Das Spektrum reichte vom meditativ-ruhigen Orgelstück bis hin zu komplex aufgebauten Chorwerken. Zwar erzwang ein Motordefekt den Verzicht auf die große Orgel, dem runden Programm tat dies indes keinen Abbruch. Das Präludium h-Moll aus dem ersten Teil des »Wohltemperierten Klaviers« von Johann Sebastian Bach versetzte die Zuhörer zu Beginn in eine besinnliche Stimmung. Becker unterstrich an der Truhenorgel einfühlsam den getragenen Charakter. Die Kantorei widmete sich nach Giovanni Pierluigi da Palestrinas weihevoller doppelchöriger Motette »O bone Jesu« Leonhard Pamingers Werk »In monte Oliveti« und sang in aller Ruhe die weitgespannten Melodielinien, erzeugte dabei ein harmonisches Klangbild. Wilhelm Friedemann Bachs »Preludio« c-Moll strahlte an der kleinen Orgel mit den hellen Flötenstimmen Zartheit aus und leitete über zur klassischen Ausdruckswelt von Wolfgang Amadeus Mozarts Chorwerk »Adoramus te, Christe«. Durchweg gefiel die nuancierte Gestaltung der Kantorei, dies zeigte sich auch bei der im Zentrum stehenden achtstimmigen Motette »Mein Gott, warum hast du mich verlassen« von Felix Mendelssohn Bartholdy. Detailreich förderte der Chor die fein differenzierte Satzkunst zutage. Die Motette setzte dramatische Akzente und konfrontierte eindringlich mit dem Leiden Jesu. In den thematischen Kern des Konzerts fügte sich nahtlos Johann Sebastian Bachs »Goldbergvariation« Nr. 25 mit ihrem klagenden Gestus. Zu Ende ging das Konzert mit dessen zuversichtlich stimmender Motette »Jesu, meine Freude«. Vorzüglich brachte der Chor auch hier die raffinierte Satztechnik zur Geltung – vom Choral bis zur Fuge. Für das gelungene Konzert spendeten die Hörer kräftigen Beifall.