24. November 2023, 13:00 Uhr

Kichhain

»Die besseren Wälder« spiegelt aktuelle Themen wider

Die Kurse Darstellendes Spiel und Musik der Stufe 13 der Alfred-Wegener-Schule Kirchhain zeigten eine Inszenierung des Stücks »Die besseren Wälder«.
24. November 2023, 13:00 Uhr
Die Akteure der Kirchhainer Alfred-Wegener-Schule boten tolle Vorstellungen ihres aktuellen Stücks »Die besseren Wälder«. Foto: privat

Geschrieben von Autor Martin Baltscheit präsentierten die Schüler der Alfred-Wegener-Schule in Kirchhain eine gelungene und berührende Version der Geschichte. Die Handlung der modernen Fabel passt sehr gut in die heutige Zeit und somit in die Lebenswirklichkeit der jungen Darsteller und Darstellerinnen. Anhand des Wolfes Ferdinand (Lina Heim), der bei der Flucht in die besseren Wälder seine Eltern (Zeynep Karabulut und Lilly Schaub) verliert und daraufhin von einem kinderlosen Schafspaar (Zeynep Iman und Aysel Kayar) adoptiert und zum Schaf gemacht wird, entspinnt sich eine Geschichte, die geprägt ist von Flucht, dem Aufeinanderprallen verschiedener Lebenswelten und dabei auftretenden Vorurteilen, dem Finden des eigenen Ichs und der Frage: »Wo gehöre ich hin?«

Wandel zwischen den Tierwelten

Ferdinands Integration in der pastelligen, friedlichen Schafswelt scheint zunächst vollständig gelungen. Er feiert gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Großvater (Emilie Schulz) friedlich seine Geburtstage, isst Salat und Möhrenkuchen und albert mit seinem etwas rüpeligen Freund Beck (Jannika Müller) herum.

Aber angeregt durch das niedliche Schafsmädchen Melanie (Charlotte Wagner) kommt die Frage auf, welches Leben hinter dem Zaun, über den die Schafe nicht springen sollen, wartet.

Schließlich kommt es zur Katastrophe und zur Begegnung zwischen anderen Wölfen und dem umerzogenen Artgenossen. Sicher Geglaubtes wird plötzlich hinterfragt und scheinbare Realitäten umgekehrt, wenn zum Beispiel die Wölfin Mascha (Annika Jerrentrup) ihre Sichtweise auf Rotkäppchen verdeutlicht: »Ach, und was macht dein liebes kleines Rotkäppchen? Erst reizt es den Wolf und dann lässt es zu, dass der Jäger ihm den Bauch aufschneidet, Steine hineinstopft und er unter den schlimmsten Schmerzen sterben muss.« Überhaupt verschwimmen im Lauf des Abends häufig die Grenzen zwischen Gut und Böse, sodass auch das Publikum seine eigene Einstellung hinterfragen und überdenken muss.

Aber trotz der zum Teil tragischen Situationen gelingt es den Darstellern und Darstellerinnen immer wieder, diese durch komische Szenen zu unterbrechen.

Kreative Umsetzung

Besonders gelungen ist auch die Entscheidung, die Tiere in den Kostümen nur anzudeuten. Die Schafe tragen Wollwesten oder Kunstpelzschals, die Wölfe schwarze Lederjacken. Die Gans, die sich als Fuchs sieht (Franka Müller), watschelt in Schwimmflossen über die Bühne und spricht mit ihren Freunden, dem Biene-Bär (Mathilda Michel) und dem lispelnden Igel (Sylvana Niestatek), der erklärt, eine Schnecke zu sein, einen der wichtigsten Sätze des Dramas aus: »Es kommt nicht darauf an, woher wir kommen, sondern, wohin wir gehen und mit wem!« und geben damit dem einsamen Ferdinand wieder Hoffnung. Diesen Satz greift der Musik-Leistungskurs am Ende auf und präsentiert dem Publikum zum Finale den selbstverfassten Song »Mit wem du gehst«.

Der farbenfrohen Inszenierung gelingt es, diese Fabel von Schafen und Wölfen zu erzählen, in denen wir Menschen uns widerspiegeln.

Musik und Technik auf hohem Niveau

Hervorzuheben ist auch die vielseitige Bühnenmusik, die die LK-Schüler und -Schülerinnen zum Stück beitragen. Pianosoli (Aaron Seibert) untermalen zum Beispiel die Flucht der Wolfsfamilie, wummernde Elektrobeats (Philipp Hirsch und Noé Keil) erzeugen eine spannungsgeladene Atmosphäre in der Clubszene in der roten Stadt jenseits des Zauns, kleinere instrumentale Besetzungen setzen einfühlsam Akzente an bedeutsamen Stellen. So findet sich eine große Bandbreite, die mit den choreografierten Abläufen wunderbar harmoniert.

Nicht zu vergessen ist für die Umsetzung auch die schuleigene Technik-AG unter der Leitung von Felix Müller. Diese trägt durch immer wieder neue Lichtstimmungen wesentlich zur Atmosphäre bei. So werden die hohen und echten Fichtenstämme durch wechselndes Farbspiel immer wieder neu in Szene gesetzt oder das Publikum durch das Einschneien des kleinen Wolfs überrascht und verzaubert.

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