11. September 2020, 13:00 Uhr

Marburg

Barrieren für Menschen mit Behinderung abbauen

Menschen mit Behinderungen sollen gleichberechtigt leben. Aber wie steht es wirklich um die gleichberechtigte Teilnahme am gesellschaftlichen Leben in Marburg?
11. September 2020, 13:00 Uhr
Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies (hinten Mitte) stellte den Teilhabebericht mit Vertretern der Stadtverwaltung und der Arbeitsgruppe vor. Foto: Thomas Steinforth/Stadt Marburg

Wo Teilhabe gut gelingt und wo es noch Handlungsbedarf gibt, zeigt der zweite Teilhabebericht. »Etwa 17 Prozent der Menschen, die in Marburg leben, haben eine Behinderung. Oder eher: Sie werden darin behindert, gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Das müssen wir ändern«, erklärt Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies.

Erstellt wurde der Bericht auf Initiative des städtischen Behindertenbeirats im Auftrag des Magistrats. Er analysiert, was sich seit der ersten Bestandsaufnahme in Marburg verbessert hat und gibt Vorschläge, was noch verbessert werden muss. Das hat die Stadt Marburg nicht alleine analysiert, sondern gemeinsam mit Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen.

Kleine und große Bausteine

Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe und der Sozialplanerin Monique Meier hat der Rathauschef die Bestandsaufnahme nun vorgestellt. Tenor: Es sind viele kleinere und große Bausteine, die Teilhabe ermöglichen. So gibt es an Marburger Schulen immer wieder Baumaßnahmen - zum Beispiel mit dem Bau einer barrierefreien Küche oder dem Einbau eines Fahrstuhls. Einen Beitrag zur Teilhabe liefert das Lebenshilfewerk unter anderem mit einem jährlichen Bildungs- und Kulturkatalog, in dem inklusive Bildungsangebote, Freizeitmöglichkeiten und Reisen zusammengefasst sind.

Rund 700 barrierearme und teilweise barrierefreie Wohnungen sind in Marburg zudem in den letzten drei Jahren entstanden. Allerdings können laut Bericht nicht alle Bestandsgebäude und Wohnungen komplett barrierefrei umgebaut werden. Aber die Nachfrage nach barrierearmen Wohnungen steigt. Hilfe gibt es bereits beim Pflegebüro der Stadt Marburg, das eine individuelle Wohnberatung anbietet.

Angeregt wird im Bericht beispielsweise, möglichst viele barrierefreie Wohnungen in den Erdgeschossen zu bauen, da Aufzüge ausfallen könnten und dies zu einem »Hausarrest« für Bewohner führen könne. Wichtig seien auch niedrigschwellige Zugänge zu gesundheitlicher Versorgung, Training für das Fahrplanlesen, induktive Höranlagen in Veranstaltungsräumen oder der zunehmende Einsatz von leichter oder einfacher Sprache.

Menschen mit Beeinträchtigungen, Institutionen, Vereine, Selbsthilfegruppen, die Philipps-Universität und verschiedene städtische Fachdienste haben umfangreiche Informationen auf 345 Seiten zusammengestellt. Der Arbeitskreis und viele Gäste haben eineinhalb Jahre an dem Bericht gearbeitet. Wie vielfältig die Mitwirkenden sind, ist im Anhang des Berichts aufgeführt. Beteiligt haben sich unter anderem Schulen, der Stadtelternbeirat, die Evangelische Familienbildungsstätte, das Diakonische Werk, die BI-Sozialpsychiatrie, der Verein Leben mit Krebs und viele mehr.

Zahlen und Statistiken zusammengestellt

Um ein Meinungsbild von Menschen mit Beeinträchtigungen zu erhalten, hat die Philipps-Universität Marburg eine begleitende Befragung durchgeführt. Für den Bericht wurden Zahlen und Statistiken zusammengestellt. Demnach haben 12.990 Menschen in Marburg eine leichte oder schwere Behinderung. Das entspricht 16,8 Prozent der Bevölkerung. 11,5 Prozent aller Marburger sind schwerbehindert, und rund 80 Prozent aller Menschen mit einer schweren Behinderung sind älter als 50 Jahre.

Den Teilhabebericht gibt es zum Download unter www.marburg.de. Weitere Informationen oder die Bestellung einer gedruckten Ausgabe sind möglich bei Monique Meier vom Fachdienst Soziale Leistungen, unter 06421 2011933 und monique.meier@marburg-stadt.de.

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