Ein Fläschchen hatte jeder der rund 100 Zuhörer am Eingang erhalten – und bekam die Auflösung für dieses Präsent dann bei der Lesung. Den Kräuterschnaps aus Thüringen hatte Hess mitgebracht, um einen Lokalbezug zu seinem in Thüringen spielenden Fall herzustellen. »Grillwetter« erweist sich als ein Krimi zwischen Liebe, Mord und Rostbratwurst – und Letztere gab es mit anderen zum Buch passenden Delikatessen für die Zuhörer in der Pause zur Stärkung.
Nach der Begrüßung durch Krimifestivalinitiator und -organisator Uwe Lischper machte sich dann auch der 1973 in Berlin geborene Jurist daran, erst einmal einige Begrifflichkeiten zu erläutern. Nicht etwa ein Kommissar, sondern Anwalt Fickel ermittelt bei Hess, und dieser verdient sich seine Brötchen als »Terminhure«. Dabei handelt es sich um die Bezeichnung für einen Terminvertreter vor Gericht, der in Verhandlungen einspringt, wenn der »richtige« Anwalt verhindert ist. Auch die Namenswahl seines Ermittlers Fickel will erklärt sein: Fickel sei die Ableitung der Koseform »Fick« zum Rufnamen Friedrich. Fickel bedeutet umgangssprachlich so viel wie Ferkel. »Wenn jemand beim Essen gern kleckert, ist er eben ein Fickel«. In »Grillwetter« geht es um die Wurst. Das Traditionsunternehmen Krautwurst Thüringer Wurstspezialitäten hat Insolvenz angemeldet, Massenentlassungen stehen bevor, und das Schlimmste ist: Ein Produktionsstopp scheint unvermeidlich. Die Folgen für Südwestthüringen und seine Bevölkerung wären verheerend: kalter Bratwurstentzug und Tofuschock, verwaiste Grillgitter und Löschbierschwemme. Eine ganze Region droht abzudriften. Zu allem Überfluss ist der Insolvenzverwalter spurlos verschwunden. Ist er mit einem Geldkoffer durchgebrannt, wie es Geschäftsführer Jürgen Krautwurst befürchtet, oder wurde er von Schlachter Menschner mit dem Schweinespalter erschlagen? Eine total verfahrene Situation, in der Anwalt Fickel zwischen Liebe und Rostbratwurst ermittelt.