16. Juli 2020, 13:00 Uhr

Marburg

Knochen, Keramik und Überreste eines Hauses

Spannende Funde hat das Landesamt für Denkmalpflege bei Ausgrabungen im Bereich der Elisabethkirche ans Licht gebracht.
16. Juli 2020, 13:00 Uhr
Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies (2.v.r.) und Bürgermeister Wieland Stötzel (3.v.r.) ließen sich mit Reinhold Kulle (3.v.l.), Manuela Klug (2.v.l.), beide vom Fachdienst Stadtplanung und Denkmalschutz, sowie Rüdiger Halbach (l.) vom Fachdienst Tiefbau, von Dr. Christa Meiborg (Mitte) und Susanne Gütter (r.) vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen über die Grabung am Firmaneiplatz informieren. Zwei Mitarbeiterinnen des Landesamts sind gerade mittendrin beschäftigt. Foto: Thomas Steinforth, Stadt Marburg

Am Firmaneiplatz wurden Knochen entdeckt und Spuren eines Wohnhauses aus dem 13. Jahrhundert. Sobald die archäologischen Untersuchungen abgeschlossen sind, bekommt der Platz eine völlig neue Gestaltung.

»Hier verlief der Schwellbalken, also das Fundament eines alten Fachwerkhauses«, sagt Grabungstechnikerin und Grabungsleiterin Susanne Gütter vom Landesamt für Denkmalpflege und zeigt auf eine Steinreihe. »Das heißt, dass dieses Areal früher um einiges tiefer lag als heute«, erklärt sie.

Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und Bürgermeister Wieland Stötzel haben sich an der Ausgrabungsstelle mit Vertretern der Stadtverwaltung ein Bild gemacht. Das entdeckte Haus stammt vermutlich aus dem 13. Jahrhundert, so die Expertin. »Später wurde das Areal auch für Bestattungen genutzt.«

19 Bestattungen entdeckt

Tatsächlich graben ihre Kolleginnen gerade einen noch mal tiefer liegenden Bereich frei, in dem sich Gebeine befinden. »Das war eine Frau, die etwa 50 bis 60 Jahre alt geworden ist. Das Skelett gibt Anzeichen darauf, dass sie schwer gearbeitet hat«, sagt Gütter. Es gibt keinen Hinweis auf einen Sarg, vermutlich wurde sie in einem Tuch beerdigt. Bislang 19 nachweisbare Bestattungen hätten in diesem Areal stattgefunden, berichtet Dr. Christa Meiborg, Leiterin des Bereichs Mittelalter- und Neuzeitarchäologie der Marburger Außenstelle des Landesamts. Die meisten Skelette werden wieder bestattet, die aus der aktuellen Ausgrabungsfläche werden anthropologisch auf Geschlecht, Sterbealter und mögliche Krankheiten hin untersucht, bevor sie dann im Depot verwahrt werden.

Weitere Fundstücke waren eine gut erhaltene Topfkachel und größere Scherben eines Keramikkrugs. Es komme nicht so häufig vor, dass sie große Teile von Gegenständen fänden, oft seien es nur kleine Scherben. Die Funde datieren die Experten auf das 13./14. Jahrhundert.

Arbeiten seit 2006

Ende Juli sollen die Grabungen abgeschlossen sein. Das Areal wird die spätere Brunnenkammer für den neuen Brunnen des Firmaneiplatzes. Im Zuge der Neugestaltung des Umfelds an der Elisabethkirche finden bereits seit 2006 Ausgrabungen statt. Insgesamt wurden bislang 6.100 Quadratmeter Fläche untersucht.

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