19. November 2019, 15:00 Uhr

Grünberg

Zeitzeuge erinnert an DDR-Diktatur

Als vor fast genau 30 Jahren 1989 die Mauer in Berlin fiel, waren die meisten Besucher der Gedenkveranstaltung an die DDR-Diktatur in der Aula der Theo-Koch-Schule noch nicht einmal geboren.
19. November 2019, 15:00 Uhr
Siegbert Schefke berichtet den Schülern vom Leben hinter der Mauer. Foto: privat

»In 30 Jahren verschwimmt die Erinnerung, und auf einmal ist die DDR nicht mehr das totalitäre System, das seine Bürger überwachte und kontrollierte, sondern erscheint viel freundlicher, angenehmer«, so Organisator Michael Schmitt, der eine Aufgabe seines Fachbereichs Geschichte darin sieht, daran zu erinnern, wie die Wirklichkeit damals aussah.

Totalitäres System darf nicht vergessen werden

»Und am besten geht dies über Menschen, die dabei waren und eine Geschichte zu erzählen haben.« Aus diesem Grund war Siegbert Schefke geladen, der einen Zeitzeugen-Vortrag vor beinahe 400 Schülern hielt.

Auch Schefke betonte, wie wichtig es sei, dass die Erinnerung an die DDR-Diktatur und ihre Taten bewahrt bleiben müsse. Der 60-Jährige schilderte zum Beispiel, wie er über die Dächer einer Berliner Häuserzeile vor der Stasi flüchtete, um heimlich nach Leipzig zu fahren und dort die Filmaufnahmen der Demonstration gegen die SED zu machen, die ihn letztlich so berühmt werden ließen.

Schefke ließ sich auch nicht davon abhalten, am 9. November abends am Grenzübergang Bornholmer Straße zu stehen und auf die Öffnung der Grenze zu warten. »Erst passierte nichts, dann aber öffnete sich eine Tür und wir durften die DDR verlassen. Ein Wahnsinns-Gefühl«, erinnerte sich Schefke.

Eingemauert und ständig überwacht

Aber nicht nur über die Vorgänge im Herbst 1989 wusste er zu berichten, auch das Leben an sich in der SED-Diktatur kam nicht zu kurz. Eingemauert sei er gewesen. Und ständig überwacht. Seinen Traum vom Abitur und Studium musste er aufgrund eines »nicht gefestigten Klassenstandpunkts« erst einmal begraben. Statt des Architektur-Studiums arbeitete er auf dem Bau.

Dass er die Oberstufenschüler der TKS in den 60 Minuten Vortragszeit erreicht hatte, das zeigten die vielen Fragen, die dem Experten im Anschluss noch gestellt wurden. Kurz still und nachdenklich wurde er aber bei der Frage nach seiner Stasi-Akte, denn die konnte er zwei Jahre nach der Wiedervereinigung einsehen und musste dann erkennen, dass ihn auch Freunde bespitzelt hatten. »Wenn so etwas ans Licht kommt, geht man natürlich getrennte Wege«, stellte Schefke klar.

Die Gedenkveranstaltung bot zudem mit dem eindrucksvollen Auftritt der Schulband mit »Wind of Change« (Scorpions) und »Another Brick in the Wall« (Pink Floyd) einen tollen Rahmen.

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