27. Februar 2018, 11:00 Uhr

Dillenburg

Bürgerschreck für guten Zweck

Fastnachtsmännchen – eine weit und breit einmalige Tradition, die sogar Kinder aus den Nachbardörfern anlockt, trieben in Nanzenbach ihr »Unwesen«.
27. Februar 2018, 11:00 Uhr
Die Kinderschar treibt es bunt mit den Fastnachtsmännchen. Wer nicht entkommen kann, wird im Schnee gewaschen. Foto: Stein

Es hat sich herumgesprochen, dass man im ehemaligen Bergmannsdorf am Fastnachtsdienstag etwas Besonderes erleben kann: Eine Gruppe junger Männer trifft sich dort jedes Jahr und führt einen Brauch fort, der schon im vorletzten Jahrhundert bestand und in den 1960ern wieder neuen Aufschwung erlebte.

Seitdem laufen sie durch den Ort, klingeln an den Häusern, halten Autos und Fußgänger an oder fallen in den Geschäften ein. Die stummen Gestalten, die bis zur Unkenntlichkeit maskiert und verkleidet sind, sammeln Geldspenden, Wurst, Speck und eine ganze Menge Eier, die am Abend zu einem deftigen Eierkuchen gebacken werden.

Erlös wird gespendet

Die Geldspenden werden nach der Bezahlung aller Rechnungen aufgeteilt. So sollen aus dem Erlös die Grundschule und die Jugendabteilung des Sportvereins jeweils 200 Euro erhalten.

Es wird aber auch in neue Masken, Kostüme, Accessoires und Aufbewahrungsmöglichkeiten der Fastnachtsmännchen investiert.

Erkennen ausgeschlossen

Wer denkt, er hätte jemanden erkannt, wird oft enttäuscht. Es gibt Familien, die den Männern Einlass gewähren, eine Zwischenmahlzeit und Getränke bereithalten. Als Dank werden die Masken – im wahrsten Sinne des Wortes – gelüftet. Dort tauscht man auch die Kostüme und Schuhe aus, um die Kinderschar, die das Treiben im Dorf begleitet, zu verwirren. Selbst Kinder, die ihren Vater in einem der Kostüme vermuten, liegen meist falsch.

Kinder sind ein wichtiger Bestandteil des Treibens. Sie verfolgen die Fastnachtsmännchen durch das ganze Dorf. Dabei werden sie von den Männern gefangen, mit Schnee »gewaschen«, die Ohren langgezogen oder in Papiermülltonnen gesteckt. Manch halbstarker Bub treibt es auch etwas zu bunt und fordert den Klaps auf den Hintern oder einen leichten Hieb mit dem Stock heraus.

Im Vergleich zu früher, als der Henker mit der Peitsche kam oder auch mal eine Eisenkette durch die Luft geschwungen wurde, ist heute alles viel harmloser. Für Außenstehende sieht es mitunter brutal aus, doch es wird niemand verletzt, denn es ist und bleibt ein Spiel aus Jägern und Gejagten, die mehrfach die Rollen tauschen.

Bis Faschingsdienstag 2019 herrscht nun wieder Ruhe in Nanzenbach.

0
Kommentare | Kommentieren