. Angebote wie Carsharing- und Leihrad-Stationen, Bushaltestellen oder Bahnhaltepunkte bündeln: Das ist die Grundidee, die sich hinter dem Begriff »Mobilitätsstation« verbirgt. »Mobilität wird immer vielfältiger, was zu einer immer stärkeren Beanspruchung des Straßenraums führt. Deshalb ist es laut Verkehrsentwicklungsplan womöglich sinnvoll, Mobilitätsangebote zu bündeln«, sagt Bürgermeister Alexander Wright von den Grünen.
In der jetzigen Sitzung des Ausschusses für Klima-, Umwelt- und Naturschutz, Stadtentwicklung, Energie und Verkehr erinnert er daran, dass die CDU die Installation solcher Stationen gefordert hatte. Deshalb habe der Magistrat sie als prioritär eingestuft und die Erstellung eines Konzeptes beim Büro »Quanz und Partner« beauftragt, das nun vorliegt. »Wir wollen eine praxisorientierte Orientierungshilfe bieten und haben uns dabei auch an anderen Städten orientiert«, erklärt Axel Quanz in der Ausschusssitzung.
Unterschiede zur Idee der CDU
Der Mehrwert solcher Stationen liege klar darin, den Umweltverbund aus ÖPNV, Fahrrad und Fußgängern zu fördern, erläutert Quanz. »Die relevanten Angebote für solche Angebote sind in Gießen unter anderem mit dem Leihradsystem oder Carsharing bereits vorhanden. Es ist aber häufig nicht so, dass sie als eine Station zusammengefasst sind«, erläutert der Diplomingenieur.
Der Ansatz, den das vorgelegte Konzept verfolgt, unterscheidet sich von der Idee, die CDU-Stadtverordnete Kathrin Schmidt im April des vergangenen Jahres vorgeschlagen hatte. Auch Schmidt wünscht sich die Bündelung der unterschiedlichen Verkehrsarten, allerdings an den Einfallstraßen. Dies solle »die Attraktivität für einen Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel für Pendler erhöhen. Hierzu lassen sich an zentralen Parkplätzen Fahrräder und Autos mieten. Zudem wird eine Busanbindung geschaffen, die die Erreichbarkeit zentraler Knotenpunkte (zum Beispiel die Innenstadt oder das UKGM) durch eine 15-Minuten-Taktung sicherstellt. Um den Anreiz zu erhöhen, auf solche Angebote umzusteigen, sollen Nutzer für eine stark reduzierte Parkgebühr die Möglichkeit erhalten, acht Stunden kostenfrei den ÖPNV oder das Bike-Sharing-System zu nutzen«, so die Christdemokratin.
Eine umfangreiche Pendleranalyse habe man in dem Konzept nicht umgesetzt, wobei die Zahlen des ÖPNV natürlich vorlägen. Zunächst gehe es aber darum, Mobilitätsstationen im Stadtgebiet umzusetzen. »Es war nicht Auftragsgegenstand, Park & Ride zu betrachten«, antwortet Quanz auf die Frage des Stadtverordneten Michael Oswald von der CDU, ob nur die Situation in der Stadt betrachtet worden sei. »Es kommt immer wieder zu Missverständnissen: Mobilitätsstationen und Park & Ride sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe«, bringt Wright sich in die Debatte ein.
62 Standorte in drei Kategorien
Niemand reise beispielsweise mit dem Auto eine halbe Stunde an, stelle das Auto in der Grünberger Straße ab und warte zehn Minuten auf den Bus, um dann in fünf Minuten zum Berliner Platz zu fahren. Dennoch haben die insgesamt 62 angedachten Stationen, die das Konzept in drei Kategorien einteilt, auch für Pendler Vorteile. Denn durch »einen Car-sharing-Platz fallen sechs bis zehn Autos in der Stadt weg. Der Parkdruck reduziert sich im Quartier, was auch für Einpendler gut ist«, verdeutlicht der Bürgermeister. Von Johannes Rippl von Gigg+Volt auf Effekte der Stationen angesprochen, verweist Quanz unter anderem auf die Platzersparnis im Straßenraum. Interessenten gelangten einfacher an die Angebote und jeder Kilometer, der nicht mit dem Auto gefahren werde, bedeute unter anderem eine Reduzierung von Lärm oder CO2.
Schmidts Hinweis, dass unter anderem auch große Unternehmen in das Konzept der Mobilitätsstationen eingebunden werden sollten, unterstützt Quanz. »Ziel ist es, mehr Menschen für den Umweltverbund zu begeistern. Selbstverständlich haben diese Angebote Einfluss auf Arbeitgeber, die man einbinden sollte.« Denkbar sei etwa, dass Unternehmen durch Kooperationen für ihre Mitarbeiter vergünstigte Tarife für verschiedene Verkehrsmittel anbieten könnten. Zur Zielgruppe der Stationen zählten aber auch Besucher oder Menschen, die zum Einkaufen in die Stadt kommen.
Die in der Kategorie eins angedachten Stationen in der Stadt sollen an den stark frequentierten Orten Bahnhof, Berliner Platz, Erdkauter Weg und Licher Straße entstehen. Die 15 Plätze der Kategorie zwei sind an städtisch peripher gelegenen Lagen wie Industrie- und Gewerbegebieten vorgesehen. Kategorie drei findet sich in Wohngebieten.
Schon jetzt achte die Stadt beim Ausweis neuer Carsharing-Plätze auf die Nähe von Bushaltestellen, Bahnhaltepunkte, Radabstellplätzen und Leihradstationen, antwortet Wright auf die Frage nach dem weiteren Vorgehen. Zudem ist eine Prioritätenliste vorgesehen, die man gemeinsam mit dem RMV abarbeite.