02. Mai 2025, 19:32 Uhr

»Ökologische Nachhaltigkeit«

Holz ist allgegenwärtig

Försterin Rita Kotschenreuther referierte auf Einladung des Fördervereins Bücherei Biebertal in der Bücherei Biebertal in der ehemaligen Gesamtschule »Am Bornberg«.
02. Mai 2025, 19:32 Uhr
WHK
Rita Kotschenreuther

»Holz ist allgegenwärtig. Der Wald selbst erfüllt vielfältige Funktionen und Ansprüche. Er liefert Holz, bietet Erholung und sorgt vor allem auch für den Luftaustausch und die CO2-Bindung. Die Emissionen werden reduziert«, so Försterin Rita Kotschenreuther. Sie referierte auf Einladung des Fördervereins Bücherei Biebertal in der Bücherei Biebertal in der ehemaligen Gesamtschule »Am Bornberg«.

Zur Zeit der Kelten sei der Wald kein »Waldidyll« gewesen. Wald sei in den mittelalterlichen Dörfern vielfältig gebraucht worden. Auch der »Niederwald« wurde abgeschnitten, die Eichenlohe zum Gerben genutzt, das Holz zum Heizen. »Der Wald war ausgeräumt, auch Laub diente als Streu für das Vieh in den Ställen. Auch wurde es als Dünger auf die Felder gebracht.

Ferner wurde Holz für den Stollenbau im Bergbau, die Porzellanherstellung und vieles andere verwendet. Damals wurde der Wald aus der Fläche zurückgedrängt. Nach dem frühen Mittelalter nahm der Wald wieder zu, da die Bevölkerung zurückging.

Die Referentin erinnerte an Hans Carl von Carlowitz (1645 bis 1714): Er schrieb mit der »Sylvicultura oeconomica, haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht« 1713 das erste geschlossene Werk über die Forstwirtschaft und gilt als wesentlicher Schöpfer des forstlichen Nachhaltigkeitsbegriffs.

In seinem Werk fasste er das im Dreißigjährigen Krieg verringerte forstliche Wissen seiner Zeit zusammen, erweiterte es durch eigene Erfahrungen und formulierte erstmals das Prinzip der forstwirtschaftlichen Nachhaltigkeit. Von Carlowitz schrieb sein Buch in einer Zeit der Energiekrise. Die Erzgruben und Schmelzhütten des Erzgebirges (damals eines der größten Montanreviere Europas) mussten mit viel Holz als Energiequelle versorgt werden. Zudem trugen das Bevölkerungs- und Städtewachstum stark zur Holznot bei. Ein geregelter Waldbau sowie Gesetze, Ökostandards oder Zertifizierungen zur Aufforstung existierten nicht.

Von Carlowitz forderte, respektvoll und »pfleglich« mit der Natur und ihren Rohstoffen umzugehen und kritisierte den auf kurzfristigen Gewinn ausgelegten Raubbau der Wälder. Obwohl das Wort »nachhaltend« in seinem 432-seitigen Buch nur einmal vorkommt, gilt von Carlowitz als Schöpfer des Begriffes »Nachhaltigkeit«.

Die Referentin mahnte ebenfalls einen »würdigen Umgang mit der Natur« an, auch vor dem Hintergrund der Generationengerechtigkeit. Dazu gehöre auch die globale Gerechtigkeit im Hinblick auf den Klimaschutz. Trotz Digitalisierung steige der Papierverbrauch. Durch den Online-Handel ist auch der Verbrauch an Kartons weltweit immens gestiegen.

Nach dem Vortrag gab es noch eine lange und kontroverse Diskussion über den Weg zu einer nachhaltigen Lebensweise. Was kann jeder Einzelne für ökologische Nachhaltigkeit tun? Was kann und müsste Politik dafür tun? Was passiert, wenn Politiker entsprechende Gesetze erlassen? Werden sie dann umgehend abgewählt? Es wurden praktikable Beispiele für individuelles nachhaltiges Verhalten genannt. Und auch Fortschritte, die auf Gesetzesinitiativen zurückgehen, wie zum Beispiel der Ausbau der erneuerbaren Energien in den letzten 20 Jahren.

Der 2. Vorsitzende der Bücherei Biebertal, Thomas Prochazka, dankte Rita Kotschenreuther für ihren faktenreichen Vortrag und ihr Engagement mit einem Präsent.

Foto: Waldschmidt



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