16. Juni 2024, 13:00 Uhr

Gießen

Aus 50 Gulden wurden mittlerweile 500 Euro

Mit ihren mittlerweile 389 Jahren - noch aus Zeiten des Dreißigjährigen Krieges stammend - ist die Todenwarth-Stiftung die älteste Verpflichtung der Universitätsstadt.
16. Juni 2024, 13:00 Uhr
Übergabe der 500 Euro aus der Todenwarth-Stiftung im Stadtkirchenturm mit (v.l.) Dekan André Witte-Karp, Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher, Pfarrerin Carolin Kalbhenn, Pfarrer Stephan Ebelt und »Kastenmeister« Armin Habermann, Leiter der Evangelischen Regionalverwaltung Oberhessen. Foto: Berger

Seither ist die Stadt zu einer jährlichen Auszahlung der »50 Gulden an Hausarme« verpflichtet. Daraus wurden mittlerweile 500 Euro und diese im Stadtkirchenturm an Pfarrerin Carolin Kalbhenn für das Projekt »Supp’ un’ Schwätze« übergeben.

Spende an Projekt »Supp’ un’ Schwätze«

Das seit 2022 bestehende Gemeinschafts-Projekts von Gesamtkirchengemeinde Gießen Nord, Nordstadtverein, Werkstattkirche, Lugredu-Stiftung und der Stadt Gießen findet mittlerweile in dritter Runde abwechselnd in Pauluskirche und Nordstadtzentrum in Innenräumen statt.

»Supp’ un’ schwätze« ist ein Angebot, das sich nicht nur an die Bewohner der Nordstadt, sondern an alle Gießener richtet. Für viele Besucher, die Teilnehmerzahl liegt stets zwischen 50 und 80 Personen, ist dieses Angebot ein bisschen Teilhabe am sozialen Leben. Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher spannte hier den Bogen zum Stiftungsgeber: »Da ist vieles drin, was die Intention von Todenwarth war. Hier kommt viel zusammen und es ist ein Projekt, was sich an die Menschen dieser Stadt richtet. Auch das Thema Einsamkeit wurde im Antrag nochmals hervorgehoben und hier wird ein Angebot gemacht, Menschen zusammenzuführen«, so Becher.

Dies unterstrich auch Kalbhenn in ihren Dankesworten, komme doch ein Teil der Besucher wegen der Suppe und der andere Teil zum schwätze, um Gemeinschaft zu erleben.

Pfarrer Stephan Ebelt von der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Gießen-Mitte blickte auf den 10. Juni 1635 zurück, als Catharine Wolffin von Todenwarth verstarb, während ihr Ehemann in Prag weilte, um den Prager Frieden mit zu verhandeln. Als er zurückkam, konnte er nur noch an der Beisetzung seiner an der Pest gestorbenen Ehefrau teilnehmen. Dr. Antonius Wolff von Todenwarth, seines Zeichens Kanzler des Landgrafen Georg II von Hessen-Darmstadt und Statthalter in Gießen (1592-1641), gründete eine Stiftung zum Andenken an seine verstorbene Ehefrau, gründete. Jährlich 50 Gulden sollten aus deren Erträgen »under Hausarme Leuht … zu gleichen theilen ausge-theilt« werden.

Erinnerung an Catharine von Todenwarth

Catharine selbst hatte zu Lebzeiten regelmäßig an Arme gespendet. Der Stifter selbst dachte auch an die Zukunft nach seiner irdischen Existenz: Er kaufte bei der Stadt eine ewige jährliche Rente und schaffte damit die Grundlage dafür, dass nach seinem Tod die Stadt Gießen zur Auszahlung der 50 Gulden an Hausarme verpflichtet wurde. Auf ewig. Aus Gulden wurden Reichsmark daraus dann DM und schließlich Euro. Jährlich stellte die Stadt 67 Euro zur Verfügung, um die ewige Rente des Herrn Todenwarth an Arme auszuschütten. Zum 375-jährigen Jubiläum 2010 erfolgte eine Erneuerung dieser Stiftungstradition. Es wurde an gleicher Stätte einvernehmlich durch Vertreter der Stifterfamilie, der evangelischen Kirche sowie der Stadt als Treuhänderin des Stiftungsvermögens ein neuer Vertrag geschlossen und der Stiftungszweck in Gedenken an die sozial engagierte Frau von Todenwarth der heutigen Zeit angepasst. Seitdem werden von der Stadt jährlich um den Todestag 500 Euro übergeben.

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