15. Januar 2020, 15:00 Uhr

Wetzlar

Gefahrenabwehr im Kreis auf dem neuesten Stand

Neue Technik und die neue Software »Emergency Eye« sollen die Notfall- und Notrufbearbeitung im Lahn-Dill-Kreis durch die zentrale Leitstelle noch effizienter machen.
15. Januar 2020, 15:00 Uhr
Jens Schmitt, Fachdienstleiter der Leitstelle (l.), erläutert den praktischen Einsatz der Software. »EmergencyEye« ergänzt den Notruf - ohne eine App herunterladen zu müssen.

Eine Radfahrerin stürzt im Gelände und kann beim Notruf keine genauen Auskünfte über ihren Standort geben. Ein Mann kollabiert - der Ersthelfer vor Ort ist unsicher bei der Reanimation. In solchen Fällen zieht die Leitstelle des Lahn-Dill-Kreises - als erste hessische Leitstelle - die Software »EmergencyEye« zu Hilfe. Das Programm hilft den Einsatzsachbearbeitern der zentralen Leitstelle, die Situation besser einzuschätzen und zu beraten sowie den Einsatzort zielgenau zu orten.

Fit für die Zukunft

Mit dem Umbau der zentralen Leitstelle durch das Land Hessen und den Lahn-Dill-Kreis Jahr wurden technische Voraussetzungen geschaffen, auch neue Verfahren und Techniken einzusetzen. Größere und mehr Bildschirme sowie die Digitalisierung ermöglichen eine bessere Übersicht und steigern die Bearbeitungseffizienz. Die Vorbereitungen für den IP-Notruf 112 sind getroffen und viele Standards ermöglichen in der Zukunft, technische Innovationen für die Bürger bereitzustellen.

Als weiteres Softwaremodul kann somit auch das Programm »EmergencyEye« Verwendung finden und insbesondere in der Standortlokalisation und einer Bildübertragung von Smartphones die Abläufe und Hilfeleistungen verbessern.

»Unsere Leitstelle ist Dreh- und Angelpunkt bei Notfalleinsätzen. Mit den technischen Erneuerungen der Leitstelle und der Nutzung von ›EmergencyEye‹ können die Einsätze und die Einsatzkräfte vor Ort besser koordiniert werden«, so der erste Kreisbeigeordnete und Dezernent für Gefahrenabwehr Roland Esch. Die Gefahrenabwehr stellte bei der Veranstaltung die zentrale Leitstelle in einem Imagefilm vor.

Oft geht es um Minuten

»Die ersten Minuten sind in einem Notfalleinsatz entscheidend. Wenn die Anrufe bei uns in der zentralen Leitstelle eingehen, muss sofort und gezielt gehandelt werden - die technischen Möglichkeiten erleichtern uns die Koordinierung«, ergänzte Kreisbrandinspektor Rupert Heege. »Emergency- Eye« ermöglicht durch GPS-Ortung und Videofunktion, die Situation eines Notfalls besser einzuschätzen und den Ersthelfer an einem Einsatzort zum Beispiel bei den Reanimationsmaßnahmen zu unterstützen. Auch in Brandfällen außerhalb von Ortschaften kann mithilfe der Videofunktion der Einsatzort schneller ermittelt werden und auch die Farbe des Rauchs kann erste Aufschlüsse über den Brand geben.

»EmergencyEye«

»EmergencyEye« ist ein unabhängiges System, das mit Einwilligung auf Smartphone-Funktionen des Anrufers zugreifen kann. Bestätigt der Anrufer den Link auf dem Gerät, kann die Leitstelle wahlweise auf die GPS-Daten zugreifen oder eine Live-Video-Verbindung aufbauen.

Auch Sprachbarrieren können mit der Software überwunden werden - die neueste Version stellt 2020 eine Chatfunktion mit Übersetzung zur Verfügung, um dem Anrufer die Kommunikation zu erleichtern. Hierdurch bestimmt die zentrale Leitstelle den Informationsfluss, während Persönlichkeitsrechte und Datensicherheit gewahrt sind.

Die Erweiterung der Basisfunktionen stellt einen wesentlichen Schritt dar, die Ziele der Barrierefreiheit für alle Notrufteilnehmer zu erreichen. Die Software war zunächst im Rhein-Kreis Neuss und im Kreis Kleve im Einsatz, mittlerweile nutzen zehn Leitstellen das System.

Im Rahmen einer Bachelorarbeit wird an der TH Mittelhessen untersucht, wie durch »EmergencyEye« Ressourcen im Rettungsdienst und bei Feuerwehreinsätzen noch besser genutzt werden können.

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