10. Dezember 2024, 18:40 Uhr

Zwischenbilanz

Andreas Ruck will Pohlheim voranbringen

Nach dem überwundenen Amtsenthebungsverfahren zieht Pohlheims Bürgermeister Andreas Ruck eine Halbzeit-Bilanz im Amt.
10. Dezember 2024, 18:40 Uhr
EWW
Die Kita in Garbenteich bekommt eine vierte Gruppe. Archivfoto: Wißner

. »Das Tal ist durchschritten«, betont Pohlheims Bürgermeister Andreas Ruck (parteilos) und spielt damit auf das überwundene Amtsenthebungsverfahren an. Der gebürtige Bad Schwalbacher hatte zur ersten Pressekonferenz in seiner Amtszeit eingeladen, um eine Bilanz der Tätigkeiten des Magistrates mit ihm an der Spitze zu ziehen.

Dass es keine Verwaltungsführung gebe, sei absoluter Nonsens, erwidert der 55-Jährige im Magistratszimmer seinen kommunalpolitischen Kritikern. Er habe das Rathaus samt Kindertagesstätten mit den heutigen 234 Mitarbeitern im Coronajahr 2021 mit Personallücken übernommen. Von Überlastung sei damals im Hause die Rede gewesen. »Heute gibt es keine freie Stelle mehr, außer in den Kitas«, betont er. Dennoch sei auch bei letztgenannten eine »leichte Überbelegung« zu verzeichnen, dank Azubis sowie den Pivas. Letztere sind Erzieherinnen oder Erzieher in Ausbildung, die einen vergüteten Praxisteil in ihrer Ausbildung nachweisen müssen.

Die Stadt stelle sich als einzige im Landkreis auf der jährlichen Gießener Berufsausbildungsmesse Chance vor. Daher würden sich in der Verwaltung junge Leute um die 25 Jahre bewerben. »Unser Bekanntheitsgrad als Arbeitgeber steigt damit enorm«, freut sich Ruck.

Wie groß die personellen Herausforderungen sind, davon zeuge ein Wechsel in der Finanzabteilung. Hier habe nach 45 Jahren Jürgen Triller aufgehört und Bianca Krieb übernommen. Mit ihr sei eine langjährige Mitarbeiterin, die enormes Fachwissen habe, intern ausgebildet worden, dennoch habe Trillers Pensionierung zunächst eine Riesenlücke hinterlassen.

Derzeit würden die »knackigen Tarifabschlüsse« den kommenden Etat belasten, ging er auf die allgemeine Haushaltslage ein. »Das tut weh, was passiert. Wir kommen in die Schieflage, da auch der Landkreis von den Kommunen mehr verlangen wird.« Das Tiefbauamt sei gut besetzt, jedoch stelle die anstehende Sanierung der Bahnhofstraße im Kernort eine Herausforderung dar, gerade wegen der Engstellen. Derzeit sei sie wegen der Erneuerung von Wasserhausanschlüssen gesperrt. Er erinnerte an die Abschaffung der wiederkehrenden Straßenbeiträge. »Ich stehe dahinter, jeder benutzt die Straßen.«

Der Magistrat habe dafür gesorgt, dass die Öffnungszeiten im Bürgerbüro erweitert wurden. Ein Bürgerkoffer lasse Amtshandlungen wie die Ausstellung eines Ausweises jetzt zuhause zu. Im Laufe des nächsten Jahres würden Passfotos direkt im Einwohnermeldeamt aufgenommen, kündigte Ruck an. Gerade sei über die Einrichtung von weiteren barrierefreien Bushaltestellen im Stadtgebiet befunden worden.

Um Gefährdungen und Lärm durch den Verkehr zu minimieren, erinnerte Ruck an den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung aus dem Jahr 2022, dass Pohlheim zu einer Tempo 30-Kommune werden solle. Der Kita-Neubau Magdeburger Straße erhalte bekanntlich Räume für fünf Gruppen. Die Arbeiten seien wegen der Bodenbeschaffenheit etwas in Verzug geraten. Im Januar 2026 rechne er mit der Eröffnung. Mit zwei potenziellen Betreibern seien bereits Gespräche geführt worden. »Noch haben wir einen Rückstau von 80 Kindern, der fällt dann weg.« Ab Sommer 2025 erhalte die untere Kita in Garbenteich eine vierte Gruppe erweitert. Die Kita Kirchstraße in Watzenborn-Steinberg werde an gleicher Stelle neu gebaut, optional mit einer vierten Gruppe und voraussichtlich mit einem weiteren Stockwerk für die Stadtverwaltung versehen.

Alle neuen Kitas würden als Familienzentren geplant, deren größere Turnräume mit einem eigenen Zugang versehen werden, um Vereinsgruppen zusätzlichen Platz zu bieten. Die Kita in der Magdeburger Straße sei schon so angelegt. Zu einem späteren Zeitpunkt kommen eine weitere Kita für das Baugebiet Hausen Ost Süd und »Hinter der Friedensstraße« in Garbenteich hinzu. Lange habe man sich in Pohlheim wenig um die Jugend gekümmert, die jetzt im Kernort ein neues Domizil in der Ludwigstraße erhalte. »Die Jugend muss zentral im Ort sein, nicht am Rande stehen«, findet der Rathauschef.

Er will all die noch ausstehenden Projekte begleiten und erneut zur Bürgermeisterwahl 2026 antreten (der Anzeiger berichtete). Ruck versprach bessere Kommunikation nach außen. »Man ist nicht gerade mitteilsam, wenn man so angegangen wird.« Er gestand Fehler ein. Doch viele der persönlichen Angriffe hätten nichts mit der Entwicklung der Limesstadt zu tun. »Ich versuche, Pohlheim nach vorne zu bringen«, erklärt er selbstbewusst. Letztlich sei aber die Stadtverordnetenversammlung Herr des Verfahrens: »Es wird niemanden etwas aus den Fingern gerissen.«

Zuletzt habe er eine Operation am Fuß hinter sich gebracht und nicht überall vor Ort sein können, aber das alles sei mit den Beteiligten abgesprochen worden oder er habe anderen den Vortritt lassen wollen. Und im Übrigen müsse ein Bürgermeister mit allen reden, um beispielhaft mit einem Eigentümer größerer Flächen im Garbenteicher Ortskern Einvernehmen zu erzielen, sodass auch die Position der Stadt bei einer zukünftigen Gestaltung Berücksichtigung finde.



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