der Anlage stehen drei kräftige Kerle, Beschäftigte der Dillenburger Werkstätten.
27. September 2020, 13:00 Uhr
Echte Anpacker in Eibelshausen (v.l.): Darius Glogowski, Eduard Ebel, Christopher Rompf.

Die drei füttern das Laufband unaufhörlich mit weiteren Stapeln an Dokumenten, die sie aus einer blauen Tonne holen. Die Zweigstelle der Lebenshilfe in Eibelshausen bietet seit 1993 professionelle Aktenvernichtung an. Bis zu zehn Tonnen Papier werden hier pro Woche zerschreddert. Darüber hinaus auch CDs und DVDs, die entsorgt werden. Was damals mit einer deutlich kleineren und leistungsschwächeren Maschine angefangen hatte, wurde im Lauf der Jahre aufgerüstet. Heute arbeitet die Lebenshilfe-Einrichtung mit einer Anlage, die die Sicherheitsstufe 3 garantiert.

Sensible Informationen

»Vertrauliches Schriftgut ist bei uns in besten Händen«, sagt Gruppenleiter Ralf Bonorden. Das lässt sich auch an der großen Anzahl an Kunden ablesen, die regelmäßig von der Lebenshilfe ihre hochsensiblen personen- oder betriebsbezogenen Informationen vernichten lassen: »Inzwischen sind es mehr als 250 Firmen, vom Handwerksbetrieb bis zum großen Industrieunternehmen, Geschäfte, Institutionen, Büros und Verwaltungen aus dem gesamten alten Dillkreis, die zum Kundenstamm gehören. Darüber hinaus kommen viele Privatleute zu uns.«

In der Pandemie mehr zu tun

Laut Bonorden hat die Auftragslage während der ersten Corona-Phase deutlich zugenommen. »In der Zeit ist schon deutlich mehr ausgemistet worden, das haben wir schon gemerkt. Dadurch, dass wir auch einige Wochen schließen mussten, war unser Lager zeitweise pickepackevoll.«

Die Arbeit ist körperlich fordernd und schweißtreibend. Aber eine, die laut Bonorden sehr beliebt ist. »Von vielen ist das hier der Wunscharbeitsplatz. An der Maschine zu stehen und mit dem Hubwagen oder dem Container durch die Flure zu fahren - das ist schon cool.«

Neben den Anpackern an der Maschine braucht es auch noch die Vorarbeiter, die für die Entfernung von Metall- und Plastikteilen sowie für die Vorsortierung zuständig sind. Die gepressten Partikel kommen nach der Zerkleinerung in einen Container und dann in die Papierfabrik und werden dort dann wieder recycelt.

Keine Mauscheleien

»Unsere Beschäftigten werden regelmäßig geschult im Umgang mit sensiblen Daten«, erklärt Bonorden. »Wir achten pedantisch darauf, dass wir vernünftig mit den uns anvertrauten Daten umgehen.« Gab es auch schon mal unseriöse Anfragen? »Ja, gab es tatsächlich. Darauf sind wir aber auch nicht eingegangen. Wir sind etwa von einem Kunden kontaktiert worden, der anonym bleiben und uns seine Papiere auf einem Parkplatz übergeben wollte. Solche Anfragen kommen auch schon mal, sind aber selten.«

Täglich fährt ein Team mit dem Akten-Lkw raus, um die Container mit Dokumenten abzuholen, und bietet sogar komplette Archiventrümpelungen an. Oder aber die Kunden bringen die Unterlagen selbst nach Eibelshausen. »Wenn die Kunden auf den Hof kommen und unseren Beschäftigten die Dokumente überreichen oder unser rausfahrendes Team vor Ort die Akten übernimmt, ist das Inklusion pur.«

Bei vielen Kunden ist dann auch gleich das Interesse an der Werkstattarbeit allgemein geweckt. »Vor Corona haben sich dann Kunden die Einrichtung und die vielfältigen Bereiche, zum Beispiel die Montage von Sicherungskästen und LED-Beleuchtungen für Wohnmobile, zeigen lassen und waren beeindruckt von dem, was unsere Beschäftigten leisten.«

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