04. Juli 2020, 13:00 Uhr

Herborn

Die digitalen Poeten des Johanneums

Die Poetry-Slam-AG des Johanneum-Gymnasiums unter Leitung von Philipp Görg und Dorit Betz nutzte eine alternative Plattform für den ersten Poetry Slam der Schule.
04. Juli 2020, 13:00 Uhr
Die Poetry-Slammer des Johanneums senden Poesie aus dem Wohnzimmer (von oben links nach unten rechts): Philipp Görg, Ronny Rehberg, Dorit Betz, Elena Ziegler, Sümeyra Camuka, Björn Rikl, Pauline Ebertz. Screenshot: privat

Mit einer öffentlichen Videokonferenz begeisterten die Schüler trotz Corona mit ihren Texten die 60 Zuschauer und boten somit etwas Kultur in der auftrittslosen Zeit. Die Corona-Zeit bringt vieles und somit auch die Planungen der Schulveranstaltungen ins Wanken. Das sonst im Frühling stattfindende »Best Of Johanneum« wurde abgesagt und somit hatten die frischen Poetinnen und Poeten der Poetry-Slam-AG keine Möglichkeit, ihre selbst verfassten, kreativen Texte vorzutragen.

Sie trafen sich im letzten halben Jahr regelmäßig in einer Mittagspause und schrieben ihre Texte, verbesserten sich gegenseitig und machten sich Mut. Auch mit teilweise wenig Erfahrung brachten sie emotionsvolle Texte auf Papier. An Gefühlen offenbarte sich somit eine große Bandbreite aus dieser AG.

Spontane »Online-AG«

Als die Corona-Vorkehrungen sie nicht mehr in das Schulgebäude ließen, trafen sich Schülerinnen und Schüler wöchentlich in einer Videokonferenz, um sich auf einen digitalen Auftritt vorzubereiten. Die Jugendlichen sahen das als eine große Chance, ihr Lampenfieber erst einmal vor dem Bildschirm zu erleben und nicht direkt alleine auf einer Bühne.

Mit fröhlichen Begrüßungen und kleinen Plaudereien im virtuellen Publikum füllte sich der Chatraum um 19.30 Uhr. In den Gesichtern der Schüler und Schülerinnen stand Aufregung und Vorfreude und auch einige der Zuschauer, darunter Lehrerinnen und Lehrer des Johanneums, waren sichtlich gespannt.

Als die Aufführung begann, wurden alle Zuschauer auf stumm geschaltet, damit sich jeder auf die Vortragenden konzentrieren konnte.

Humorvoll, aber auch nachdenklich

Die Moderation übernahm Sümeyra Camuka. Mit kleinen Anmerkungen zu jedem Text schaffte sie eine passende Atmosphäre und rahmte die kurzen Auftritte ein. Pauline Ebertz begann mit ihrem ersten Text über ihre Superkraft »Das Einschlafen« und brachte die Zuschauer für einen kurzen Moment mit »Ich, die Sandfrau« zum Träumen. Mit seinem außergewöhnlich direktem Humor zeigte Björn Rikl mit »Brain-AFK im Alltag«, was die heutige Gesellschaft mit der Linguistik anstellt.

Nach diesen humorvollen Texten brachte Elena Ziegler die Zuhörenden mit ihrem Text über Depressionen »*« in eine melancholische Stimmung, die Sümeyra anschließend in ihrem eigenen Text »Das Leben im Patriarchat« auch durchscheinen ließ. Mit der Thematik des weltweiten Sexismus brachte sie somit die ein oder andere Träne zum Vorschein.

Etwas Gesellschaftskritik schwang in Ronny Rehbergs Text »Ein Tag wie jeder andere« mit, der über die traurigen Lebenssituationen verschiedener Menschen in seinem Umfeld sprach. Elena Ziegler fragte sich danach noch »Was wäre wenn« und verzauberte als »Hobbydenkerin« das Publikum. Zum Schluss nahm Pauline Ebertz den ganzen Chat mit zum Einkaufen in ihrem Text »Wie Hefe in die Klapse treibt« und zeigte, was man alles beim Einkaufen erleben kann.

Dieser Auftritt der jungen Menschen setzt auf jeden Fall ein Statement für alle Schulen in der Corona-Zeit. Kontaktverbot, Hygienevorschriften und Homeschooling halten die Jugendlichen nicht davon ab, ihre Talente zu zeigen.

Und dafür haben sie an diesem Abend auch einen verdienten Applaus bekommen.

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