. Eine Ausnahme in der Ausstellungsroutine stellt die aktuelle Schau des Kunst- und Kulturkreises Wettenberg e. V. (KuKuK) dar.
Die langjährigen Mitglieder Dieter und Ilse-Marie Weiß präsentieren da eine Retrospektive mit ihrem bemerkenswertes Schaffen unter dem Titel »DIMensionen«. Dabei gab der Chor »Singste mit« aus Allendorf ein Minikonzert. Die Veranstaltung fand beim Publikum reges Interesse.
Schlicht gesagt, war das Haus voll, als Barbara Yeo-Emde, Vorstandsvorsitzende des KuKuK, die Gäste begrüßte. Aus Krankheitsgründen konnte Vorstandsmitglied Ines Scheurmann ihre mit Neugier erwartete Einführung leider nicht selbst halten, die Vorsitzende übernahm die ehrenvolle Aufgabe.
Im Beiprogramm trug der Allendorfer Chor »Singste mit« vier Titel vor, wobei das Ehepaar Weiß mitwirkte, die Leitung hatte Melanie Breidenich. Das Ensemble war sehr gut zusammen und erfreute durch gute Geschlossenheit und Transparenz.
»Sie sind ein sehr ungewöhnliches Paar«, sagte die Vorsitzende, »vor allem sind sie sehr aktiv und helfen bei jeder Gelegenheit tatkräftig mit.« Sie wies auf die unterschiedlichen Ausdrucksformen des Paars hin. Scheurmann hatte wie gewohnt würzig formuliert: »Sie sind beide Mathematiker.«
Da denkt sich der unbedarfte Betrachter: Oh, Mathematik, das sind doch nur trockene Zahlen, Mathematiker führen ein graues, freud- und fantasieloses Leben und verstauben und vertrocknen in irgendeiner Zimmerecke. Aber - man sieht hier sehr deutlich - dem ist nicht so. Hier ist alles farbig, lebendig, skurril und einfach auch schön. Verstaubt und vertrocknet ist hier nichts.«
Sie fuhr fort, »Ilse-Marie arbeitet überwiegend zweidimensional. Die Gemälde, Zeichnungen, Seidenbilder und künstlerischen Fotografien, alles an den Wänden ist von ihr, nur das scharfe Schaf im Kabinett ist dreidimensional. Dieters teils gedrechselte, teils frei gestalteten Holzobjekte sind immer in der dritten Dimension. Ilse-Marie ist ein Mensch der Farbe. Wir sehen hier auf allen Bildern starke, leuchtende Farben, die aber harmonisch und niemals grell oder knallig daherkommen. Sie malt seit mehr als 50 Jahren, hat mit allen Techniken experimentiert, war aber weder mit Öl- noch mit Aquarellmalerei glücklich, weil diese Farben für sie nicht genug Leuchtkraft besaßen. Erst mit dem Aufkommen der Acrylfarben etwa in den 80er Jahren fand sie das Medium, das ihren Vorstellungen entsprach«, zitierte die Vorsitzende.
Die Arbeiten von Dieter Weiss zeigen auch diesmal wieder die typische pfiffige Originalität, gepaart mit paradoxen Ideen: Eine Holzkugel liegt etwa auf einer schiefen Ebene, rollt aber nicht oder nur sehr langsam hinunter, selbst wenn man sie anstupst (»Die Schnugel«).
Die Hauptattraktion ist jedoch Ilse-Maries Triptychon »Ein Tag - hektischer Alltag« aus diesem Jahr an der Hinterwand. Das höchst ästhetische Werk zeigt grafisch abstrahiert von links nach rechts den Ablauf eines Tages, der langsam ausklingt. Man kann es aber auch andersrum lesen, dann endet dieser Tag mit großer Energie oder Stress. Und das ist noch lange nicht alles, die sehenswerte Schau zeigt die pure Abwechslung. Beeindruckend, wie groß die kreative Bandbreite der beiden Künstler ist, der Besucher sollte sich reichlich Zeit mitbringen.
Die Schau ist noch bis zum Sonntag, 25. Mai, in der Kulturhalle an allen Samstagen und Sonntagen von 15 bis 18 Uhr geöffnet.