20. November 2020, 13:00 Uhr

Marburg

Spannender Spaziergang mit Gruselfaktor

Catharina Staudinger wurde 1656 in Marburg als Hexe verbrannt. Wo hat sie gelebt? Was war passiert? Wie wurde ihr der Prozess gemacht?
20. November 2020, 13:00 Uhr
Gesa Coordes hat bei ihren Recherchen entdeckt, dass ein Opfer der Hexenprozesse in Marburg vermutlich in einem der beiden Häuser in der Wettergasse/Ecke Schloßsteig gewohnt hat. Foto: Patricia Grähling/Stadt Marburg

Das und vieles mehr wird in dem neuen kostenfreien Audioguide »Hexenroute - Ein Stadtspaziergang zum Hören« aufgegriffen. Exemplarisch erfahren Hörerinnen und Hörer so mehr über die Hexenverfolgung in Marburg.

Die Stadt Marburg hat das Jahr 2020 unter den Themenschwerpunkt »Andersartig. Hexen. Glaube. Verfolgung.« gestellt. In unterschiedlichen Veranstaltungen wird das Thema Hexen und Hexenverfolgung beleuchtet und aufgearbeitet. Dr. Ronald Füssel hat dazu eine wissenschaftliche Studie veröffentlicht, die als Stadtschrift unter dem Titel »Gefoltert, gestanden, zu Marburg verbrannt. Die Marburger Hexenprozesse« erschienen ist. Die Ergebnisse dieser Studie dienten nun auch zur Vorlage für ein neues Projekt.

»Großem Unrecht zum Opfer gefallen«

»Wir wollen an Menschen erinnern, die in Marburg in der Vergangenheit großem Unrecht zum Opfer gefallen sind. Dazu gehört auch die Geschichte der Menschen, die vor rund 350 Jahren während der allgemeinen Hexenhysterie getötet wurden«, sagt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. »Die Hexenroute mit ihrem Audioguide macht diese Geschichte der Hexenverfolgung erlebbar - für alle Altersklassen.«

Der Stadtspaziergang, so Spies, mache Marburg zu einem begehbaren Geschichtsbuch für Groß und Klein. Denn wenn Menschen aus der Geschichte lernen sollen, reiche es nicht, sie Daten aus Büchern auswendig lernen zu lassen. »Der Bezug zur Geschichte muss hergestellt werden - und dafür muss man mitunter das Buch verlassen und die Geschichte in die Lebenswirklichkeit holen.«

Mit dem Audioguide und dem Faltblatt zur Hexenroute können Interessierte jederzeit selbstständig in die Geschichte der Hexenprozesse in Marburg eintauchen und Orte, die mit den Hexenverfolgungen zusammenhängen, selbst aufsuchen. Der Weg führt von den ehemaligen Gefängnissen auf dem Marburger Schloss über den Marktplatz, wo öffentlich und unter freiem Himmel die Urteile verkündet wurden, bis zum Rabenstein auf der anderen Lahnseite. Dort fanden die Hinrichtungen statt.

Wer der Marburger Hexenroute folgt, erfährt dabei aber auch immer wieder etwas darüber, wann und warum die Hexenverfolgungen überhaupt entstanden sind und wie ein Hexenprozess konkret ablief.

Gesa Coordes, der Autorin des Audioguides der Hexenroute, ist es zudem gelungen, das wahrscheinliche Wohnhaus einer als Hexe verbrannten Marburgerin zu identifizieren.

Die Schneiderwitwe Catharina Staudinger wurde 1656 Opfer eines Hexenprozesses, der mit ihrer Hinrichtung endete. Von ihrem Haus an der Ecke Wettergasse/Schloßsteig ausgehend können die Hörer nun nacheinander alle Stationen ihres Leidensweges besuchen und werden dabei sogar Zeugen ihres Verhörs und ihrer Verurteilung.

Der Audioguide wurde dazu von der beauftragten Agentur Werkraum56 eindrucksvoll in Szene gesetzt. So ist beispielsweise der Folterkeller eine düstere Szene mit klirrenden Ketten und Hall, mit den originalen Worten von Katharina Staudinger aus dem Folterprotokoll. Zu hören sind auch die knarrenden Türen und Riegel im Hexenturm. So hat die Tour auch einen kleinen Gruselfaktor.

Oberbürgermeister Spies verwies auch darauf, dass beim Begehen der Hexenroute die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten sind und das Eintauchen in die Geschichte eine schöne Abwechslung an der frischen Luft ist.

Faltblatt und Audioguide

Das Faltblatt »Marburger Hexenroute« ist unter anderem in der Touristen-Information der Stadt Marburg kostenlos erhältlich. Der Audioguide »Die Hexenroute - Ein Stadtspaziergang zum Hören« kann unter www.marburg.de heruntergeladen werden. Die Stadtschrift »Gefoltert, gestanden, zu Marburg verbrannt« ist im Buchhandel sowie im Rathausverlag der Stadt Marburg erhältlich.

Ein Anliegen des Themenschwerpunktes der Stadt Marburg ist es, das Thema Hexenverfolgung in Marburg möglichst sachlich und nachhaltig aufzuarbeiten. Gleichzeitig soll den heutigen Marburgern und ihren Gästen das Schicksal der Menschen, die vor rund 350 Jahren der allgemeinen Hexenhysterie zum Opfer gefallen sind, möglichst nahegebracht werden.

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