24. März 2024, 13:00 Uhr

Gießen

Energiewende fordert ihren Tribut

Ein Milliardenprojekt nimmt Gestalt an und tangiert auch Teile des Kreises Gießen. Der sogenannte Rhein-Main-Link soll auf mehr als 600 Kilometern Windstrom bis nach Südhessen transportieren.
24. März 2024, 13:00 Uhr
Amprion-Projektsprecher Jonas Knoop (r.) im Gespräch mit heimischen Landwirten. Foto: Häuser

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) als Genehmigungsbehörde hat das Unternehmen Amprion aus Dortmund mit der Umsetzung dieser gewaltigen Maßnahme betraut. Amprion ist einer von vier Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland und baut das Netz aus, um bis zu acht Gigawatt regenerativ erzeugten Strom in den Wirtschaftsraum Rhein-Main zu liefern. Der Strom gelangt von Offshore-Windparks in der Nordsee über die Amprion-Leitungen in die Verbrauchszentren.

Vor dem Bau der Leitungen durchläuft der Rhein-Main-Link ein Genehmigungsverfahren. Dazu findet eine Präferenzraumermittlung durch die BNetzA statt. Die Behörde hat einen fünf bis zehn Kilometer breiten Korridor vorgegeben, innerhalb dessen die zukünftige Trasse zu planen ist.

Trassenvariante erstellt

Amprion hat nun unter Berücksichtigung von Umwelt- und Raumverträglichkeit sowie technischen Gegebenheiten eine Trassenvariante erstellt. In öffentlichen Informationsveranstaltungen in Pohlheim und Staufenberg hatten Interessierte aus der Region nun erstmals Gelegenheit, mit dem Unternehmen ins Gespräch zu kommen und Fragen zu dem Großprojekt zu stellen. Denn die zu bauende Erdkabeltrasse wird - von Norden her kommend - auch Gießener Kreisgemeinden durchziehen. Betroffen sind Gemarkungen der Kommunen Lollar, Staufenberg, Buseck, Fernwald, Pohlheim und Lich sowie der Gießener Stadtteil Rödgen. Im Rahmen des Antrags auf Planfeststellungsbeschluss will Amprion im Juni eine Vorschlagstrasse und Alternativen darlegen sowie im zweiten Halbjahr dieses Jahres Antragskonferenzen an verschiedenen Standorten entlang der Trasse veranstalten.

Die Bundesnetzagentur und Amprion sammeln dann Informationen von Trägern öffentlicher Belange und der Öffentlichkeit und reichen voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2026 die Unterlagen zur Planfeststellung ein. In 2027 werden Erörterungstermine durchgeführt. Nach den Planfeststellungsbeschlüssen könnte in 2028 mit dem Bau des Rhein-Main-Links begonnen werden. Nach einer vier- bis fünfjährigen Bauzeit würde dann 2033 der erste Windstrom von Niedersachsen nach Hessen fließen.

Zum Verlegen der Leitungen muss im Bereich des Trassenverlaufs ein 75 Meter breiter Arbeitsstreifen angelegt werden für die Kabelschutzrohre, Baustraßen und Lagerung des Bodenabtrags. Die Tiefe der Kabelgräben beträgt ungefähr 1,80 Meter. Nach Ende der Baumaßnahmen werden die Flächen wiederhergestellt. Um die Stromtrasse zugänglich zu halten, verbleibt im gesamten Streckenverlauf ein 40 Meter breiter Schutzstreifen.

Amprion will bis Juni konkretisieren

»Alle Daten werden dazu genutzt, die Trassenplanung möglichst so zu gestalten, dass umweltschonend vorgegangen wird«, versichert Amprion-Projektsprecher Jonas Knoop. Zusammen mit einem Expertenteam von Amprion suchte er auch in Pohlheim und Staufenberg den direkten Kontakt mit der Öffentlichkeit. Er sprach beispielsweise mit Landwirten aus der Region, da im heimischen Raum vor allem Ackerböden von dem Trassenbau betroffen sind. Der Boden über dem 40-Meter-Schutzstreifen kann nach der Kabelverlegung wieder bepflanzt werden, eine feste Bebauung jeglicher Art ist jedoch wegen der erwähnten Zugänglichkeit ausgeschlossen. Die genaue Lage des Trassenbandes kann sich noch verschieben. Bis Juni würden noch Alternativen entwickelt, sagte Knoop. Amprion werde sich dem Dialog stellen und schauen, »welche Knackpunkte es gibt«. (hä)

0
Kommentare | Kommentieren