07. Februar 2020, 11:00 Uhr

Stadtallendorf

Gedenken an die Opfer des Holocausts

Der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts wurde auch im Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) in Stadtallendorf begangen.
07. Februar 2020, 11:00 Uhr
Auch Schüler der Alfred-Wegener-Schule und der Georg-Büchner-Schule tauschten sich mit den Teilnehmenden über das Thema Gedenken aus. Foto: Patricia Grähling/Stadt Marburg

»Der Holocaust zählt für mich zum Schlimmsten überhaupt, was Menschen anderen Menschen im 20. Jahrhundert angetan haben«, sagte Landrätin Kirsten Fründt. »Diese Gräuel des Nationalsozialismus’ werden in der heutigen Zeit immer häufiger verharmlost. Es ist unsere Verantwortung, das Bewusstsein gegen Rassismus und Antisemitismus zu schärfen.«

»Das Erinnern genügt nicht mehr«

»Wir leben in einer Zeit, in der das Erinnern nicht mehr genügt. Wir leben in einer Zeit, in der wir Vorurteilen widersprechen, in der wir uns dem Unrecht entgegenstellen müssen, in der wir nicht wegsehen können und dürfen. Es ist an uns, vorzuleben, dass wir aus der Geschichte gelernt haben. Wir vergessen nicht!«, machte Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies deutlich.

Auch der Stadtallendorfer Bürgermeister Christian Somogyi betonte die Wichtigkeit des aktiven Entgegentretens gegen Hetze, Lügen und Rassismus: »›Das wird man doch mal sagen dürfen!‹ ist ein oft gehörter Satz, wenn Lügen und Halbwahrheiten verbreitet werden. Wir müssen die Erinnerung an die dunkelsten Jahre der deutschen Geschichte bewahren und den heutigen Gefahren entschieden entgegentreten, damit Geschichte sich nicht wiederholt.«

Neben musikalischen Beiträgen der evangelischen Sing- und Musikschule Stadtallendorf gab es Lesungen, die bewegende Einblicke in die grausame Realität der Verfolgung und Ermordung jüdischer Mitbürger gaben. Sebastian Sack las aus dem Buch »Mein verwundetes Herz« den letzten Brief, den die jüdische Ärztin Lilly Jahn, Mutter des Marburger Kommunalpolitikers und Bundesjustizministers Gerhard Jahn, an ihre fünf Kinder geschrieben hatte, bevor sie nach Auschwitz gebracht und ermordet wurde.

Mechthild Grabner vom Hessischen Landestheater Marburg las das Gedicht »Todesfuge« von Paul Celan. Darin heißt es etwa: »... dann steigt ihr als Rauch in die Luft, dann habt ihr ein Grab in den Wolken, da liegt man nicht eng«.

Opfern gedenken und sie betrauern

»Wir sprechen über Menschen, die damals auch hier bei uns aus unserer Mitte gerissen und ermordet wurden. Indem wir ihrer aufrichtig gedenken, sie als Menschen betrauern und Verantwortung übernehmen, geben wir ihnen jene Menschlichkeit zurück, die ihnen das unmenschliche Regime der Nationalsozialisten nehmen wollte«, so Sebastian Sack von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

Das DIZ ist ein außerschulischer Lernort, Begegnungsstätte, Museum, Archiv sowie Forschungs- und Informationszentrum. Seit Herbst 1994 steht das Zentrum als Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus’ der Öffentlichkeit und insbesondere Schulen zur Verfügung. Es ist außerdem die zentrale mittelhessische Gedenkstätte zum Thema Rüstungsindustrie und Zwangsarbeit während der NS-Zeit und erinnert auch an die 17.500 Menschen aus mehr als 20 Nationen, die für den Bau und Betrieb der Sprengstoffwerke während des Kriegs in die Allendorfer Werke verschleppt wurden.

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