20. Oktober 2019, 11:00 Uhr

Pohlheim

Beliebte Mischung aus Karaoke und Massenchor

Wer gerne Karaoke singt, aber nicht unbedingt als Einzelner seine Qualitäten zeigen möchte, kann sich im Rudelsingen probieren. Diese Art des Massenchors findet immer mehr Fans.
20. Oktober 2019, 11:00 Uhr
Oliver Strzoda (rechts) animierte seine Kolleginnen und Kollegen zum Rudelsingen. Foto: Häuser

Es ist zwei Minuten nach acht im Autohaus Häuser in Pohlheim. Eine Fanfare ertönt: Musikschnipsel aus dem Klassiker »Music« von John Miles. Gitarrist und Moderator Jörg Siewert hechtet mit seinem Keyboarder Steffen Walter auf die Bühne und startet vor über 150 Gästen das siebte Rudelsingen, das der Gesangverein Jugendfreund Watzenborn-Steinberg seit nunmehr drei Jahren ausrichtet - mit zunehmender Resonanz.

Ausverkauft!

Jörg Siewert ist eigentlich Hochschullehrer. Vor vier Jahren sah der Siegener im Fernsehen eine Talkshow mit Rudelsingen-Gründer David Rauterberg und nahm sogleich Kontakt zu ihm auf. »Ich wollte das auch machen, diese Art niedrigschwelliges Singen.« Und dann ging alles ziemlich schnell. Siewert holte Steffen Walter mit ins Boot und initiierte Rudelsingen in NRW, Rheinland-Pfalz und in mehreren hessischen Städten, darunter in der Marburger Waggonhalle - und eben in Pohlheim. Die Resonanz fast überall: ausverkauft!

Musik aus allen Genres

Das Rudelsingen hat seine feste Struktur: In drei Blöcken mit jeweils acht Liedern wird eine relativ große Bandbreite an unterschiedlichen Musikgenres geboten: diesmal von Lolitas »Deine Heimat ist das Meer« über das Musical »König der Löwen«, Herbert Grönemeyers »Mambo« bis zu Queens »Bohemian Rapsody« und einem spontan einstudierten neunstimmigen Kanon.

»Das Rudelsingen steht und fällt mit der Moderation. Ohne sie wäre das Ganze halb so lustig«, ist sich Siewert auch seiner persönlichen Wirkung durchaus bewusst. Der 53-Jährige agiert von der Bühne aus mehr als Animateur denn als Musiker. Ihm gefällt der Auftritt im Autohaus wegen der besonderen Atmosphäre und des Raumklangs.

Jedes Lied wird von ihm anmoderiert. Als Überleitung dienen ihm nicht nur Informationen zum jeweils nachfolgenden Song, sondern auch die Interaktion mit dem Publikum.

Jörg Siewert sorgt für Lacher

Als beim Einüben des Stücks »Alles nur geklaut« von den »Prinzen« zwei Damen im Plenum den Einsatz vermasseln, bleibt Siewert nur die Feststellung: »Wir kriegen das in der Kürze der Zeit nicht therapiert. Geht ihr zwei in der Zwischenzeit mal was trinken!« Was natürlich im Scherz gesagt ist und für Lacher sorgt.

Frauen in der Mehrheit

Wie auch der Kommentar Siewerts zum seiner Ansicht nach sinnfreien Text im Schlager »Tür an Tür mit Alice« von Howard Carpendale: »Früher hatte ein Telefonkabel nur einen Meter Länge. Wie kann er da beim Telefonieren vom Flur aus zum Fenster geeilt sein, um nach dem Möbelwagen von Alice zu schauen?« Und so geht das den ganzen Abend weiter.

Das Publikum besteht zu mehr als zwei Dritteln aus Frauen und kommt aus einem Umkreis von mehr als 50 Kilometern nach Pohlheim, um nach Lust und Laune in der Gruppe zu trällern.

Anja aus Gießen gefällt’s. Die 53-Jährige hat den Besuch zum Geburtstag geschenkt bekommen. Die Songtexte werden per Beamer auf eine Leinwand projiziert. Und da die Instrumentalmusik vom Band oder von den beiden Protagonisten auf der Bühne laut eingespielt wird, fällt es Anja und ihren Freundinnen nicht schwer, mitzusingen - auch wenn vielleicht der ein oder andere Ton nicht getroffen wird.

»Wir kommen wieder!«

Oliver Strzoda hat seine Arbeitskolleginnen und -kollegen animiert, mit nach Pohlheim zu fahren. Die siebenköpfige Gruppe einer Firma aus Reichelsheim macht von zwei Stehtischen aus mächtig Stimmung und geht bei jedem Lied lautstark mit. »Man kann singen, wie man will: krumm und schepp!«

Zum Video von Johannes Oerding schmettern alle: »An guten Tagen gibt es nur hier und jetzt, schau’ ich nicht links und rechts, vielleicht nach vorn, doch nie zurück ...« Am Ende gibt es Standing Ovations für Jörg Siewert und Steffen Walter - und die einhellige Absichtserklärung: »Wir kommen wieder!« (hä)

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