27. Dezember 2018, 15:00 Uhr

Marburg

Modellprojekt zur ärztlichen Versorgung

Der Landkreis Marburg-Biedenkopf startet ein hessenweit einzigartiges Modellprojekt, das die ambulante medizinische Versorgung in der ländlichen Region sicherstellen soll.
27. Dezember 2018, 15:00 Uhr
Dr. Birgit Wollenberg (Leiterin des Gesundheitsamtes) stellte im Kreissitzungssaal das neue Projekt zur ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum vor. Gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Hessen, dem Hessischen Sozialministerium und den Ärztenetzen will der Landkreis neue Wege gehen. Foto: Landkreis

In Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Hessen, dem Hessischen Sozialministerium und den Ärztenetzen sollen neue Wege der Versorgungsplanung gegangen werden.

Ziel dabei sind innovative und nachhaltige Konzepte, die eine bedarfsgerechte medizinische und pflegerische Versorgung bilden. Die Leiterin des Gesundheitsamtes, Dr. Birgit Wollenberg, stellte das Projekt vor.

Mit einem Konzept zur Fachkräftesicherung soll die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitswesen weiter ausgebaut werden. »Sowohl auf dem Gebiet der Gesundheitsförderung und Prävention als auch in der Versorgung wird das Gesundheitsamt hier neue Wege beschreiten«, sagt Landrätin Kirsten Fründt. Das sei notwendig, weil sich der Landkreis zunehmend mit einem wachsenden Fachkräftemangel im medizinischen Bereich und einer drohenden Unterversorgung konfrontiert sehe. »Mit diesem Modellprojekt schaffen wir die Blaupause für den hessenweiten Aufbau der kommunalen Gesundheitsplanung.«

Alle Akteure mit einbeziehen

»Im Rahmen der Projektförderung wird der Kreis ein Konzept zur Fachkräftesicherung in der medizinisch-pflegerischen Versorgung im ländlichen Raum erstellen«, erklärte Dr. Birgit Wollenberg. Damit sieht sich der Kreis verpflichtet, die kommunale Gesundheitsplanung zur Fachkräftesicherung als Aufgabe des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in Marburg-Biedenkopf zu erproben. »Es sollen kleinräumige Vorortkonzepte unter Berücksichtigung aller vorhandenen Daten und unter Einbeziehung aller Akteure entwickelt und umgesetzt werden.« Wollenberg begrüßt, dass die KV Hessen als Partner zur Verfügung steht. »Ohne die Kassenärztliche Vereinigung könnten wir dies nicht wahrnehmen, weil uns der gesetzliche Auftrag fehlt«, betonte Dr. Wollenberg.

Auf die sogenannte »Ärzteschwemme« Anfang der 1990er reagierte der damalige Gesundheitsminister Horst Seehofer 1993 mit einer Bedarfsplanung, die die ärztliche und psychotherapeutische Versorgung regelt. »So soll auf 1.671 Einwohner ein niedergelassener Hausarzt kommen, um die Versorgung zu gewährleisten«, sagte Dr. Wollenberg.

Biedenkopf droht Unterversorgung

Dieses Verhältnis werde durch einen Demografie-Faktor und einen weiteren Faktor, der der Krankheitsschwere der Versorgten Rechnung trägt, modifiziert. Seit 2013 gibt es vier Planungsebenen: die hausärztliche, die allgemeine fachärztliche, die spezialisierte fachärztliche und die gesonderte fachärztliche Versorgung. Aktuelle Daten vom 1. Oktober 2018 zeigen, dass die hausärztlichen Mittelbereiche Marburg (>125 Prozent) und Gladenbach (>110 Prozent) überversorgt sind.

In Kirchhain und Stadtallendorf sei der Bedarf an Hausärzten gedeckt (96 bis 110 Prozent), es können sich aber zusätzlich Hausärzte niederlassen. In Biedenkopf liege die Versorgung mit Hausärzten jedoch bei 85 Prozent. Dies wird als drohende Unterversorgung definiert. Hier sei der Handlungsbedarf daher besonders groß.

So wird im Rahmen der Planung die Entwicklung und Erprobung eben in Biedenkopf (dazu gehören die Stadt Biedenkopf und die Gemeinden Angelburg, Breidenbach, Dautphetal und Steffenberg) beginnen. Marion Messik, die neue Versorgungskoordinatorin des Kreises, wird mit dem KV-Regional-Center Gießen die Konzepte entwickeln.

Vor einem Jahr hatte der Landkreis beim Hessischen Sozialministerium einen Antrag auf Projektförderung gestellt. Im Sommer gab es hierzu vom Sozialministerium dann das OK mit einer Förderung von 74.500 Euro pro Jahr.

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