15. Februar 2019, 15:00 Uhr

Wetzlar

Wetzlarerin trifft alternativen Nobelpreisträger

Die Tikato-Vorsitzende Heidi Janina Stiewink wollte in den Norden von Burkina Faso zum Bauern Yacouba Sawadogo reisen nun hat sie dort einen Preisträger besucht.
15. Februar 2019, 15:00 Uhr
Heidi Stiewink übergibt die Strickmütze. Foto: Tikato

Die Reise war bereits seit Oktober 2018 vorbereitet. Yacouba Sawadogo hatte dann im November 2018 den Alternativen Nobelpreis erhalten. Seit 45 Jahren hat er schon »die Wüste zum Grünen gebracht«, sprich: durch eine besondere Technik, eine besondere Saatmethode unter Benutzung von Kompost mit Tierdung, Blättern und Samen in kreisrunde Pflanzlöcher (Zaimethode).

Wüste zum Leben erweckt

Dadurch fühlen sich Termiten angeregt, Gänge zu graben, in denen das Wasser besser versickern kann. So wurde ein ganzes Wüstengebiet aufgeforstet; 2018 hatte der Niederländer Christ Reis ihn beim Nobelkomitee mit Erfolg vorgeschlagen.

Doch aus der Reise gen Yako wurde nichts: Die Wüstenstadt Richtung Mali liegt in der »Roten Sicherheitszone«, in der die auswärtigen Terroristen immer mehr ihr Unwesen treiben und immer wieder Menschen zu Tode kommen. Vor allem Weiße sind wegen Entführungen gefährdet So setzte sich der 76-Jährige zusammen mit einem jungen Begleiter noch am letzten Tag des vierwöchigen Aufenthalts der Wetzlarerin in ein Buschtaxi – einen überfüllten Kleinbus – und fuhr 280 Kilometer, um zu sehen, »warum denn die Weiße aus Deutschland so an mir interessiert ist«. Es ergab sich eine sehr berührende und respektvolle Begegnung. Bescheiden erzählte der zur Ethnie der Mossi gehörende Bauer von seiner einfachen, aber sehr wirksamen Methode, die Wüstenregion zum Leben zu erwecken. Viele Menschen auch aus anderen Ländern kamen und staunten, exportierten die Methode. Aber es gab auch Neid und Missgunst in den eigenen Reihen, und so sah sich der Burkinabé an einem Morgen plötzlich einem Brand gegenüber. Große Teile seiner Pflanzung wurden vernichtet.

»Kommunale Politiker interessierten sich nicht viel für mich«, berichtet der Mann, der Bescheidenheit, Respekt und Würde gleichermaßen ausstrahlt. Im Gegenteil. Ein Onkel verkaufte ohne sein Wissen einen Teil seines Terrains. »Das Gebiet, auf dem die Gräber meiner Väter stehen, nahm man mir weg. Und da, wo der Brunnen gegraben ist und uns ernährt, setzte man einfach einen anderen, jüngeren hin. Der Grundwasserspiegel ist durch meine Arbeit im ganzen Gebiet gestiegen, was neue Bewohner anzieht; die Methode wird in Mali und im Niger angewandt ..., aber ich habe kein Haus und muss unter schwierigsten Bedingungen mit dem Moped in weit entfernte Gegenden fahren, um die Methoden bekannt zu machen«, bedauert er, der nie Honorar erhielt.

96.000 Euro Preisgeld

Das Preisgeld von 96.000 Euro wird dem Projekt zugutekommen und ein Häuschen, ein Auto, Pflanzmittel und Brunnenbau-Materialien zur Aufforstung beinhalten. Yacouba berichtete in drei Kontinenten von seiner Methode, war zu Gast bei Präsident Obama und in Bonn zu einer Internationalen Konferenz.

Yacouba freute sich über eine im Strickkreis der Wetzlarer Gnadenkirche gestrickte Mütze »gegen meine kalten Ohren in den frühen Morgenstunden und in der Nacht«.

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