29. Juni 2022, 13:00 Uhr

Marburg

Ludmila Heck hilft mit Leidenschaft

Ludmila Heck ist gebürtige Ukrainerin und lebt seit 20 Jahren in Deutschland. Der russische Überfall auf ihr Heimatland war für sie ein Schock.
29. Juni 2022, 13:00 Uhr
Ludmila Heck hat eigenständig eine Initiative gestartet, um den Menschen in der Ukraine helfen zu können. Als Spendenlager dient dabei das ehemalige Peugeot-Autohaus Schwitalla. Foto: Reichel

Direkt zum Beginn des Krieges in der Ukraine und dem Überfall Russlands auf ihr Heimatland stand für sie fest: »Ich muss etwas tun und in irgendeiner Form helfen.«

Angefangen hat Ludmila Heck damit, sich vor Ort in ihrer Heimatregion umzuhören, was benötigt wird und wie sie sich einbringen kann. »Zuerst habe ich mir aber Sorgen gemacht um meine schwangere Nichte, meine Mama und weitere Verwandte dort«, berichtet sie. Bis auf ihre Mutter sind mittlerweile die engsten Familienmitglieder hier in Deutschland und ihre Nichte hat ein gesundes Kind zur Welt gebracht. »Meine Mutter weigert sich weiterhin, ihr Zuhause zu verlassen. Es liegt etwa 70 Kilometer von der Grenze Weißrusslands entfernt - ich mache mir große Sorgen«, sagt Ludmila Heck. Auch ein weitere Neffe musste dort bleiben, da er zum möglichen Kriegsdienst verpflichtet werden kann.

Erste Fahrt spontan

Die erste Fahrt an die polnische Grenze Ende Februar mit Essensgütern war eine spontane Idee. »Dabei haben wir gemerkt, woran es alles hapert und was dringend benötigt wird.« Auf dem Rückweg hatte sie dann ihre Familienangehörigen mit im Schlepptau. »Die heulenden und völlig aufgelösten Menschen - vor allem Kinder und Frauen - haben mich fix und fertig gemacht.« Hilfe und Unterstützung musste organisiert werden. Hierbei ergab sich ein glücklicher Zufall: »Ich war sehr froh, dass mir Engelbert Schwitalla vom Autohaus Schwitalla angeboten hat, hier in der Siemensstraße die leerstehende Ausstellungshalle zu nutzen. Hier können wir unsere Spendengüter sammeln, sortieren und sinnvoll verteilen«, ist Ludmila Heck dankbar.

Das Autohaus Schwitalla hatte im Frühjahr seine Marken Citroën, DS Mobiles sowie Peugeot am Hauptstandort in der Afföllerstraße zusammengelegt.

Alles wird gebraucht

»Wir haben gerade jede Menge mit Lkw in Richtung Ukraine transportiert. Daher ist das Lager aktuell relativ leer«, berichtet Heck. An Sachspenden von Möbeln, Kleidung, Ausstattungen kann sie eigentlich alles gebrauchen. »Wir verteilen das nicht nur in die Ukraine, auch die Wohnungen der Geflüchteten hier im Kreis werden mit den Spenden ausgestattet«, so Ludmila Heck.

Wichtiger sind aber auch andere Dinge: »Die medizinische Versorgung in der Ukraine ist schlimm. Wir sind auch auf Hilfen für Ärzte und Krankenhäuser angewiesen - sofern sie vor Ort noch stehen.« Ludmila Heck hat von Gehhilfen über hier aussortierte Krankenhausbetten bis hin zu gynäkologischen Untersuchungsstühlen vieles als Spenden organisiert bekommen und in die Krisenregion senden können.

»Schwierig ist es für Medikamente, denn das ist auch eine Geldfrage. Hier bin ich sehr froh, dass wir mit Unterstützung des Caritasverbandes Oberberg aus Gummersbach ein Konto einrichten konnten. So können wir Aufträge annehmen, hier die Medikamente besorgen und dann wieder in die Ukraine liefern«, berichtet sie.

Unterstützung gesucht

Ludmila Heck ist zufrieden damit, was sie bisher erreicht hat. Aktuell hat sie um 20 Freiwillige, die beim Sortieren, Abholen und den Fahrten helfen. Zudem ist geplant, die Initiative in einen Verein umzuwandeln, damit die Spenden- und Gelderverwaltung einfacher zu lösen ist. »Hilfe ist weiterhin gerne gesehen. Jeder kann sich gerne bei mir melden.« Ludmila Heck ist zu erreichen unter 0176 85616215.

Die Sammelstelle am ehemaligen Peugeot-Autohaus Schwitalla in der Siemensstraße ist zudem jeden Samstag von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Dort hängt auch eine Liste aus von den Dingen, die gespendet werden können.

Hoffen auf Gespräche mit Stadt und Kreis

Ludmila Heck würde sich wünschen, dass seitens der Stadt Marburg oder des Landkreises konkrete Gespräche über eine Kooperation mit ihrer Organisation stattfinden. »Gerade bei Fragen des Transports oder der Kühlung ist es schwierig, Lebensmittelspenden zu organisieren. Auch bei vielen Behördengängen wäre schnellere Hilfe nötig«, sagt sie. Sie hofft, dass durch erste Gespräche mit einigen Stadtverordneten hier nun etwas Bewegung in die Sache kommt.

Das Spendenkonto des Caritasverbandes zum Erwerb für medizinisches Material ist angelegt unter IBAN: DE45 3845 0000 0000 2210 10, Verwendungszweck »V Butulay - Medikamente für die Ukraine«. Auch diese Info hängt am Standort in der Siemensstraße aus. (sr)

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