. Ein Zug ist über die Brücke schon sehr lange nicht mehr drübergefahren. 1990 war nach dem Personen- auch der Güterverkehr auf der hier damals entlangführenden Bahnstrecke Lollar - Wetzlar eingestellt worden. Seitdem schlummert die alte Kanonenbahnbrücke am Augarten am Ortsrand von Krofdorf-Gleiberg vor sich hin. Und so kam es in der Sitzung der Wettenberger Gemeindevertretung am Donnerstagabend doch ziemlich überraschend, dass sie auf einmal wieder zum Thema wird. Das »Aushängeschild der Gemeinde«, wie Sven Hofmann (SPD) das historische Bauwerk bezeichnete, befindet sich offenbar in solch einem schlechten Zustand, dass man auch über die »Verkehrssicherungspflicht« für die darunter verlaufende Straße sowie Rad- und Fußwege nachdenken sollte.
Abbau als Option
Bürgermeister Marc Nees (parteilos) ließ durchblicken, dass erste Verkehrssicherungsmaßnahmen durchgeführt werden müssten. Zu Zeitpunkt und Ausmaß machte er jedoch keine Angaben. Als ein möglicher Abbau des Bauwerks in die Diskussion eingebracht wurde, gab Oliver Wegener (SPD) zu bedenken, dass die Brücke von Wildtieren zur Überquerung genutzt wird. Ohne sie könnten also auf Straßenhöhe »weitere Gefahrenstellen entstehen«.
Ulrich Hellmann (CDU) rief in diesem Zusammenhang in Erinnerung, dass 1990 der Abbau gerade mal 100 000 Deutsche Mark gekostet hätte. Weiteres wurde am Donnerstag auch aufgrund mangelnder Kenntnisse über den baulichen Zustand nicht besprochen. Doch dürfte sich rund um die frühere Eisenbahnbrücke in den kommenden Monaten noch einiges tun.
In den Mittelpunkt des Interesses ist am Donnerstag auch wieder die neben dem Hartplatzgelände des VfB Wißmar gelegene Freifläche »Im Schacht« gerückt. Laut einem gemeinsamen Antrag von SPD und Grünen »bietet sich die Fläche für eine Nutzung als Sportfeld geradezu an«. Durch die Neugestaltung des Mehrgenerationenplatzes und die Errichtung des Pumptracks in unmittelbarer Nachbarschaft seien hier bereits einige Angebote geschaffen worden, die gut angenommen werden. Was jedoch fehle, sei ein Platz, der auch zum Fußball-, Basketball- oder Handballspielen geeignet ist.
Schallschutz
Einen Basketballplatz hatte es an dieser Stelle tatsächlich schon einmal gegeben, blickte Nees zurück. Wegen »massiver Beschwerden von Anwohnern«, die sich an der Geräuschkulisse störten, sei dieser aber wieder geschlossen worden. Zudem missfalle ihm, dass die Fläche seitdem zum Parken genutzt werde. Daher unterstütze der Bürgermeister den Vorschlag der beiden Fraktionen, allerdings müsse ebenso über Schallschutzmaßnahmen nachgedacht werden. Auch aus Reihen der Parlamentarier wurden Bedenken geäußert, dass es wie damals wieder zu Lärmbeschwerden kommen könnte. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Prof. Ulrich Ellinghaus zeigte sich jedoch überzeugt, dass hierfür »kreative Lösungen« möglich seien. Weiteres soll im nächsten Sport- und Kulturausschuss besprochen werden, in den der Antrag einstimmig verwiesen wurde.
Was die Finanzsituation der Gemeinde angeht, hatte der Bürgermeister gute Nachrichten. So werde das Haushaltsjahr 2023 voraussichtlich mit einem Überschuss von rund fünf Millionen Euro im ordentlichen Ergebnis abgeschlossen werden können. Was größtenteils an höheren Gewerbesteuereinnahmen liege. Das Eigenkapital der Gemeinde steige somit auf circa 58,6 Millionen Euro.
Herausforderungen
Dem gegenüber stehen jedoch die wachsenden Beträge bei jährlichen Zinszahlungen für Kredite, die bis 2027 auf das Sechsfache ansteigen würden, von nunmehr 215 000 auf dann 1,3 Millionen Euro, so Nees weiter. Da in den nächsten Jahren zudem hohe Ausgaben wie etwa zur Sanierung des Freibads in Krofdorf-Gleiberg auf die Verwaltung zukommen, stehe man »vor der Herausforderung, die finanzielle Leistungsfähigkeit der Gemeinde sicherzustellen«.
Dies soll durch das vom Gemeindevorstand beschlossene Konzept zur bedarfsgerechten Haushaltsplanung und Übertragung von Haushaltsresten gelingen. Investitionsvorhaben würden demnach künftig auf ihre jeweilige Notwendigkeit und Folgekostenbelastung hin überprüft werden.
Was der Bürgermeister und offenbar viele andere Gremienmitglieder als richtigen Weg ansehen, hat aber auch Gegner, die sich für mehr Investitionen starkmachen. So wiederholte Ellinghaus seinen schon mehrfach geäußerten Vorwurf einer »zu konservativen Finanzplanung« durch die Gemeinde. Zudem stellte er die Frage in den Raum, warum die Verwaltung trotz Eigenkapitals von über 50 Millionen Euro überhaupt Kredite aufgenommen habe. Es gibt also genügend Gesprächsstoff für den nächsten Haupt- und Finanzausschuss, bei dem das Konzept wieder auf der Tagesordnung stehen wird.