09. Mai 2025, 18:48 Uhr

Freizeit und Bewegung

Erstmals liegt für Gießen Sportentwicklungsplan vor

Die Gruppe Planwerk präsentiert im Ausschuss auf 252 Seiten eine umfassende Analyse mit möglichen Zielvorgaben für Gießen.
09. Mai 2025, 18:48 Uhr
RD
Kunstrasen, Tennisplätze, Rasen - in Kleinlinden könnte laut Sportentwicklungsplan ein Sportpark entstehen. Foto: Wißner

. Die Stadt Gießen (kommt) in Bewegung. Das wurde bei der (doppelten) Vorstellung des »Sportentwicklungsplans, Teilbereich ungedeckte Sportanlagen«, wie es etwas sperrig heißt, am Donnerstag deutlich. Sowohl beim Pressegespräch als auch abends im Ausschuss für »Schule, Bildung, Demokratieförderung, Kultur« und, ja eben: Sport. Man darf nach der Präsentation von Heinz Tibbe und Anja Seegert von der Gruppe Planwerk (Berlin) zweifelsohne von einem Meilenstein sprechen, den Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher mit Sportamtsleiter Tobias Erben und Dr. Holger Hölscher vom Stadtplanungsamt mit der Installierung des Sportentwicklungsplans gemeinsam gesetzt hat.

Denn erstmals überhaupt liegt für Gießen eine Analyse des Ist-Zustandes vor, die umfassend und detailreich unter Einbeziehung aller wesentlichen Protagonisten »die zunehmende Relevanz von Sport und Bewegung als Bestandteile städtischen Lebens« beschreibt. Wie es heißt, um zukünftig die »Sportentwicklung zum selbstverständlichen Teil der Stadtentwicklung« zu machen, betont Becher.

Die in knapp zweieinhalb Jahren seit dem ersten Kontakt erarbeiteten 252 Seiten des Sportentwicklungsplans können mit der Vielfalt und Fülle an Informationen schon einmal »für Schnappatmung sorgen«, wie Becher angesichts der zehn formulierten Ziele mit 56 Handlungsempfehlungen und 180 Maßnahmen im Ausschuss zugab. Aber bei genauerem Hinschauen stellen sie sich einerseits als »perspektivische Zielorientierung« heraus, wie Seegert für Planwerk betonte. In Münster wurde gerade eine gleichrangige Studie abgeschlossen und in Darmstadt hat eine begonnen.

Andererseits gelte es »dann aber bitte auch rasch in die Umsetzung zu kommen«, wie Dr. Klaus Dieter Greilich (FDP) in der Aussprache des Ausschusses, vielfach erfahren, anmerkte. Er ergänzte: »Wenn wir schon dieses gute Werk haben, was alles sinnvoll ist, müssen wir auch am Ball bleiben.«

Im Ausschuss jedenfalls gab es parteiübergreifend Lob für Erstellung, Ausarbeitung und die Vorstellung des Sportentwicklungsplans. Und es herrschte (nahezu) Einigkeit, bei Enthaltung von Gigg+Volt, diesen nun in die Beratung der Ortsbeiräte Allendorf, Kleinlinden, Wieseck, Lützellinden und Rödgen zu verweisen, ehe, aufgrund dieses umfangreichen Besprechungsbedarfs, erst im Juli, nicht wie zunächst geplant im Juni, die Stadtverordnetenversammlung über die Umsetzung endgültig entscheidet.

Frank-Tilo Becher stellt der Blick von Außen inklusive fundierter Analyse insbesondere auch deshalb zufrieden, weil die »in Gießen immer wieder aufgeworfene Frage, sind wir eine Sportstadt oder nicht, hier eine Beantwortung erfährt. Und zwar eine substanzielle, die durch den Blick auf die Breite der Angebote und der Bedarfe entsteht.« Der Begriff der Sportstadt, das hatte der Oberbürgermeister schon an anderer Stelle betont, sei ihm »sowieso zu eng gefasst«. Und so beschreiben auch die Planwerker, die das Konvolut diesmal ohne den sie mitberatenden Sportwissenschaftler Dr. Arne Göring (Göttingen) vorstellten, die Bedeutung der »freien Szene von Sport und Bewegung im öffentlichen Raum« als dem Vereinssport gleichrangig. In Gießen habe man »ein vitales System vorgefunden«, verwies Heinz Tibbe auf »die jetzt schon vorhandenen vielfältigen Möglichkeiten« in der Stadt, die rein rechnerisch mit 1,91 Quadratmeter netto Sportfläche pro Person eine »quantitativ gute Versorgung« aufweise. So stünden in Berlin beispielsweise nur 1,47 Quadratmeter zur Verfügung. Das freilich sind statistische Spielereien und Details. Wichtiger hingegen sind die Planwerk’schen Gedanken, Synergien, Vernetzung und Kooperation zu stärken, was Becher als »Handbuch des Zueinanderfindens« beschreibt. Man habe in Gießen eine gute Versorgung vorgefunden, so Tibbe, müsse aber die Qualität der Sportstätten steigern, um bessere Auslastung hinzubekommen. Das heißt, das eine Gelände für genau den einen Verein hat keine Zukunft, hier bedarf es, auch im Hinblick auf die tatsächliche Vereinsentwicklung, vermehrter Kooperationen.

Die Öffnung und Qualifizierung der Vereinsgelände und Sportplätze sollen die höhere Auslastung der Sportstätten fördern. Hierfür seien bessere Absprachen und der Abbau institutioneller Hürden notwendig, auch, so Planwerk, eine (personelle) Aufwertung des Sportamts. Zudem müsse die öffentliche Nutzung von Schulhöfen geprüft und die Zusammenarbeit mit wesentlichen Protagonisten, wie der Universität, vorangetrieben werden. Dass dies keine neuen Erkenntnisse sind, mag manch ein alter Fahrensmann anmerken, tatsächlich aber ist nun auf 252 Seiten festgeschrieben, wie es (besser) geht. Damit, wie Heinz Tibbe sagte, »diese Planung nicht in der Schublade landet«, sind als erste konkrete Maßnahmen geplant, die Sportstätte in Kleinlinden und deren angrenzende Flächen als »Vertiefungsbereich« in Angriff zu nehmen. Die Konzeptskizze für den Sportpark Kleinlinden liegt vor. Es gilt nun, tatsächlich in Bewegung zu kommen.

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vitales System

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