28. Juli 2017, 10:25 Uhr

Fußballgolf im Test

Ein Streifzug beim Fußballgolf

Fußball-was? Auf dem neu eröffneten Platz am Wölfersheimer See ist für jeden etwas dabei: Fußball, Golf, Minigolf und Relaxen in der Wetterauer Natur. Der Streifzug hat den Test gemacht.
28. Juli 2017, 10:25 Uhr
Avatar_neutral
Aus der Redaktion
Drunter oder drüber? Die neuen Streifzug-Macher (v. l.) Erik Scharf, Stefan Schaal, Eva Diehl und Philipp Keßler beim Fußballgolf. (Foto: Nici Merz)

Der Streifzug hat neue Macher: Der Nachwuchs der Redaktion übernimmt das Ruder. Teambildende Maßnahme Nr. 1: Fußballgolf. Beim gemeinsamen Spiel wird sofort deutlich, dass die Charaktere im SZ-Team unterschiedlicher kaum sein könnten. Die Herausforderung ist also nicht nur den Ball einzulochen, sondern auch einen Kollegen im Text vorzustellen.

Fußballgolf Wölfersheim
Sind sich am Ende wieder einig: Das Streifzug-Team um (v.l.) Eva Diehl, Philipp Keßler, Er...

Es ist manchmal gar nicht schlecht, wenn man vom Fußballspielen nicht so viel Ahnung hat«, sagt Uwe Gottwald vom »Red Lama« Fußballgolf-Ressort in Wölfersheim, als er die Trendsportart erklärt.

Worum geht es? Der Platz hat 18 Löcher – wie ein normaler Golfplatz – und einen Abschlag, respektive einen Abschuss. Von dieser Linie muss der Ball mithilfe mehrerer Schüsse in ein Loch befördert werden, in dem eine orange Fahne steckt. Wie beim Golf gibt es verschiedene Löcher mit einer unterschiedlichen Zahl an Schüssen, die den sogenannten Platzstandard ausmachen. »Mit dieser Zahl an Schüssen kann ein normal begabten Spieler den Ball einlochen«, erklärt Gottwald. Doch das Ganze wird erschwert, denn es sind Hindernisse im Weg: Neben dem hohen Gras an den Seiten gibt es Holzstämme, die überspielt werden müssen, oder Brücken aus Stein, unter denen der Ball hindurch geschossen werden muss. Das macht die Sache alles andere als leicht. Das merkte auch das »Streifzug«-Team schon bald.

Familienunternehmen²

Seit dem 24. Juni ist Wölfersheim der einzige vom Deutschen Fußballgolfverband zertifizierte Kurs in Hessen. Designed vom mehrmaligen Weltmeister Alexander Kober und umgesetzt von Butzbacher Landschaftsgärtnern hat sich die einstige Weide am Wölfersheimer See in ein kleines Naherholungsgebiet verwandelt. Einen großen Wagen mit Speisen und Getränken, Tische und Bänke samt Zelt für Regenschauer sowie Liegestühlen und Toilettenwagen inklusive.

 
Fotostrecke: Eine Runde Fußballgolf in Wölfersheim

Damit haben sich die Familien Gottwald/Götz und Siaplaouras aus Berstadt einen Traum erfüllt. Bei einem gemeinsamen Urlaub in der Pfalz lernten die Wölfersheimer Fußballgolf kennen und lieben. »Wir waren sofort begeistert, denn es war für alle etwas dabei«, erzählt Gottwald. Und die persönliche Note geht noch tiefer. Bei einer gemeinsamen Lama-Wanderung mit anschließendem Rotweinabend reifte die »Schnapsidee« zum Konzept. Das spiegelt sich auch im Namen wieder: Red Lama. »Das ist unsere ganz persönliche Geschichte. In diesem Projekt stecken Emotionen drin«, sagt Gottwald nicht ohne Stolz.


Gute Sache für die Gemeinde

Der studierte Philosoph und Pädagoge, der mittlerweile in der Ausbildung von Führungskräften für die Wirtschaft arbeitet, fackelte mit seinen Mitstreitern nicht lange: 2016 wurde die eigene GmbH gegründet, dann ging es mit dem Konzept ins Wölfersheimer Gemeindeparlament, das nach einem Besuch in der Pfalz einstimmig festgestellte: Der Platz ist eine gute Sache für die Gemeinde. Im März dieses Jahres ging es los. Drei Monate später war Eröffnung des erst elften zertifizierten Fußballgolfplatzes Deutschlands. Seitdem werden hier alle bespaßt: Kindergeburtstage, Junggesellenabschiede, Vereinsausflüge, Teambildungsmaßnahmen von Firmen – auf Wunsch auch mit Catering vom Grillen bis zum Spanferkel. Dazu gibt es eigenes Craft-Beer (»Red Lama Bräu«) und eine eigene Kaffeemischung von einer Rösterei aus Hungen. »Bei uns soll es gut, charmant und besonders sein. Wir machen die einfachen Dinge, aber die richtig«, erklärt Gottwald.

Pläne für die Zukunft liegen bereits in der Schublade: Neben den deutschen Meisterschaften ist eine Wölfersheimer Gemeindemeisterschaft sowie ein offenes Turnier im kommenden Jahr geplant, außerdem soll der Zugang zum See ausgebaut und eine Veranda samt Biergarten ans Ufer gebaut werden. »Dann wird es hier noch idyllischer«, sagt Gottwald, der hofft, dass der See mittelfristig wieder zum Baden geeignet ist. Entscheidend sei, »dass die Leute mit einem positiven Gefühl weggehen«.

Info

Fußballgolf in Wölfersheim auf einen Blick

Name: Red Lama Fußballgolf Resort Soccerpark Wetterau
Adresse: Geisenheimer Straße 47, 61200 Wölfersheim
E-Mail: info@soccerpark-wetterau.de
Preise: Erwachsene: 12 Euro; Schüler, Studenten, Rentner: 9,50 Euro; Kinder (6-15 Jahre): 7 Euro; Kinder unter 6 Jahren: kostenlos. 10er-Karte Erwachsene: 95 Euro; 10er-Karte Kinder: 55 Euro.
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag von 10 Uhr bis Sonnenuntergang (außer bei starkem Regen)
Saison: 1. April – 31. Oktober

Im Portrait

Stefan Schaal: Der Überlegte
Fußballgolf Wölfersheim
Das Ziel immer im Blick: Stefan Schaal. (Foto: Nici Merz)

Der nominell dienstälteste im neuen Streifzug-Team ist Stefan Schaal. Er ist Mr. Gießen. Egal ob Stadtfest, Kultursommer oder Parlament – Stefan weiß in der Lahnstadt Bescheid. Dort lebt er mittlerweile schon über zehn Jahre, standesgemäß mit Blick auf die Lahn. Den gebürtigen Stuttgarter hatte es des Studiums wegen nach Hessen verschlagen, inzwischen hat er die Landschaften zwischen Bad Vibel und Marburg, Wetzlar und Alsfeld kennen- und lieben gelernt.

Dass in der Ruhe oft die Kraft liegt, stellte Stefan bei der Runde Fußballgolf unter Beweis. Er ist keiner der ganz großen Töne, aber ein hervorragender Beobachter. Das hat er sich zunutze gemacht, denn auch auf dem Platz am Wölfersheimer See heißt es Ruhe bewahren, das »Grün lesen« und mit Gefühl den Ball dann an das Loch heranspielen. Diejenigen, die auf Teufel komm raus losbolzen, werden kaum Erfolg haben. Denn der Platz hat es in sich: mal muss unter einem Holzhindernis hindurch geschossen werden, dann gibt es Stangen am Rand, auf denen der Ball nur an einer Seite vorbeifliegen darf und die kürzer gemähten Grüns rund um das Loch sind auch mehr was für Filigrantechniker als für ehemalige Abräumer á la Bernd Hollerbach.

Stefan hat das richtig beobachtet und wurde belohnt: Er gewann unsere kleine 9-Loch-Runde mit einem Schuss Vorsprung. Verdientermaßen musste man ihm gratulieren. Aber bei einem so angenehmen Zeitgenossen, mit dem man auch nach der Runde Golf noch gemütlich ein Bier trinken kann, macht das nicht viel aus. Außerdem wird es sich ausgleichen. Als Fan des VfB Stuttgart, der Stefan nun mal ist, kann er dem Kollegen im nächsten Jahr zum Triple gratulieren. Denn der hält im Fußball zum FC Bayern.

Im Portrait

Eva Diehl: Die Zielstrebige
Fußballgolf Wölfersheim
Gute Laune in Fußballschuhen und Minirock: Eva Diehl. (Foto: Nici Merz)

Eva Diehl ist ein fröhlicher und offener Mensch. Und sie ist sich nicht zu schade, auch mal Dinge zu probieren, die sich nicht wirklich mit ihren Interessen decken. Sport zum Beispiel. Welch ein Glück, dass es für die erste Titelstory auf einen Fußballgolfplatz geht. Aber Eva nimmt es sportlich, und sorgt direkt zu Beginn für eine Überraschung. Als Einzige läuft sie mit dem passenden Schuhwerk auf. Schwarze Treter mit drei weißen Streifen an der Seite, dazu der Schriftzug »Samba«. Die männlichen Kollegen und Möchtegern-Profis fühlen sich zum ersten Mal an diesem Tag vorgeführt.

Ihre Schusstechnik ist zwar eher weniger brasilianisch, dafür punktet sie auf dem Grün mit anderen Qualitäten. Während die vor Adrenalin überschäumenden Jungs die Kugel querfeldein bolzen, nur um sich der lästigen Kurven, die so manche Bahn vorgibt, zu entledigen, ist Eva geduldig, locker und zielstrebig. Und kommt damit nicht selten schneller ans Ziel. Die Eigenschaften helfen ihr, seit sechs Jahren 29 Jahre jung zu sein (laut eigener Aussage; clever ist sie also auch noch) und als zierliche Erscheinung Punk-Konzerte in der ersten Reihe zu überstehen.

Einen besonderen Moment für die gebürtige Staufenbergerin hat sich die Wölfersheimer Anlage bis zum Schluss aufgehoben: Kurz nach Beendigung der letzten Bahn hoppelt plötzlich ein Feldhase aus dem Gebüsch. Die studierte Biologin, die vor drei Jahren ihren Doktortitel an der Justus-Liebig-Universität erwarb, war da natürlich hin und weg – ihre wahre Liebe gilt aber den Meerschweinen. Dazu ist Eva quasi ein Gießener Original und kennt jede Kneipe, jeden Pub und jeden Tanzschuppen von innen.

Im Portrait

Erik Scharf: Der Sportler
Fußballgolf Wölfersheim
Ball im Busch – Erik Scharf nimmt’s sportlich. (Foto: Nici Merz)

Ach was, ich probier das einfach«, sagt Erik Scharf, nimmt Anlauf und tritt kräftig gegen den orangefarbenen Fußball. Die Kugel fliegt in hohem Bogen und verschwindet in einem Busch. Die Bahn Nummer acht des Fußballgolfplatzes weist eine steile Linkskurve zwischen Start und Ziel auf. Man könnte sie theoretisch mit einem gezielten hohen Schuss überwinden. Im Schnitt sei es jedoch eher Erfolg versprechend, den Ball nach und nach vorzulegen, um in kleinen Schritten und ohne großes Risiko das Loch zu erreichen, hatte der Leiter der Anlage zuvor noch erklärt. Der Jungjournalist trägt’s mit Fassung: Er zuckt die Schultern und macht sich lächelnd auf in die Wetterauer Pampa. Sportsgeist zeichnet den 26-Jährigen gleich in verschiedener Hinsicht aus. Er ist offen, geradeaus und hat Antrieb. Dabei immer einen frechen Spruch und ein Lächeln auf den Lippen – übrigens mit leichtem Dialekt, denn seine Wiege stand in Thüringen. Heute ist Bad Nauheim sein Zuhause.

Eine der Bahnen fuchst Erik ganz besonders. Nachdem alle anderen schon die Liegestühle aufsuchen, testet er noch die beste Flugbahn des Balls aus. Danach gibt’s noch eine Frikadelle mit der selbst gemachten Zwiebelsoße der Familie Gottwald. Ein »Lama Bräu« für den Feierabend verschenkt Gottwald auch noch.

Ganz der Fußballer, hat Erik Sportjournalismus im schönen Mannheim studiert und in den Pressestellen von Werder Bremen, Darmstadt 98 und vom FSV Frankfurt mitgearbeitet. Beim Fußballgolf hat das unterm Strich zwar nix genützt. Spaß gemacht hat’s trotzdem.

Im Portrait

Philipp Keßler: Der Kommunikator
Fußballgolf Wölfersheim
Mit dem Außenrist: Philipp Keßler chipt den Ball aus dem hohen Gras. (Foto: Nici Merz)

Erstes Loch, erster Schuss: Philipp zielt in eine enge Lücke zwischen einem Felsen und einem Holzpfosten – und trifft den Ball so perfekt, dass er durch die Lücke fliegt und ganz nah an der Fahne auf dem Gras liegen bleibt – bereit zum Putten. Der Gründer des Platzes, Uwe Gottwald, der uns gerade die Regeln erklärt hat, winkt ab, sagt: »Ich lass euch dann mal allein.«

Philipp ist der Jungspund der neuen Streifzug-Redaktion. Und gleichzeitig ein Urgestein. Mit 14 hat er schon angefangen, für die Gießener und die Alsfelder Allgemeine Zeitung journalistisch zu schreiben, gleich am Anfang zum Beispiel über einen Spielabbruch in der Fußballkreisliga, weil Spieler den Schiedsrichter niedergeschlagen hatten. Heute ist er in der Online-Redaktion zu Hause – und ist für die Rolle deshalb prädestiniert, weil man dabei mit allen Redaktionen im Dialog stehen muss und er ein Kommunikationstalent ist – gerne auch mal mit einem lockeren Spruch.

Das Schöne am Fußballgolf ist, dass es gar nicht darum geht, zu gewinnen, sondern kickend gemeinsam den besten Weg zu finden, den Ball im Loch unterzubringen. Es geht um das Fluchen im Chor, wenn der Ball über das Loch rollt, weil er einen Tacken zu stark getroffen wurde. Kurz: Es geht um Spaß. Und das ist ganz in Philipps Sinn, mit dem man sich über so gut wie alles unterhalten kann. Er ist Friedens- und Konfliktforscher, kann Anekdoten vom letzten Opernbesuch erzählen, vom Bayern-Spiel oder vom Training für den Triathlon. Oder wie er morgens um 5 Uhr die Gemüsesuppe für den Abend schon mal vorkocht – und sich trotzdem mit den Nachbarn gut versteht. Philipp ist ein angenehmer Zeitgenosse, dem man den Spaß am Zusammenarbeiten anmerkt. Und wenn es nur darum geht, einen Fußball in ein Golfloch zu bugsieren.

Im Portrait

Valerie Pfitzner: Die Macherin
Fußballgolf Wölfersheim
Die gute Seele der Wetterau: Valerie Pfitzner. (Foto: Nici Merz)

Manchmal muss man sich einfach in den Arm nehmen. So hat es Valerie Pfitzner damals am Weltknuddeltag vor drei Jahren gesagt. Nur sagen viele Leute viele Dinge, ohne sie zu meinen. Valerie nicht, sie macht es einfach. Und so ging sie mit einem Schild um den Hals in die Bad Nauheimer Innenstadt. »Gratis-Umarmungen« stand darauf, und Gratis-Umarmungen kamen sehr gut an an diesem kalten Januartag. Ja, so ist die 28-Jährige – offen, herzlich, experimentierfreudig.

Und was sie auch ist: eine Bereicherung für das Team Wetterau. Dort, in der WZ-Redaktion in der Bad Nauheimer Parkstraße, ist sie seit vergangenem Sommer Volontärin und hat gemäß des Credos »Nicht reden, sondern machen« noch mehr Experimente gemacht. Nach dem Motto: Wer wissen will, muss fühlen. Zum Beispiel, wie es sich anfühlt, eine Woche auf Fleisch, Kaffee und Pizza zu verzichten – das war der Detox-Selbstversuch. Ein anderer war die Selbsthypnose. Fußballgolf? Ausnahmsweise nicht, verletzungsbedingt ausgefallen. Macht aber nichts, wird nachgeholt – weil Herausforderungen müssen angegangen werden – kuscheliger oder sportlicher Art.

0
Kommentare | Kommentieren