04. Oktober 2017, 10:28 Uhr

Haiger

Gottes Wege sind unergründlich …

Im Pfarrhaus brennt wieder Licht: Pfarrer Hartmut Eglinsky (46) wurde von Dekan Roland Jaeckle in das Amt eingeführt.
04. Oktober 2017, 10:28 Uhr
Hartmut Eglinsky (46) freut sich, die Gemeindeglieder in Sechshelden und Manderbach kennenzulernen. Eglinsky liebt moderne Kunst. Im Pfarrhaus hängt ein Kunstwerk von Gerhard Roese aus Darmstadt. Foto: Becker-von Wolff

Hartmut Eglinsky tritt die Nachfolge von Pfarrerin Sonja K. Oppermann an, die im Frühjahr dieses Jahres nach Ballersbach wechselte. Der ordinierte Pfarrer ist nun in Sechshelden und Manderbach gemeinsam mit seinem Kollegen Pfarrer Christopher Reif tätig sein. Zuletzt war er in Obertshausen im Dekanat Rodgau tätig.

Pate von Huhn Frieda

Mit seiner Frau Gabriela hat er sich das Pfarrhaus eingerichtet. »Wir sind hier freundlich aufgenommen worden«, erzählt Hartmut Eglinsky, »unser Nachbar, der Vorsitzende des Hühnerzuchtvereins, hat uns schon beinahe ein Huhn geschenkt. Meine Frau hat es auf den Namen Frieda getauft. Da wir eine sibirische Langhaarkatze zur Familie zählen, belassen wir Huhn Frieda aber lieber beim Nachbarn und sehen dort nach ihr.«

Frankfurt, London – und Sechshelden

Humor hat der neue Pfarrer, der beruflich ein Spätberufener ist. Der Lebensweg führt den gebürtigen Bad Sodener zunächst nach Frankfurt: Er macht dort eine Banklehre und studiert hier Betriebswirtschaften, später kommen Mittelengland und London als wichtige Lebensstationen dazu.

Hartmut Eglinsky ist bei der Bank zunächst für Finanzen und später für das Immobilienkreditgeschäft zuständig. In der Akquise der Bank fällt mitten im Jahresschlussgeschäft ein Kollege aus; er übernimmt einen Teil der Aufgaben. Doch die Arbeit sorgt nicht für Zufriedenheit. Erste Zweifel nagen. Aber Eglinsky macht weiter, aus Bequemlichkeit und vielleicht ein bisschen aus Angst. »Die saß mir in der Bank immer im Nacken«, gibt er zu.

Essen lockt zum Glaubenskurs

Eine Einladung zu einem Glaubens-Kurs verändert sein Leben: »Ein Kommilitone hat mich 1999 zu einem Alpha-Kurs in Frankfurt-Sachsenhausen eingeladen«, erzählt Hartmut Eglinsky. »Was mich gelockt hat, war das Versprechen, dass es jeweils was Leckeres zu Essen gibt«, sagt er. Die Vorträge über die Kernfragen des christlichen Glaubens und das Miteinander überraschen ihn. »Beim Gebet hatte ich auf einmal das Gefühl, dass Gott mich zu sich zieht. Und ich das wollte«, erinnert er sich. »Ich habe zum ersten Mal bewusst gebetet. Das war ergreifend.«

Im Beruf läuft weiterhin nicht alles optimal. Eglinsky will raus, er bekommt ein firmeninternes Angebot: Drei Jahre London. Dort schließt er sich der anglikanischen Holy Trinity Brompton Church an – der Heimatkirche des »Alpha-Konzepts«. Und ist erstaunt über die »ernsthafte Fröhlichkeit«, mit der die Menschen dort glauben. Und beschließt, dass er Pfarrer werden will.

2003 kehrt er nach Deutschland zurück und krempelt 2005 sein Leben um: Er heiratet Gabriela und zieht nach Wuppertal. Nach dem Theologiestudium in Wuppertal und dem Vikariat (2013-2015) in der Darmstädter Martin-Luther-Gemeinde sowie in der Gefängnisseelsorge der JVA Weiterstadt tritt Hartmut Eglinsky seine erste Pfarrstelle in Obertshausen an.

Nun ist er in Sechshelden: Die dörflichen Strukturen freuen ihn. »Es erinnert mich in gewisser Weise an das Martinsviertel in Darmstadt, das sich noch einen Kern dörflicher Gemeinschaft erhalten hat. Dort haben wir gerne Gottesdienste nah bei den Menschen gefeiert.«

Ähnliches kann er sich auch hier vorstellen. »Ich möchte aber erst einmal mit den Menschen hier ins Gespräch kommen«, erläutert Eglinsky. Ziel ist es, zu lernen, »wo das Herz der Gemeinde schlägt«. Wie er sich selbst einschätzt? »Ich bin jemand, der gern kreativ ist. Der Ideen sucht. Und manchmal ungewöhnliche Wege geht.« Wie eben den verschlungenen Pfad vom Banker zum Pfarrer.

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