29. November 2017, 05:00 Uhr

Kultfilm

"Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" mit Orchester

Einfach Kult zu Weihnachten: Zur Einstimmung in die Vorweihnachtszeit zeigt die Alte Oper den Märchenklassiker »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel« im Kinoformat und mit Orchester.
29. November 2017, 05:00 Uhr
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Von DPA
(Foto: pv)

Ein Hütchen mit Federn, die Armbrust über der Schulter – aber ein Jäger ist es nicht. Ein silbergewirktes Kleid mit Schleppe zum Ball – aber eine Prinzessin ist es nicht.« Wer dieses Rätsel lösen kann, gehört zweifellos zur riesigen Fangemeinde von »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel«.

Das Radiosymphonie-Orchester Pilsen unter Leitung des international renommierten Filmmusikspezialisten Frank Strobel wird am Donnerstag, 14. Dezember (19.30 Uhr), die unvergessliche Musik des tschechischen Komponisten Karel Svoboda live spielen – Szene für Szene synchronisiert mit dem Geschehen auf der Leinwand.

 

Eine Musik, bei der jeder sofort Glücksgefühle hat

Aschenbrödel auf ihrem Ritt durch tief verschneite Wälder zu folgen, gegen alle Hindernisse und direkt in die Arme des Prinzen – dieses Ritual wird jedes Jahr zur Adventszeit von unzähligen Menschen vor dem Fernseher begangen. »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel« eroberte Millionen Herzen, nicht zuletzt wegen der Musik Svobodas, dessen Titelmelodien für Zeichentrickfilme wie »Die Biene Maja«, »Wickie« oder »Nils Holgersson« allesamt aus dem Kollektivgedächtnis kaum mehr wegzudenken sind. Eine aber scheint sie alle zu überflügeln und bei vielen Menschen auf direktem Wege Glücksgefühle hervorzurufen: Jene Musik, zu der die Prinzessin auf ihrem Schimmel durch den Schnee ins Glück reitet.

Für viele Deutsche gehört der Märchenfilm deshalb zu Weihnachten wie der Christbaum und die Geschenke: Allein im Dezember 2005 läuft die tschechoslowakische Produktion insgesamt zehnmal in deutschen Fernsehkanälen. Vor genau 30 Jahren, am 26. Dezember 1975, wurde die Prager Variante der Aschenputtel-Geschichte erstmals von der ARD ausgestrahlt. Und auch in Tschechien und der Slowakei steht das Werk von Regisseur Vaclav Vorlicek heute noch mehrfach auf dem Sendeplan.

 

Wie die Hauptdarstellerin fast gar nicht beim Film dabei gewesen wäre

Anhänger des Films finden vor allem die Leistung von Hauptdarstellerin Libuse Safrankova hinreißend. Dabei hätte die renommierte Schauspielerin die Rolle des Aschenbrödels damals beinahe nicht übernommen. »Ich war in einem Prager Theater gerade für Tschechows ›Onkel Wanja‹ engagiert und wollte mich eigentlich nicht zerstreuen lassen. Aber dann hat unser Regisseur Jan Kacer mir doch geraten, das Angebot anzunehmen«, erinnert sich die heute 52-Jährige an den wohl größten Erfolg ihrer Karriere.

Neben klassischen Märchen habe sie als Heranwachsende besonders die Abenteuer von Karl May geschätzt, sagt Safrankova: ›Der Schatz im Silbersee‹ und ›Der Geist des Llano Estacado‹ – das waren meine Geschichten.« Außer Karl May verbindet sie noch etwas anderes mit Sachsen: »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel« wurde teilweise in Schloss Moritzburg gedreht, 15 Kilometer nordwestlich von Dresden. »Wir drehten viele Szenen in der Natur, das Ganze war wie die Fortsetzung meiner Kindheit«, erinnert sich die im ländlichen Mähren aufgewachsene Tschechin.

 

Warum schwärmen die Deutschen gerade für tschechoslowakische Filme?

»Ich weiß wirklich nicht, wie oft der Film bis heute vor allem in der Weihnachtszeit gezeigt wurde«, sagt Regisseur Vorlicek. Immer wieder werde er in Deutschland auf »Aschenbrödel« angesprochen, sagt der heute 75-Jährige, der auch die Serie »Die Märchenbraut« drehte. Vorliceks Erfolg ist kein Einzelfall, auch andere Kinderfilme aus Prag besitzen in Deutschland geradezu Kult-Charakter – sei es »Pan Tau«, der elegant gekleidete Mann mit der Zaubermelone, oder »Krtecek«, der Zeichentrick-Maulwurf aus der »Sendung mit der Maus«.

Warum die Deutschen ausgerechnet für Filme aus der ehemaligen Tschechoslowakei so schwärmen, ist Vorlicek nicht ganz klar: »Es gibt eigentlich kein Geheimnis. Unsere Filme sind wie unsere Märchen – oft poetisch, meist lächerlich, ein wenig Horror, aber sonst ganz nett. Für mich sind es übrigens eher närrische Komödien als Kinderfilme.«

 

Erfolg war für den Prinzen Fluch und Segen zugleich

Für den tschechischen Schauspieler Pavel Travnicek war der Erfolg von »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel« Fluch und Segen. Der heute 55-Jährige spielte den Prinzen: »Jahrelang wurde ich nicht mehr engagiert, weil jeder mein Gesicht mit diesem Märchen in Verbindung brachte.« Aber er sei stolz, dass man auch nach 30 Jahren noch an diesen Film denke, meint der Prager: »Es gibt Oscar-Gewinner, die kennt nach zwei Jahren kein Mensch mehr.« Travnicek betreibt heute ein Theater in Prag.

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