03. November 2020, 13:00 Uhr

Herborn

Konstruktive Konfliktlösung am Johanneum

Mediationsgespräche können helfen, einen Konflikt schnell zu beenden. Und zwar so, dass möglichst beide Parteien »erhobenen Hauptes« aus den Gesprächen herausgehen. Am Herborner Johanneum-Gymnasium wird dies geschult.
03. November 2020, 13:00 Uhr
Tragende Säulen an einer großen Schule: 16 Peer-Mediatorinnen und -Mediatoren stehen am Johanneum für konstruktive Konfliktlösung ein. Foto: Tilo Benner/Johanneum-Gymnasium

Besonders hilfreich ist es, wenn die Mediationsgespräche nicht von Lehrern sondern von Schülern angeleitet werden. »Die Ausbildung zur Mediatorin hat mir nützliche Werkzeuge an die Hand gegeben, die mir manchmal sogar ganz unbewusst in vielen, wenn nicht sogar allen zwischenmenschlichen Situationen meines Alltags weiterhelfen können. Es sind diese treuen Begleiter, die mir dabei helfen, mich regelmäßig mit meiner Menschlichkeit auseinanderzusetzen und daran zu wachsen.« Mit diesen Worten fasst Rabea Wagner (Abiturientin 2018) die Bedeutung der Schulung zur Peer-Mediatorin zusammen, die sie am Johanneum-Gymnasium durchlaufen durfte: Ein Format, das nach noch recht zögerlichen Anfängen zu einem festen und nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil der pädagogischen Arbeit am Johanneum geworden ist.

Start vor 15 Jahren

Im Februar 2005 wurden die Lehrkräfte Jens Trocha, Günter Schütz, Manfred Werner, Karl Friedrich Schutte und Tilo Benner als Fachteam »Schüler übernehmen Verantwortung« von der Gesamt- und Schulkonferenz beauftragt, Mediationsgespräche bei Konflikten zwischen Schülerinnen und Schülern anzubieten und das Projekt der Peer-Mediation am Johanneum zu realisieren. Zuvor hatte das Fachteam auf Initiative des damaligen stellvertretenden Schulleiters Bernd-Otto Müller mit finanzieller Unterstützung des Lions-Clubs Dillenburg eine Mediations-Fortbildung absolviert.

Ausbildung in verschiedenen Themen

Mit Beginn des Schuljahres 2005/2006 besuchten dann erstmals zehn Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10, ausgewählt aufgrund ihrer besonderen Kompetenzen in den Bereichen Empathie, Kommunikation und kognitive Leistungsfähigkeit, die AG »Grundkurs Mediation«, um sich zu Peer-Mediatorinnen und -Mediatoren ausbilden zu lassen. Inhalte und Fertigkeiten, die in dieser AG bis heute vermittelt werden, sind unter anderem die Weiterentwicklung des Einfühlungsvermögens und der Menschenkenntnis, das Analysieren und Lösen von Konflikten und nicht zuletzt das Planen, Moderieren und Reflektieren von Mediationsgesprächen.

Als Patinnen und Paten der Jahrgangsstufen 5 und 6 setzten die Schüler-Mediatorinnen und -Mediatoren ihre neu erworbenen Kenntnisse dann umgehend in die Praxis um.

Ein Jahr als Mediator tätig

In den Folgejahren wurden jedes Schuljahr neue Peer-Mediatorinnen und -Mediatoren ausgebildet, die ihre Tätigkeit für jeweils ein Jahr im folgenden Schuljahr ausübten. Zudem wurde der Einsatzbereich der Streitschlichtung auf die Jahrgangsstufe 7 ausgedehnt. Seit dem Wechsel auf G8 wurde die Ausbildung in die Jahrgangsstufe 9 gelegt, was auch nach der Rückkehr zu G9 beibehalten wurde.

Die beiden Arbeitsgemeinschaften, die zurzeit von der stellvertretenden Schulleiterin Kristine Tromsdorf und dem BFZ-Lehrer Tilo Benner geleitet werden, beinhalten die einjährige Ausbildung und die anschließende Betreuung der Peer-Mediatorinnen und -Mediatoren während ihrer einjährigen Mediatorentätigkeit. Das am Johanneum-Gymnasium entwickelte Mediationskonzept überzeugte sogar den im pädagogischen Bereich renommierten Persen Verlag in Hamburg, der das Konzept bereits im Jahr 2008 als Buch veröffentlichte.

Großes Interesse und Erfolgsrezept

In den vergangenen fünf Jahren ist das Interesse an der Mediationsausbildung immens gestiegen. Lehrkräfte und auch Schülerinnen und Schüler nutzen vermehrt bei Konflikten das Unterstützungsangebot.

Die Peer-Mediatorinnen und -Mediatoren Philipp Keiner, Jasmin Droß, Tim-Luca Reif und Laura Groos ziehen nach den zwei Jahren Ausbildung und praktischer Erprobung eine Bilanz: »Wir sind Mediatoren, weil wir es schätzen, uns für die Schule einzusetzen. Die Arbeit hilft dabei, andere Menschen in Streitsituationen zu unterstützen und Konflikte im Alltag sachlich zu lösen.«

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