05. Juni 2025, 18:26 Uhr

ÖPNV

Mehr Busverkehr in Gießen

Das Angebot der Gießener Stadtbuslinien soll ab 1. Januar 2026 deutlich ausgeweitet werden.
05. Juni 2025, 18:26 Uhr
BJN
Die am Philosophikum endende Linie 801 wird ebenso wie die Linie 802 ab dem kommenden Jahr sonntags bis zum Schiffenberg verlängert. Foto: Lemper

. Gute Nachrichten für die Nutzer der Stadtbuslinien: Das Angebot wird ausgeweitet, die Taktung erhöht und auch an den Wochenenden gibt es ergänzende Verbindungen. In einer ersten Stufe dieses neuen Gießener Nahverkehrsplans kommen rund 130 000 zusätzliche Streckenkilometer gegenüber dem aktuellen Fahrplan hinzu, in einer zweiten Stufe dann nochmals 200 000 Kilometer. So werde das Angebot um insgesamt 13 Prozent gesteigert, berichtet Bürgermeister und Verkehrsdezernent Alexander Wright (Grüne). Stufe 1 der Neuerungen soll am 1. Januar 2026 starten. Die veranschlagten Mehrkosten betragen 672 000 Euro im Jahr. Die zweite Stufe werde dann frühestens mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2026 umgesetzt, ergänzt Patrik Jacob vom städtischen Büro für Nahverkehr und Mobilitätsmanagement. Dies könne sich aber auch noch um einige Monate verzögern.

Laut Jacob haben sich die Fahrgastzahlen in den Bussen nach dem Corona-Tal deutlich erholt, sie liegen derzeit etwas höher als vor der Pandemie - Tendenz weiter steigend. Diese Entwicklung soll mit den Ergänzungen weiter gefördert werden. Die Veränderungen ab 1. Januar betreffen konkret die Linien 3, 12, 13 sowie die neue Linie 14, die mit zwei zusätzlichen Fahrzeugen von der Sandfeldschule im Norden über den Berliner Platz bis zum Dialysezentrum im Südwesten der Stadt fährt. Die Linien 3 und 13 werden gestrafft und gewinnen im Verzicht auf den derzeitigen Zickzackkurs durch die Innenstadt - sowie die Haltestelle Ebelstraße - an Zeit. Denn momentan sei die Linie 3 mit einem Tempo von im Schnitt 15 km/h unterwegs, berichtet Alexander Wright. Dieses Schneckentempo lasse sich durch die neue Wegführung erhöhen. Die Linie 14 ersetzt zwischen dem Sandfeld und dem Berliner Platz die bisherige Linie 12, die vom Gewerbegebiet West kommend ab Berliner Platz zum Europaviertel über die Ostschule und das Philosophikum bis zur Pistorstraße gelenkt wird.

Hinzu kommen Veränderungen bei den Linien 801 und 802. Sie enden jeweils am Philosophikum und werden sonntags bis zum Schiffenberg verlängert. Durch die bei der überarbeiteten Linienführung entstandenen Synergien »erhält der Schiffenberger Weg erstmals in der Normalverkehrszeit an Werktagen eine Anbindung im Viertelstundentakt sowie Verbesserungen in den Abendstunden«, heißt es in der städtischen Planungsvorlage. Zudem können laut Jacob wichtige Bereiche wie Philosophikum, Musikerviertel, Schlangenzahl, Schiffenberg und Alter Flughafen »deutlich besser erschlossen werden«. Dafür fallen allerdings drei Haltestellen weg: Ebelstraße sowie im Süden Georg-Haas-Straße und Finanzamt. Es stehen jedoch Alternativen bereit, die in fußläufiger Entfernung zu erreichen seien, versichert Wright.

In der zweiten Stufe des Konzepts soll es dann um Verbesserungen der Ost-West-Achse gehen. Sie betrifft die Linien 1, 16 und 17. Davon werde vor allem der Bereich Grünberger Straße und Alter Flughafen profitieren. Zudem werde das Studentendorf an der Albert-Schweitzer-Schule besser erschlossen. Linie 16 wird dann täglich im Halbstundentakt fahren, Linie 17 montags bis freitags von 6.30 bis 20 Uhr, ebenfalls halbstündig. Vor allem die im Sommer anstehenden Baumaßnahmen an der Rödgener Straße könnten die Umsetzung der Pläne aber noch verzögern, schränkt Patrik Jacob ein.

Die sind eine überarbeitete Version des vor knapp zwei Jahren beschlossenen Zielkonzepts Stadtbus 2023+, das bislang nicht umgesetzt wurde. Der Grund ist laut Verkehrsdezernent ein Rechtsverfahren, das die EU-Kommission gegenüber einem Landkreis in Nordrhein-Westfalen eröffnet hat. Dabei geht es um die grundsätzliche Frage, ob die finanziellen Defizite eines Bus- und Verkehrsunternehmens innerhalb eines Konzerns wie den Stadtwerken verrechnet werden können. Dieser »steuerliche Querverbund« werde gegenwärtig in vielen deutschen Kommunen angewandt, darunter auch in Gießen.

Wegen des laufenden Verfahrens müsse die Stadt nun die Verluste, die bei der Stadtwerke-Tochter MIT.Bus GmbH anfallen, aus dem eigenen Haushalt tragen: eine zusätzliche Belastung von rund vier Millionen Euro. Angesichts von zu erwartenden Mehrbelastungen und Steuerausfällen im städtischen Haushalt sei der Nahverkehrsplan daher nun modifiziert worden. Stufe 1 und 2 wurden demnach nahezu unverändert beibehalten. Die für die weitere Zukunft geplanten Stufen 3, 4 und 5 werden dagegen vorläufig nicht umgesetzt. Die Möglichkeit zur Realisierung der ursprünglichen Pläne bleibe aber bestehen, versichert Wright. Das hänge von der jeweiligen Haushaltslage ab und lasse sich flexibel ändern. Derzeit geht die Stadt von einem Fehlbetrag von 4,8 Millionen Euro für das Jahr 2026 aus.

Dennoch setzt der Dezernent weiter auf den Ausbau des Busangebots. Und erinnert daran, dass derzeit rund 40 Prozent des innerstädtischen Autoverkehrs Fahrten von unter drei Kilometern ausmachen. Davon sollten künftig noch einige Prozent auf den Busverkehr verlagert werden. Zumal bereits »50 Prozent der Gießener eine Zeitfahrkarte in der Tasche haben. Da können wir uns mit den Millionenmetropolen Berlin und München messen«, sagt Patrik Jacob.

Die Änderung des Nahverkehrsplans wird nun der Stadtverordnetenversammlung zur Entscheidung vorgelegt.

Der Nahverkehrsplan ist auf der Internetseite der Stadt Gießen einsehbar (https://www.giessen.de).

,, Gerade für den Süden der Stadt

bedeutet das eine

erhebliche Verbesserung des Angebots.



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