21. Januar 2018, 09:00 Uhr

Marburg

Marburg zu »gutem Zuhause« machen

»Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause«, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies gleich zu Beginn seiner Rede beim Neujahrsempfang der Stadt Marburg.
21. Januar 2018, 09:00 Uhr
Rund 1.000 geladene Gäste kamen zum Neujahrsempfang der Stadt Marburg. Foto: Häuser

Das Programm vor rund tausend geladenen Gästen im Erwin-Piscator-Haus wie gewohnt: eine Mischung aus Information, Musik und kulinarischen Spezialitäten. Im Zentrum: die Ansprache von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies, der auf das vergangene Jahr zurückblickte und zugleich seine politischen Visionen für Marburg skizzierte.

Beteiligung von Bürgern intensiviert

Nicht nur an diesem Abend, sondern »überhaupt in Marburg« sei es wohl die »Aufgabe von Politik, die Stadt zu einem guten Zuhause zu machen«, so Spies. Das gelinge offenbar, wie eine aktuelle Befragung zeige. In diesem Zusammenhang erwähnte der Rathauschef die im vergangenen Jahr intensivierte Beteiligung von Bürgern an der Stadtentwicklung. Für die Kommunalpolitik sei es jedenfalls nicht schädlich, »hin und wieder die Leute zu fragen, was sie eigentlich wollen«.

Wie es um den Beteiligungswillen der anwesenden Gäste bestellt ist, wollte der OB durch ein Experiment im Saal testen. Per Smartphone sollte das Publikum die Frage beantworten, ob man sich selbst in stadtpolitische Entscheidungen einbringen wolle. Die Beteiligungsquote an der Handyumfrage ließ allerdings aufgrund der schlechten Internetverbindung im Saal zu wünschen übrig, sodass Spies nach einigen Minuten das bis dahin eingegangene Abstimmungsergebnis kurzerhand hochrechnete und eine große Mehrheit ausmachte, die sich einbringen würde.

Bildung und Betreuung »Gewinnerthema«

Zum »Gewinnerthema« titulierte Spies die Bereiche Bildung und Betreuung. Das Bildungsbauprogramm BiBaP gehe mit großen Schritten voran. 30 Millionen Euro seien dafür innerhalb von fünf Jahren veranschlagt. Bei den Krippen- und Kitaplätzen gebe es eine stetige Zunahme. Das Land Hessen habe angekündigt, für Kinder zwischen drei und sechs Jahren für sechs Stunden am Tag pauschal die Gebühren zu übernehmen. »Das ist ein Achtel unserer Kita-Kosten. Bei den besonders niedrigen Marburger Gebühren reicht das aus, um für alle Kita-Kinder die Gebühren abzuschaffen«, kündigte Spies an.

Das sei der »Marburger Markenkern«: faire Bildungschancen für alle Kinder und Unterstützung für diejenigen Menschen, die in bestimmten Phasen Unterstützung benötigten. Die Stadtgesellschaft entwickle das starke Leitbild einer modernen und sozialen Stadt. Einer Stadt, die auch Heimat sein wolle, ein Ort, »in dem ich mich wohlfühle«.

Kultur ist »Quelle für politischen Diskurs«

Als »Quelle für politischen Diskurs« bezeichnete Spies die Kultur. Daher sei die kritische Begleitung der Stadtgesellschaft und ihrer Entwicklungen nicht nur ausdrücklich erwünscht, sondern essentiell. Nach dem Reformationsjubiläum und 700 Jahre Judentum in Marburg stehe nun die kritische Reflexion zu 50 Jahre »1968« an. Auch wolle Marburg als erste deutsche Kommune ein »Modellprojekt Alterssicherung für Kulturschaffende« auf den Weg bringen. Im Frühjahr starte die Sanierung des Waggonhallenareals. »Aus der baufälligen Ruine des Lokschuppens wird ein neuer Ort der Begegnung«.

Großbaustellen in Verkehrspolitik

»Heißes Thema« für Spies: die Verkehrspolitik. Und da gebe es 2018 einige »Großbaustellen«, darunter als größtes Projekt die Weidenhäuser Brücke, die Ende Februar gesperrt werde. Deswegen gab Spies schon jetzt als Rat aus: »Prüfen Sie doch schon einmal nach, ob die Reifen Ihres Fahrrads noch Luft haben!« Statt dass »alle im Stau stehen und sich entnervt anhupen«, riet der OB zum Umstieg auf umweltfreundliche Stadtbusse. Für mehr Respekt und weniger Aggression im Straßenverkehr hatte Spies dann noch einen letzten Tipp parat: »Sie gehen zu Fuß und können niemand umfahren.« Als Beispiel nannte er seine Aktion »3.000 Schritte mit dem Oberbürgermeister«.

Rahmenprogramm mit Grußworten und Musik

Kein Neujahrsempfang ohne Grußworte und musikalische Begleitung: Per Videobotschaften meldeten sich die Bürgermeister der Marburger Partnerstädte zu Wort. Musik steuerte zu Beginn die 14-jährige Steinmühle-Schülerin Nelli Endres am Piano bei. Von der Empore aus sangen der Chor »Joy of Life« der Kurhessischen Kantorei Marburg und der »Alte Mensa Chor« unter der Leitung von Jean Kleeb. Nach dem offiziellen Programm entführten dann die »Boptowncats« in die 1950-er Jahre. Für die Bewirtung und Bedienung sorgten das Team der bottega und Studierende der Oberstufenklasse der Marburger Hotelfachschule.

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