Auschwitz steht bis heute für die unvorstellbaren Verbrechen und Gräueltaten der Nationalsozialisten. Acht Jahrzehnte später gehen Hunderttausende Menschen auf die Straßen, um gegen den voranschreitenden Rechtsruck in der Gesellschaft zu protestieren. Die gesellschaftlich-politische Brandmauer ist in Gefahr, weiter zu bröckeln.
Allein in Auschwitz verloren mehr als eine Million Menschen ihr Leben, darunter 960.000 Juden, aber auch Sinti und Roma oder beispielsweise Kriegsgefangene kamen hier um. Ferner tötete das NS-Unrechtsregime rund 300.000 Menschen mit Behinderung und psychischen Erkrankungen systematisch an verschiedenen Orten. Unter ihnen starben 15.000 Menschen, die unter der Herrschaft Hitlers als menschenverachtend als »lebensunwert« deklariert wurden, zwischen 1941 und 1945 in der Tötungsanstalt Hadamar in Mittelhessen.
Sowohl bedrückend als auch bedeutend
In diese Thematik vertiefte sich die inklusive Social-Media-Redaktion der Lebenshilfe Gießen, »Normalos - die Inklusiv-Reporter«, die kürzlich nach einer Vorbereitungsphase die Gedenkstätte Hadamar besuchte.
Die Inklusiv-Reporter um Redaktionsleitung Jasmin Mosel erlebten den Tag, der vor Ort von dem Gedenkstättenteam professionell begleitet wurde, als sowohl bedrückend als auch bedeutend. Redaktionsmitglied Katharina Volz sagt hierzu: »Es ist so kurz vor der Bundestagswahl wichtiger denn je, sich mit dem, was damals geschehen ist, auseinanderzusetzen. Damit so etwas nie wieder passiert.«
Reporter Justus Bode hält fest: »Stets aufmerksam bleiben, bei jeder Form von Diskriminierung - dazu mahnt der Besuch der Gedenkstätte, der für mich genauso wichtig wie auch bedrückend war.« Philipp Noack, der ebenfalls zu Besuch in Hadamar war, appelliert: »Seid wachsam! Auch damals kam nicht alles aus dem Nichts.«
Die Opfer der »Euthanasie« und Zwangssterilisation sind bis heute nicht offiziell als Verfolgte des Nazi-Regimes anerkannt. Während ursprünglich Ende 2024 mit der Anerkennung gerechnet wurde, verzögerten politische Unstimmigkeiten der Ampelkoalition die Behandlung eines entsprechenden Antrags. »Das wäre und ist längst überfällig. Auch das Leid der NS-Opfer mit Behinderung verdient acht Dekaden nach der Befreiung von Auschwitz die volle gesellschaftliche und politische Anerkennung. Als Lebenshilfe bündeln wir gemeinsam mit allen Demokraten unsere Kräfte, um das Gedenken an die Opfer lebendig zu halten und für eine inklusive und gerechte Gesellschaft einzutreten«, betont Maren Müller-Erichsen, Aufsichtsratsvorsitzende der Lebenshilfe Gießen.