. Trocken, nicht zu warm, durchgehend bewölkt. Nachdem das 40-jährige Jubiläum der »Tour der Hoffnung« vor einem Jahr von Dauerregen begleitet worden war, herrschten beim Start der 41. Ausgabe optimale Bedingungen, um für den guten Zweck in die Pedale zu treten. Die Stimmung, die ohnehin immer gut ist, hat sich dadurch zusätzlich verbessert. Immer wieder brandete lautstarker Applaus für die Redner auf der Bühne auf.
Den »Tour«-Auftakt moderierte erneut Marina Kielmann, ehemalige Vize-Europameisterin im Eiskunstlauf, die erste Rede hielt Matthias Funk, Technischer Vorstand der Stadtwerke Gießen (SWG). Auf dem Gelände des Energieversorgers fällt traditionell der Startschuss. Funk würdigte die tolle Arbeit des Vereins, bedankte sich herzlich »bei allen Organisatoren für die vergangenen 40 Jahre« und hob hervor, wie viel die Veranstaltung für ihn und das Unternehmen bedeute. Für seine Worte bekam er sowohl von Schirmherrin Petra Behle (»Diese Rede hat einen Grammy verdient«) als auch von den beiden Vorsitzenden des »Tour der Hoffnung e.V.«, Karsten Koch und Dr. Mathias Rinn, ein extra Lob. Funk sei ein Teil der »Tour-Familie«.
»Gießen gehört zur Tour der Hoffnung, die Tour der Hoffnung gehört zu Gießen«, machte wiederum Bürgermeister Alexander Wright (Grüne) das Verhältnis zwischen Stadt und Benefizradtour deutlich. In diesem Zuge gab es auch einen Sonderbeifall für Prof. Fritz Lampert, der die damals noch »Tour Peiper« genannte Veranstaltung im Jahr 1983 ins Leben gerufen hatte.
Es folgte eine bewegende Rede von Pfarrer Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), der der Bedeutung von »Hoffnung« in Verbindung mit Kindern besondere Aufmerksamkeit schenkte. Täglich schwierige Schicksale von jungen Menschen zu begegnen, sei emotional sehr fordernd. Deshalb sei der Zweck dieser drei Tage so wichtig. Abschließend erteilte er den Radlern sowie sämtlichen Mitwirkenden den Segen. Die ersten Spenden wurden daraufhin gleich zu Beginn überreicht. Als »fast primzahlähnlichen Betrag« bezeichnete Funk die Unterstützung der SWG in Höhe von 13 333,33 Euro. Die Stadt Gießen beteiligte sich mit 5000 Euro, die EKHN mit 1000 Euro. Somit kamen schon fast 20 000 Euro zusammen, ohne dass sich bis dahin jemand in den Sattel geschwungen hatte.
63,3 Kilometer, 316 Höhenmeter
Dies geschah nach der kurzen Ansprache der Tourleiter - inklusive des Hinweises auf das Rechtsfahrgebot, »damit wir alle sicher ankommen«. Rinn eröffnete sodann per Trillerpfeife für die rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer pünktlich die erste Etappe.
Unter dem Motto »Die Tour der Hoffnung rollt ins fünfte Jahrzehnt« legte das Fahrerfeld - angetrieben von Kapitän Klaus-Peter Thaler - über etliche Stationen für Spenden in Gießen, Großen-Linden, Langgöns, Lich, Heuchelheim und Biebertal eine Strecke von 63,3 Kilometern sowie 316 Höhenmetern zurück und landete am Ende wieder bei den SWG. Insgesamt kamen beim Prolog am ersten von drei Tagen bereits 368 500 Euro für krebskranke Kinder zusammen.
Zwischen den vielen bekannten Gesichtern waren auch einige Neulinge mit dabei. So zum Beispiel Hessens Innenstaatssekretär Martin Rößler, der die »Tour der Hoffnung« zwar schon seit ihren Anfängen aufmerksam verfolgt, jedoch noch nie mitgefahren ist. Da sein langjähriger Chef, Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich, stets mitradelte, »musste einer ja im RP erreichbar bleiben«. Nun sei er wirklich froh über die Einladung in diesem Jahr, so der ehemalige Vize-RP. Und er fügt hinzu: »Es ist ein tolles Gefühl und mir persönlich auch eine Herzensangelegenheit. Auch das Drumherum passt prima, die Polizei sichert die Strecke bestens ab.«
In der Gesamtsumme des Donnerstags ist auch das Ergebnis des »Social Ride« enthalten, der im Vorfeld der Haupttour stattgefunden hatte. Doch der Betrag wird mit den Tourtagen zwei und drei noch deutlich ansteigen. Sichtlich zufrieden ließ die »Tour«-Familie den ereignisreichen Tag abends im »Hofgut Schmitte« ausklingen.
Am heutigen Freitag geht es weiter von Nümbrecht bis nach Wetter an der Ruhr (102 Kilometer), am Samstag rund um Düsseldorf beträgt die Strecke 82,2 Kilometer. Die Gesamtdistanz liegt somit bei 247,6 Kilometern sowie 1726 Höhenmetern.
Seiten 24/32/33
Bei der Tour dabei waren außerdem: Uschi Disl (Biathlon-Olympiasiegerin und -Weltmeisterin), Kim Kalicki (WM - und EM-Siegerin im Zweierbob), Claudia Dreher (acht Marathon-Siege), Eberhard Gienger (WM und EM-Sieger im Turnen), Prof. Klaus Steinbach (WM- und EM-Sieger im Schwimmen), Britta Unsleber (Deutsche Fußballmeisterin), Nicole Wingenfeld (WM-Siegerin im Rudern) und Hanka Kupfernagel (Olympia-Silber und WM-Gold im Rad-Straßenrennen). (opk)
Wolfgang Rinn trägt das »Tour der Hoffnung«-Logo auf der Haut. Der Verantwortliche um den »Social Ride« hat sich auf seiner Wade ein Tattoo stechen lassen, das, nachdem es bei der Rundfahrt dem ein oder anderen aufgefallen war, dann eines der beliebtesten Tour-Motive wurde. Hat ja auch was: stramme Waden und ein tolles Tattoo. (twi)
»Jetzt habe ich mich gerade an das Fahren gewöhnt«, meinte eine Teilnehmerin, als das Fahrerfeld beim Skoda-Autohaus Brass in der Frankfurter Straße ankam. Nur wenige hundert Meter war die Gruppe nach dem Start bei den Stadtwerken über die Lahnstraße geradelt und schon stoppte sie zum ersten Halt, stellte die Räder zwischen den Autos ab und wartete gespannt, wie es denn weiter ging. »Ich hatte Gänsehaut«, schilderte Geschäftsführer Artan Statovci, als die zahlreichen Teilnehmer das Gelände erreichten. (kg)
Solche Situationen wünscht sich keiner, doch sie sind auch nicht immer zu verhindern. Einen Sturz gab es bei der Anfahrt zu McDonalds in Linden. Was auch gestandenen Profis bei der legendären »Tour de France« passiert, das kommt leider genau so ab und an mal bei der »Tour der Hoffnung« vor. Zum Glück nur sehr selten. Und wenn es dann für die Fahrerin wie in diesem Fall glimpflich abläuft und die Tour fortgesetzt werden kann, sind alle mit dem Schrecken davongekommen. (twi)
Kim Kalicki wurde im vergangenen Jahr Weltmeisterin im Zweierbob. Bei der »Tour der Hoffnung« stand sie jedoch vor allem bei der mitfahrenden Polizei hoch im Kurs und wurde immer mal wieder bei einem der zahlreichen Stopps um ein Selfie gebeten. Verständlich, denn Kalicki ist quasi Kollegin, gehört die Beamtin der Sportfördergruppe an und wurde im Februar als »Hessens Polizeisportlerin des Jahres 2023« ausgezeichnet. Klar, dass eine solche Begegnung auch auf Erinnerungsfotos festgehalten werden muss. (twi)
Fotos: Wißner