04. August 2018, 15:00 Uhr

Marburg

Französische Senatorin besucht Geburtsstadt

Es waren zwar nur drei Monate, die Gisèle Jourda in Marburg verbrachte. Dennoch war das Wiedersehen mit ihrer Geburtsstadt ein sehr emotionales Ereignis.
04. August 2018, 15:00 Uhr
Gisèle Jourda trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Mit dabei (v. l.) Bürgermeister Wieland Stötzel, Kassels Landrat Uwe Schmidt, Übersetzerin Anne Bartölke und Stadtverordnetenvorsteherin Marianne Wölk. Foto: Stadt Marburg/Nadja Schwarzwäller

Mit den Worten »Ich liebe Marburg von ganzem Herzen« trug sich Jourda ins Goldene Buch der Universitätsstadt ein. Und dort, wo sonst die Stadtverordneten tagen, hielt sie ein flammendes Plädoyer für den Erhalt der deutsch-französischen Freundschaft und für Europa.

Emotionale Bindung an Marburg

Warum besucht eine Gruppe von Bürgern der nordhessischen Gemeinde Helsa und ihrer französischen Partnerstadt Trèbes eigentlich Marburg? Der Grund liegt nicht allein in der Tatsache, dass der dortige Landrat Uwe Schmidt und seine Frau früher in der Universitätsstadt studierten und lebten. Einen weiteren Grund gibt die stellvertretende Bürgermeisterin von Trèbes, Gisèle Jourda: Sie wurde in Marburg geboren. Auch wenn Jourda nur eine kurze Zeit als Baby hier verbrachte, ist die emotionale Bindung zur Stadt stark, wie sie bei ihrem Aufenthalt feststellte.

»Die Chemie hat sofort gestimmt«, erklärte Gisèle Jourda im Stadtverordnetensitzungssaal, in dem sie zusammen mit der Delegation von rund 50 Menschen aus Helsa und Trèbes von Bürgermeister Wieland Stötzel empfangen wurde. Sie habe sich genauso zu Hause gefühlt, wie sie es in ihrer französischen Heimat tue, wo sie als stellvertretende Bürgermeisterin von Trèbes fungiert und außerdem Senatorin ist – vergleichbar mit einem deutschen Bundesratsmitglied.

An einem tief verschneiten Märztag sei sie in Marburg zur Welt gekommen, ihre Eltern hätten immer mit derselben Anhänglichkeit von der Stadt erzählt, die sie auch einander entgegengebrachten, erzählte Gisèle Jourda.

Leider kein Deutsch in der Schule gelernt

Sie sei vom Wiedersehen mit Marburg und vom herzlichen Empfang tiefer bewegt, als sie sagen oder schreiben könne. Sie bedauere, dass in ihrer Schule kein Deutsch gelehrt wurde, sodass sie die Sprache von Goethe und Rilke nicht spreche. Aber ein paar Sätze auf Deutsch hatte sie dennoch geübt: »Ich liebe Marburg von ganzem Herzen«, steht nun mit ihrem Namen im Goldenen Buch der Universitätsstadt.

Auch für den Landrat des Landkreises Kassel, Uwe Schmidt, war der Besuch ein »Heimspiel«. Zehn Jahre lang lebte er mit seiner Frau in Marburg, wo beide studierten und wo ihre Kinder zur Welt kamen, wie er berichtete. Es gebe auch noch einen dritten Grund, diese Stadt zu besuchen: »Marburg ist in der Tat eine uralte Stadt, die für unser Bundesland eine elementare Bedeutung hat, sie war die erste hessische Hauptstadt«, erläuterte er den anderen Gästen.

Für Europa – gegen Rechtsruck

Gisèle Jourda nahm den Besuch zum Anlass, ein Plädoyer für die deutsch-französische Freundschaft und für Europa zu halten. »Wir müssen gemeinsam den Kampf aufnehmen und ein klares ›Nein‹ sagen zu einer Rückkehr in die dunkle Vergangenheit, wie sie in einigen Ländern wieder hochkommt«, erklärte sie. Es müsse alles getan werden, denn »der Frieden ist unbezahlbar«.

Es gelte, zusammen für ein stärkeres Europa als je zuvor zu arbeiten. »Wir müssen unsere gemeinsame Zukunft schützen und pflegen«, appellierte Gisèle Jourda. Auch deshalb sei der Besuch in ihrer Geburtsstadt Marburg von besonderer Symbolkraft – eine Geburt sei ein Zeichen der Hoffnung.

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