07. Juli 2023, 13:00 Uhr

Marburg

Kunst wird für alle im Kunstmuseum sichtbar

Das Marburger Kunstmuseum und sein Freundeskreis sind auf dem Weg der Zugänglichkeit und Inklusion. Auch die Aktion Mensch fördert Museumsprojekte, um Barrieren abzubauen.
07. Juli 2023, 13:00 Uhr
Die Vorstandsvorsitzenden der Museumsfreunde Dr. Bernhard Conrads (l.) und Dr. Catharina Graepler (4.v.l.) sowie der blista-Vorstand Patrick Temmesfeld (2.v.l.) mit Direktor Dr. Christoph Otterbeck (4.v.r.) und Projektleiterin Samira Idrisu (3.v.l.) präsentieren die neue Kooperation mit (v.l.) Lisa, Niklas, Kaja und Lisa Drechsler vom blista-Malatelier vor dem Gemälde »Schwälmer Tanz«. Foto: Tina Gansel

Im Fokus des 2022 begonnenen, mehrjährigen Projekts »Museum für alle!« stehen Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen. In Museen, die primär visuell fokussiert sind, kommen Menschen mit Blindheit oder Sehbehinderungen oft zu kurz. Die Texte sind klein, Beschreibungen fehlen und - oberstes Gebot - die Kunstwerke dürfen nicht angefasst werden.

Stetige Verbesserungen

Das Kunstmuseum Marburg und die Freunde des Museums für Kunst und Kulturgeschichte haben sich auf den Weg gemacht und arbeiten fortwährend an inklusionsorientierten Formaten.

Aktuell bietet ein Begleitheft in Braille-Schrift, ein Audio-Guide, ein Gebäudemodell sowie ein taktiler Lageplan für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung gute Orientierungspunkte im Museum. Dies ist insbesondere auf die enge Zusammenarbeit mit der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) zurückzuführen, die beim Abbau von Barrieren mit Rat und Tat zur Seite steht.

Ein Kooperationsvertrag besiegelt die Zusammenarbeit für die kommenden zwei Jahre. »Marburg gewinnt mit der Initiative der Museumsfreunde und der Kompetenz der blista hier ein weiteres Highlight für Menschen mit Blindheit oder Sehbehinderung - und ich bin der festen Überzeugung, dass mindestens genauso viele sehende Besucher Kunst begreifen wollen«, sagt Patrick Temmesfeld, Vorstandsvorsitzender der blista.

Erlebnisreicher Museumsbesuch

Die Kooperation erfolgt analog zur Zusammenarbeit mit dem Lebenshilfewerk Marburg-Biedenkopf - im Rahmen des erwähnten Aktion-Mensch-Projekts. Es entstehen Angebote, die einen erfüllenden, erlebnisreichen Museumsbesuch für blinde und sehbehinderte Menschen ermöglichen.

Dr. Catharina Graepler, Vorsitzende im Führungsduo des Freundeskreises, bekräftigt das Anliegen des Vorstands, das Museum auch für jene Menschen zugänglich machen zu wollen, die bislang aufgrund einer Beeinträchtigung den Weg in das Kunstmuseum oder das Landgrafenschloss nur schwerlich gefunden haben.

Alle Sinne einsetzen

Ganz konkret soll die Benachteiligung von blinden und sehbehinderten Menschen im Museum durch neue Wege in der Kunstvermittlung mithilfe von akustischen, riechbaren und taktilen Zugängen verringert werden.

Organisiert werden regelmäßig stattfindende inklusive Workshops und Führungen. Die blista unterstützt als bundesweites Kompetenzzentrum für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung bei der Erstellung von didaktischem Material und Tastmodellen. Ein »Tastwagen« soll Materialien zur Vermittlung einzelner Exponate zur Verfügung stellen. Als Experten in eigener Sache werden Menschen mit Behinderungen in die Vorhaben einbezogen und bereichern den Bereich »Bildung und Vermittlung« impulsgebend als Workshopleitung oder Museumsguides.

Schon jetzt können Menschen mit und ohne Sehbehinderungen an der entwickelten Architekturführung teilnehmen. Sie bringt den Besuchenden kunsthistorische Entwicklungen und die Verbindungen zwischen Architektur, Kunst und Gesellschaft näher. Als nächstes Projekt steht der »Schwälmer Tanz« von Carl Bantzer auf dem Programm, eines der Highlights im Kunstmuseum Marburg. Tanzende Paare, ein wogendes Getümmel - eine wirkliche Herausforderung, die dank der Fachleute der blista gemeistert werden kann.

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