Mit elf Jahren am Rednerpult des hessischen Parlamentes stehen - das konnten sich viele der angereisten Schulkinder der August-Hermann-Francke-Schule vorher nicht vorstellen. Aber beim Planspiel »Kinder-Landtag« wurde genau das im großen Plenarsaal in Wiesbaden, wo sonst die Abgeordneten debattieren und abstimmen, Realität. Dies teilt die August-Hermann-Francke-Schule in einer Pressemitteilung mit.
Im Vorfeld hatten sich die drei Gymnasialklassen im Politik-Unterricht auf die Grundbegriffe der Demokratie und auf die Arbeitsweise eines Parlamentes vorbereitet. Dann hatten die Sechstklässler zum Thema Schuluniform drei Fraktionen gebildet.
Die »Uniform-Union« sammelte Argumente für das Tragen von einheitlicher Schuluniform und formulierte ihren Antrag, der dann für Schulen im Bundesland Hessen zu gelten hätte. Für die Mitglieder der »Demokratischen Pyjama-Partei« überwogen die Nachteile von gleichförmiger Kleidung, es wurde sogar über einen besonders lässigen Schultag pro Woche nachgedacht - in Schlafkleidung. Für eine gemäßigte Position wollten die Mitglieder der Fraktion »Salzstangen ohne Salz« eintreten. Nachdem jede Gruppe ihren Fraktionsvorsitz gewählt und ein Logo entworfen hatte, ging es zu einem besonderen Schultag mit dem Bus nach Wiesbaden. Begrüßt vom Abteilungsleiter der Landtagsverwaltung und betreut vom Besucherdienst des hessischen Parlamentes konnten die Jungen und Mädchen sich zunächst in der Lobby des Landtages stärken, bevor es in die Herzkammer der hessischen Demokratie ging, den Plenarsaal.
Lebhafte Debatte
Da kein Sitzungstag der Abgeordneten war, konnten die Nachwuchs-Politiker für das Planspiel auf den regulären Sitzen der Parlamentarier Platz nehmen. Die für diesen Tag gewählte Präsidentin Lina Schwalbe rief abwechselnd mit dem Vizepräsidenten Adrian Bulut die jeweiligen Redner auf. Zunächst noch zögerlich, zunehmend aber gepackt vom Verlauf der Debatte gingen die Kinder (manche sogar mehrmals) an das Rednerpult und taten vor dem Mikrofon ihre Meinung zum Tragen von Schuluniform kund. Und wie das auch bei den großen Politikern oft geschieht: der Ton wurde deutlicher, die Zwischenrufe mehr und das Präsidium im Planspiel musste gelegentlich um Ruhe bitten und zur Ordnung rufen. Da die anschließende Abstimmung keine Mehrheit ergab, verständigten sich die Fraktionsvorsitzenden auf einen Kompromiss. In einer zweiten Abstimmung fand dieser Vorschlag schließlich eine klare Mehrheit unter den jungen Abgeordneten.
Beim Planspiel offenbarten sich nicht nur rhetorische Begabungen. Es wurde auch konkret erfahrbar, was Schüler sich unter der Arbeit von politischen Akteuren vorzustellen haben und wie demokratische Prozesse ablaufen.