Mit Einbruch der Dunkelheit entwickelte sich im Ernst-Troller-Weg eine Atmosphäre wie an einem lauen Sommerabend. Nur die Bekleidung der Besucher deutete darauf hin, dass es ja schon Ende Oktober ist. Das letzte Licht des Tages gab dem Geschehen in der kleinen Straße zudem ein besonderes Aussehen. Ein kleines Feuer loderte, die Bäume waren mit kleinen Lichterketten in bunten Farben geschmückt. Der Verein Miteinander Wohnen und Leben im Wohnprojekt Pendelton-Barracks und die GSW Gesellschaft für Soziales Wohnen in Gießen hatten zu diesem Straßenfest eingeladen.
Unter dem Motto »Kulturherbst« wurde den Besuchern ein buntes Programm voller Musik, Spaß und kulinarischer Genüsse geboten. Die Kinder schnitzten mit Begeisterung an den großen Kürbissen und ließen ihrer Fantasie bei der Gestaltung freien Lauf. Wenige Meter weiter durften Besucher gesalzene Kürbiskerne probieren, das Glas mit Bowle war schon früh am Abend geleert. Dass der Herbst schon begonnen hat, verdeutlichten der heiße Glühwein, Lebkuchen und Spekulatius.
Ali Al Harki, der auf seiner Oud Lieder präsentieren wollte, musste leider absagen. Doch es mangelte dennoch nicht an Musik. Die in Gießen bekannte Balkan-Ska- und Gypsymusik-Band Turbo Sapienova war ebenso dabei, wie zuvor die Berliner Formation Linda und die Lange Leitung. Linda Gundermann und Sonja Goll, die gemeinsam in einer Berliner WG leben und eigens zu diesem Gastspiel an die Lahn kamen, präsentierten nach der Begrüßung von Rainer Stoodt von der GSW ihre Lieder. Und es entstand gleich eine herzliche Verbindung zwischen den jungen Frauen und dem Publikum, das es sich vor dem kleinen Zelt bequem machte. Die Berlinerinnen sangen vom Sorgengangsta, von Blumenkindern, Dorfbumspiraten, Brüderchen, Lieblingsmenschen und denen, die es mal waren. Linda Gundermann ist die Tochter des vor allem in Ostdeutschland populären und 1998 gestorbenen Gerhard Gundermann.
Eine heiße Kürbissuppe dampfte im großen Topf, knusprig braune Würstchen warteten auf dem Grill, und das Stockbrot sprach die kleinen Besucher an. Geöffnet hatte der Umsonstladen, hier wurden bei einem Flohmarkt jede Menge Bücher angeboten. Er öffnet jeden Donnerstag von 17 bis 19 Uhr und der Andrang ist groß. Dringend gebraucht wird gut erhaltene Winterkleidung in gutem Zustand. Zudem ist der Umsonstladen auf der Suche nach Tellern, Tassen und Besteck. »Davon ist kein Stück mehr da«, bedauert eine Mitarbeiterin, die berichtet, dass schon lange vor den Öffnungszeiten 50 Leute in der Schlange anstehen.
Geöffnet war auch die Töpferwerkstatt, der Verein an.ge.kommen und das ZIBB (Zentrum für interkulturelle Bildung und Begegnung) präsentierten ihre Arbeit. Das Wetter spielte mit und so vergingen die Stunden wie im Flug.