03. April 2023, 19:11 Uhr

Neue Ausstellung eröffnet

Schau mit authentischer Stimmung

»Of beasts and men« befasst sich nicht nur mit höchst attraktiven Fundstücken, sondern erzählt auch von Grenzbereichen, die nur von Tieren und Wilden bewohnt wurden. Am Freitag war Eröffnung.
03. April 2023, 19:11 Uhr
HSCH
Stilecht inszeniert (von links): Victoria Kreiling, Alexander Steuer und Janek Pfalz. Foto: Schultz

. »Von Bestien und Menschen« handelt die aktuelle Ausstellung des Instituts für Altertumswissenschaften der JLU. Kein betulicher oder gar altehrwürdiger Titel, aber die Experten für die alten Zeiten haben auch keine beschauliche Ausstellung produziert. »Of beasts and men« befasst sich nicht nur mit höchst attraktiven Fundstücken, sondern erzählt auch von Grenzbereichen, die nur von Tieren und Wilden bewohnt wurden. Am Freitag war Eröffnung.

Nie gezeigte Exponate

Die Sonderausstellung wurde im Wintersemester 2022/23 im Rahmen einer Lehrveranstaltung gemeinsam mit Studierenden der Klassischen Archäologie konzipiert und stellt die verschiedenen Aktionsräume, in denen Menschen und Tiere in der Antike aufeinandertreffen anhand von Beispielen aus der Antikensammlung, sowie Leihgaben aus dem Oberhessischen Museum, dem Institut für Veterinär-Anatomie der JLU und der Hermann-Hoffmann-Akademie vor. Einige Exponate wurden bisher noch nie gezeigt.

Zusätzlich zu den ausgestellten Exponaten führen digitale Begleitmaterialien, Audiodateien und interaktive Inhalte über an den Vitrinentafeln angebrachte QR-Codes tiefer in einzelne Themenfelder ein. Die digitalen Zugänge erlauben es dem Besucher, sich die Ausstellung teilweise auf dem Handy mit nach Hause zu nehmen. Wie beim letzten Mal sorgte ein lebendes Bild mit drei historischen Figuren auf ihrem Luxuslager für authentische Stimmung.

Es gehe um Tiere und Kunst und die Interaktion zwischen beiden, auch den Nutztieren, die in die Moderne geholt werden soll, sagte Dr. Michaela Stark vom Institut für Altertumswissenschaften in ihrer Begrüßung. Die Wahrnehmung der Tiere habe sich durchaus geändert, Katzen seien etwa in Rom als Haustiere viel weniger beliebt gewesen, zur Mäusejagd habe man aufs Wiesel gesetzt.

Die Vitrinen mit den Exponaten sind in thematische Gruppen gegliedert, also »Stadt und Gesellschaft«, »Götterwelt und Mythos«, und »Fließende Grenzen«, in denen man menschliche Wesen mit tierischen Attributen sieht, zum Beispiel die Kentauren. Nicht zu vergessen »Fremde Gefilde«, die Grenzbereiche der antiken Zivilisation. Und das »ungezähmte Griechenland«, das »von Tieren und Monstern bewohnt war. Die Menschen kannten diese Tiere nur vom Hörensagen«, sagte Marc Schneider in seinem kurzen Einführungsvortrag »Kleine Objekte, große Geschichten.« Er ging unter anderem auf Tierbilder ein, die viele Städte auf ihre Münzen prägten.

Teils humorvolle Darstellungsweise

Auffällig ist zunächst der exzellente Erhaltungszustand, der die meisten Exponate fast wie neu aussehen lässt, sieht man von kleinen Schäden mal ab. Eine wichtige Position in der teils humorvollen Darstellungsweise bilden die Mischwesen, die nicht nur die Fantasie der Menschen im Altertum beflügelten, wie der »in den Wäldern Bayerns heimische, aber recht scheue Wolpertinger« (Texttafel). Ganz prominent ist unter diesen die »Chimaira« (»vorne wie ein Löwe, in der Mitte wie eine Ziege und hinten wie eine Schlange«). Der griechische Held Bellerophon besiegt sie im Kampf, übrigens vom Rücken eines weiteren Mischwesens aus, dem geflügelten Pferd Pegasos, erfährt man in der Ausstellung.

Detailfreudig beantworten Texte die Fragen des Betrachters nach Inhalt, Bedeutung und Hintergrund. Erstaunlich, wie fantasie- und ausdrucksvoll damalige Mythen die Welten und Wesen beschrieben, die die Zuhörer der Erzählungen nie gesehen hatten und die Erzählungen naturgemäß nicht überprüfen konnten. Die wiederum dienten Jahrhunderte später auch kreativen Köpfen im Comic- und dann im Superman-Filmgenre als praktisch unbegrenzter Ideenfundus. Die optisch sehr geschickt gestaltete Schau stellt die ambivalente Beziehung zwischen Menschen und Tieren auf eine hochattraktive Grundlage. Bis auf weiteres in der Antikensammlung im Oberhessischen Museum zu den üblichen Öffnungszeiten.



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