Sie sind stumm und können dennoch Zeugen sein und Botschaften aus vergangenen Tagen übermitteln - Steine und Holz. Ein solches Zeugnis hat jetzt seinen endgültigen Platz im Heimatmuseum des Heimat- und Geschichtsvereins Krofdorf-Gleiberg gefunden. Ein Balken aus Eichenholz mit der Inschrift, »BALTSAR RAUCH AO 1621«.
Bis ins Jahr 1882 diente er als Türbalken des Hauses von »Hankotts« in der Rodheimer Straße 19, in Krofdorf, heute im Besitz von Irmgard Pfaff. Vermutlich dort Teil einer einst zweiteiligen Haustüre, die oben und unten separat zu öffnen war. Der Bauherr, so ergaben die Nachforschungen von Manfred Schmidt, war ein »Hofmann im fürstlich nassauischen Hof in Gleiberg« und dieser starb nach dem Kirchenbuch Krofdorf für Gleiberg, in Gleiberg anno 1635 eines gewaltsames Todes.
Zu lesen ist dort: »KiBu. D 10. Aprilis sindt Zu Gleiberg Reuter (=Reiter) eingefallen, da wier nach der predigt all ußreumen müssen. Hatt aber ein verfluchter Corn. (=Cornet, =Soldat)Balzer Rauhen erschossen, welcher ein Weib mitt 9 Armen Kindlein verlassen. Diß blut sampt armer waislein schreit gehn Himmel u. Wird der gerechte Richter solch moderisch that ahn dem Frevler nicht uhngerecht lassen: Balzer ist sontag hernacher d. 12. begraben worden.«
Der Balken wurde dem Heimatmuseum übergeben von Irmgard Pfaff und Manfred Schmidt. Er ist Heimatforscher und auch in Zusammenhang mit diesem Balken konnte er aus eigener Erinnerung und Recherche noch weitere bedeutsame Zusammenhänge herausfinden. So auch jene, dass im 18. Jahrhundert aus dem Anwesen Rodheimer Straße der Dorfname HANKOTTS entstand, da mindestens nacheinander zwei Familien, Johann Konrad Schmidt, Besitzer waren, die sowohl die Vorfahren von ihm (Manfred Schmidt) und Irmgard Pfaff sind. Johann, so Manfred Schmidt, seien mundartlich »Hann« und Konrad »Kott«, woraus der Dorfname HANKOTTS entstand.
Zufluchtsort
Sehr interessant in diesem Zusammenhang auch weitere Begebenheiten zum Anwesen Rodheimer Straße 19, zu entnehmen aus dem Nachlass des verstorbenen Dorflehrers, Ernst Prass, aus dem Manfred Schmidt die folgenden Informationen herausfiltern konnten: Besagtes Haus ist bekannt als »Kirmeshaus« und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde dort Kirmes gefeiert, standen Bänke und Tische auf dem Platz und die Burschen brauten am Waschpfuhl selber Bier. Das Gebräu wurde im kühlen Keller mit seinen dicken Mauern gelagert. In »Russenzeit«, so Lehrer Prass, hatte ein Bursche aus »Vinzehaus« Streit mit einem Russen. Dieser trachtete dem Burschen nach dem Leben. Man versteckte den Verfolgen acht Tage in einem Brunnenschacht, der sich in einer Hälfte des zugemauerten Kellers befand und versorgte ihn heimlich mit Nahrung. Dort hatten die Dorfbewohner, nach den weiteren Aufzeichnungen von Ernst Prass, auch wertvolle Gegenstände versteckt.