26. Oktober 2023, 13:00 Uhr

Kirchhain

Tolle Erlebnisstadtführungen der Bürgergarde

Rund 20 Darsteller nahmen in Kirchhain in historischen Kostümen mehr als 150 Gäste mit auf eine Reise in die Zeit vor der Revolution im März 1848.
26. Oktober 2023, 13:00 Uhr
Frank Wagner, Olaf Hausmann, Harald Pausch, Dirk Albrecht und Doris Biecker (v.l.) nahmen als Teil des Ensembles die Gäste anschaulich mit nach Kirchhain in das Jahr 1848. Foto: privat

Die Verhaftung des Kirchhainer Bürgermeisters Dr. Heinrich Scheffer im Jahr 1839 war das Thema von zwei historischen Stadtführungen in Kirchhain.

Ausgezeichnetes Hobby

Die Mitglieder der Kirchhainer Bürgergarde beschäftigen sich seit der Vereinsgründung mit den Anfängen deutscher Demokratie und lassen dies in ihren Kostümen lebendig werden. Dafür bekam der Verein 2009 den Otto-Ubbelohde-Preis, die höchste Auszeichnung, die der Landkreis Marburg-Biedenkopf im Bereich Kultur zu vergeben hat, verliehen. Dies gelang der Bürgergarde ein weiteres Mal überaus eindrucksvoll bei den zurückliegenden Erlebnisstadtführungen.

Trommelschläge ließen die Gäste erstaunen, als eine Gruppe auf dem Marktplatz zum Duell aufmarschierte. Auf die lauten Schüsse der Vorderlader der Duellanten folgte die schrille Trillerpfeife der heranstürzenden Polizisten. Damit war die Aufmerksamkeit des Publikums geweckt. Die dargestellte Szene sollte an das Duell des jungen Scheffer erinnern, auf das er sich als Student in Heidelberg einließ - damit wurde er erstmals aktenkundig.

Mit dem kurz darauf folgenden Auftritt des Polizei-Inspektors Eggena (dargestellt durch Bürgermeister Olaf Hausmann), der Scheffer wegen Hochverrats suchte und der durch seinen Polizei-Kommissar Schmitz (Frank Wagner) mit einer Rikscha auf den Marktplatz gezogen wurde, wurde die Aufmerksamkeit auf das Rathaus gelenkt, aus dem der Leutnant (Harald Pausch) und der Sergeant der Bürgergarde (Dirk Albrecht) kamen. Beide waren überrascht von den Beweisen, die Eggena vorlegte, die den Verdacht des Hochverrats gegen Bürgermeister Scheffer erhärteten.

Spielorte quer durch die Stadt

In den folgenden Szenen versuchte der Bürgergarde-Leutnant gemeinsam mit der übrigen Bevölkerung, Eggena aufzuhalten, um Bürgermeister Scheffer Zeit zur Flucht zu verschaffen. Die einzelnen Spielorte, wie die Rektoratschule, das Groth, der Gillhof und der Annapark wurden durch eine eindrucksvolle Beleuchtung in Szene gesetzt. Hier brillierten der evangelische Pfarrer Soldan (Wolfgang Heinl) und der Landrat des Kreises Kirchhain Cranz (Ingo Speh).

Am Amtssitz des Landrats, dem Gillhof, wartete auf die Teilnehmenden eine besondere Überraschung. Aber zuvor musste man vorbei am hartnäckigen Bürgergarde-Sergeanten (Dirk Albrecht), dem es gelang, den Polizei-Inspektor eine Weile aufzuhalten.

Die Haushälterin Hermine (Claudia Rhein) nahm alle mit in den beeindruckenden Gewölbekeller des ehemaligen Sitzes des deutschen Ritterordens, wo sie zu einem Umtrunk eingeladen wurden. Der Vorsitzende der Kirchhainer Bürgergarde, Harald Pausch, betonte später, dass dieses außergewöhnliche Erlebnis nur durch die Kooperation der Besitzer, der Familie Lichtenberg, möglich war, wofür er besonders dankbar sei.

Stadtgeschichte hautnah

Durch die Geschichte führten die Erzählerin (Doris Biecker) und der Stadtschreiber Prediger (Simone Bader), die auch interessante Informationen zur Stadtgeschichte vermittelten.

Auf dem Weg von einer zur anderen Szene überraschten nicht nur entleerte Nachttöpfe, sondern auch ein immer wieder auftauchender Bettler (Uwe Kämmer), der um eine milde Spende für seine dutzenden Kinder bat. Doch all diese Bemühungen der Kirchhainer Bürger konnten nicht verhindern, dass der Polizei-Inspektor den gesuchten Bürgermeister Scheffer aufspürte und letztlich vor dem Hexenturm verhaftete. Die spannende Verhaftungsszene wurde im Fackelschein durch alle Darsteller eingerahmt, bis Scheffer (dargestellt durch Jochen Schmidt) sein Versteck verließ und seinen letzten Satz sagte, mit dem er alles gestand, was ihm zur Last gelegt wurde.

Nachdem der Applaus des begeisterten Publikums verhallt war, wurden alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen noch in das Turmzimmer des Bürgerhauses eingeladen, wo sie noch eine kleine Ausstellung zum Thema erwartete. Bei einem Umtrunk gab es dann noch die Gelegenheit, mit den Darstellern ins Gespräch zu kommen und den Abend Revue passieren zu lassen.

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