Die Prognos-Studie beleuchtet alle drei Jahre aus der Perspektive der Wirtschaftsforschung die Zukunftsfähigkeit der 400 Kreise und kreisfreien Städte Deutschlands. Im Gesamt-Ranking landet der Landkreis Gießen auf Platz 170.
Sehr hohe Dynamik
Im Nord- und Mittelhessen-Vergleich stuft Prognos den Landkreis Gießen als einzigen Kreis mit sehr hoher Dynamik ein. Im Vergleich zum letzten Zukunftsatlas 2022 hat er sich überdurchschnittlich positiv entwickelt und belegt Platz 101 von 400. Der hervorragende Platz 63 von 400 im Themenfeld Demografie unterstreicht die positive Bevölkerungsentwicklung. Der Anteil junger Menschen (ohne Studierende) im Landkreis Gießen wächst stetig.
Überdurchschnittlich positiv
»Die Prognos-Studie bestätigt in weiten Teilen, dass die im Landkreis Gießen gewählten Initiativen und Handlungsfelder die richtigen sind«, erklärt Landrätin und Wirtschaftsdezernentin Anita Schneider. »Dies gilt zum Beispiel für Digitalisierungsprojekte im Rahmen des Projekts Smart Region, beim Breitbandausbau, der Förderung des sozialen Wohnungsbaus und ebenso in der Beschäftigungsförderung.«
Hervorragende Platzierung im Arbeitsmarkt
Im Themenfeld Arbeitsmarkt erreicht der Landkreis Gießen einen hervorragenden Platz 59 von 400. Die gewerbliche Wirtschaft im Landkreis Gießen ist überwiegend mittelständisch geprägt mit einem hohen Anteil familiengeführter Unternehmen mit großem regionalen Engagement. Viele Unternehmen sind Weltmarktführer in hoch spezialisierten Nischenmärkten, sogenannte Hidden Champions. Forschung und Entwicklung nehmen bei diesen Unternehmen einen hohen Stellenwert ein. Ebenso können durch die Hochschulen vor Ort hochqualifizierte Fachkräfte in der Region gefunden werden.
Die Zahl nicht besetzter Ausbildungsstellen ist zwischen Juni 2024 und Juni 2025 um 13,2 Prozent zurückgegangen. Seit mehr als 20 Jahren ist der Landkreis Gießen sehr aktiv in der Integration junger Menschen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Bereits an den Schulen setzen erste Maßnahmen zur beruflichen Orientierung an. Für Gruppen wie Langzeitarbeitslose, Menschen mit körperlichen und seelischen Einschränkungen, Menschen mit Migrationshintergrund ebenso wie für Berufsrückkehrer gibt es eine Vielzahl von Hilfs-, Bildungs- und Beschäftigungsangeboten.
Weiterer Parameter für die Berechnung der demografischen Entwicklung sind digitale Impulsgeber. »An dieser Stelle können wir selbst durch die Initiativen als Smart-Cities-Modellkommune des Bundes Akzente setzen«, erklärt Landrätin Schneider.
Starker Dienstleistungssektor
Im Themenfeld Wettbewerb und Innovation findet sich der Landkreis Gießen im Mittelfeld wieder (Platz 182 von 400). Zwar verfügt vor allem die Stadt Gießen über eine lebendige Gründungskultur, sogenannte Start-ups - also Gründungen im Hightech-Bereich - sind jedoch weniger deutlich ausgeprägt. Vor allem die Stadt Gießen ist geprägt vom Dienstleistungs- und Handelssektor. Damit liegt das Brutto-Inlandsprodukt im Landkreis Gießen mit 76.000 Euro pro Erwerbstätigem im mittelhessischen Vergleich auf Rang drei hinter Marburg-Biedenkopf (79.000) und Lahn-Dill (78.000). Gerade im Handel dominieren Teilzeitverträge und geringfügige Beschäftigungen. Das durchschnittliche Lohngefüge ist hier niedriger als im produzierenden Gewerbe.
Im Themenfeld Wohlstand und soziale Lage schneidet der Landkreis Gießen mit dem Platz 351 von 400 schlecht ab. Im verfügbaren Einkommen je Einwohner - dem Indikator für Kaufkraft - bildet der Landkreis Gießen mit 23.244 Euro das mittelhessische Schlusslicht und belegt in Hessen den vorletzten Platz. Ein Grund ist auch hierbei der überdurchschnittliche Dienstleistungssektor: Vornehmlich Frauen haben im Handel Teilzeitverträge oder Minijobs.
Statistisch spielt ebenso eine Rolle, dass die insgesamt rund 46.000 Studierenden an den beiden Hochschulen in der Regel über kein Einkommen verfügen, im Fall eines Erst-Wohnsitzes aber 17 Prozent der Bevölkerung ausmachen. »Auch das kreiseigene Demografie- und Armutsmonitoring belegt diese Entwicklung«, erklärt Schneider. »Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, die Entwicklungen in Alters- und Einkommensstruktur sichtbar zu machen und Armutsrisiken gegenzusteuern - sei es im Bereich des bezahlbaren Wohnens oder von Angeboten für Teilhabe, Unterstützung und Versorgung.«