»Mit seinem umfangreichen Wirken hat sich Dow Aviv in besonderem Maße um die Verständigung und das Verständnis zwischen den Menschen im Sinne Hedwig Burgheims engagiert«, würdigt Becher. Aviv setze sich ehrenamtlich als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, in der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gießen-Wetzlar und in der Jüdisch-Islamischen Gesellschaft Gießen für den Dialog und den Austausch mit Akteuren der Stadt, Vereinen, Kirchen, Schulen und der Stadtgesellschaft ein.
Besonnene Art und hoher Einsatz
Überall, so der Oberbürgermeister weiter, werde Aviv für seine besonnene Art und seinen hohen persönlichen Einsatz im Zeichen der Verständigung zwischen den Menschen geschätzt. Besonders in diesen spannungsgeladenen Tagen sei die Verleihung der Medaille an ihn »für uns auch ein Bekenntnis zur so wichtigen Verständigungsarbeit, ohne die kein Frieden möglich ist«.
Besonders eindrücklich seien Avivs Auftritte bei aktuellen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und zum Beispiel auch das interreligiöse Friedensgebet für die Opfer des Israel-Gaza-Kriegs in Erinnerung geblieben. Auf dem Gießener Weihnachtsmarkt am 21. Dezember habe der beteiligte Vertreter aus der DITIB-Gemeinde eindrücklich für die jüdischen Opfer gebetet und Dow Aviv habe mit ebenso großer Empathie das Mitleiden für die palästinensischen Opfer in Gaza in sein Gebet mit einbezogen. Aviv suche stets mit den anderen das Gemeinsame, das Friedensfördernde und das den Hass und Antisemitismus Abwehrende, sagte Becher.
Dow Aviv wurde 1953 in Jaffa, Israel, als Sohn Holocaustüberlebender geboren. Er war bereits in jungen Jahren im Sport aktiv und erreichte sogar einen Platz in der israelischen Nationalmannschaft im Rollstuhlbasketball. Trotz des Widerstandes seiner Eltern zog er nach Deutschland, nahm in Gießen das Studium der Zahnmedizin auf und war einer der ersten israelischen Studierenden in Gießen.
Einsatz für Erinnerungsarbeit
Von Beginn an war er in der studentischen Gruppe der jüdischen Gemeinde aktiv, setzte sich für Erinnerungsarbeit zum Holocaust und für neue Verständigung ein. Aviv war 1978 eines der Gründungsmitglieder der Jüdischen Gemeinde Gießen und ist dort seit vielen Jahren im Vorstand aktiv, mittlerweile als deren Vorsitzender.
Die Feierstunde zur Verleihung der Hedwig-Burgheim-Medaille soll am Mittwoch, 28. August, um 18 Uhr im Netanya-Saal des Alten Schlosses stattfinden. Die Medaille wird von der Stadt alle zwei Jahre im Gedenken an die bis heute fortwirkende Tätigkeit der jüdischen Pädagogin Hedwig-Burgheim für hervorragende Verdienste um Verständigung und Verständnis zwischen den Menschen verliehen.
