Nonnenroth (de). Er hat es wieder getan: In Nonnenroth schlug Martin Luther erneut Thesen an eine Kirchentür. Statt die historische Figur des Reformators als Überheld zu feiern, schlug das Lutherspiel am Kirchberg am Sonntag auch kritische Töne an und forderte dazu auf, selbst zu handeln. Thaddäus Meilinger, als Schauspieler aus »Gute Zeiten, schlechte Zeiten« bekannt, schlüpfte in die Rolle des Martin Luther. Er war einer von weit über 100 Darstellern, die vor über 600 Besuchern auftraten.
Pfarrer und Regisseur Hartmut Lemp verkaufte die Aufführung als Generalprobe für eine Fernsehaufzeichnung. Dabei wechselten sich historische mit modernen Spielszenen permanent ab. So kritisierte Luther mit Blick auf heute: »Ich wollte Bildung für alle Kinder, nicht nur für die, die es sich leisten können.«
An die Spielszene seiner Hochzeit mit Katharina von Bora schloss sich die Hochzeit zweier lesbischer Nonnen an, deren Trauung Luther selbst übernahm. In seinem Abschlussmonolog erklärte er, dass die Reformation noch nicht zu Ende sei, es weiterhin viele Missstände gäbe, gegen die man – egal ob Christ, anderen Glaubens oder Atheist – seine Stimme erheben müsse. Wenn etwa der IS mit deutschen Waffen kämpfe, sei dies ein Skandal. Und so griff er wieder zum Hammer und schlug die These an: »Tretet ein für eures Herzens Meinung, aber lasst den Verstand nicht außen vor.« Danach konnten die Besucher selbst zum Hammer greifen und weitere Thesen an die Kirchentür anschlagen.
Beim Lutherspiel der evangelischen Kirchengemeinde Nonnenroth und Villingen wirkten auch ein Chor der Willi-Ziegler-Schule, die Mundartgruppe Querbeet und der Gesangverein Liederkranz Nonnenroth mit. Bürgermeister Rainer Wengorsch schlüpfte in die Rolle des Landgrafen Philipps, des Großmütigen, Landrätin Anita Schneider spielte Margot Käßmann.