12. September 2018, 13:36 Uhr

Kunst

»Kunst in Licher Scheunen«

Bei schönstem Sonnenschein waren am Wochenende Tausende Besucher in Licher unterwegs.
12. September 2018, 13:36 Uhr

Denn auch die sechste Auflage von »Kunst in Licher Scheunen« war der Besuchermagnet für Liebhaber von Malerei, Fotografie, Schmuckdesign und Bildender Kunst und allen, die ihre Freude daran haben, unbekannte Orte zu entdecken.

Überschattet wurde der Kunstreigen vom frühen Tod Dr. Erhard Roths, dem Initiator und der treibende Kraft hinter »Kunst in Licher Scheunen«. Bei der Eröffnung am Samstagvormittag erinnerten Freunde und Mitstreiter der Arbeitsgruppe »Fahr nach Lich«, die als Teil des Licher Kulturvereins verantwortlich für »Kunst in Licher Scheunen« ist, an ihr wertvolles Mitglied. »Er brachte mit seiner freundlichen, lächelnden Art Menschen dazu, Sachen zu machen, die sie sonst nicht machen«, erinnerte der Architekt Paul-Martin Lied an Roth. Ein »gutmütiger Irrer« sei er gewesen, was durchaus als Qualitätsbegriff zu verstehen sei. »Auch mit schwindenden Kräften plante er weiter und war immer wieder begeistert von neuen Ideen, die sich auftaten – häufig gewagte Ideen«, machte Roths langjähriger Freund und ausstellender Künstler Gottfried Römer deutlich. Immer sei sein Ziel gewesen, Kunst und Kultur nach Lich zu bringen, wo man seiner Meinung nach sonst alles hat, was man zum Leben braucht. Nachdem Römer zusammen mit Sängerin Eva Abdel-Rahim die Lieder »Der Weg« und »True Colours« vorgetragen hatte schickten die Verantwortlichen der Arbeitsgruppe Luftballons mit der Aufschrift »Danke« in den Himmel.

Am Samstag und Sonntag wurde deutlich, dass der Erfolg der Veranstaltung, deren Organisation nun auf verschiedenen Schultern verteilt wird, nach wie vor anhält. Zu bestechend ist auch die Mischung für die Besucher, die bei ihrem Spaziergang oder Kutschfahrt durch Lich nicht nur ganz unterschiedliche Kunst entdecken können, sondern auch Orte, die sonst nicht zugänglich sind. In alten Scheunen hängen theatrale Spinnweben von der Decke und altes Gerät und Werkzeuge zeugen von früheren Zeiten. Dazwischen bunte Gemälde, Skulpturen und Kunsthandwerk.

Insgesamt annähernd 60 Künstler an 40 Veranstaltungsorten waren in diesem Jahr dabei – so wie in den vergangenen Jahren. Abgerundet wurde das Kunsttreiben durch ein umfangreiches Begleitprogramm wie beispielsweise dem »Kulinarischen Marktplatz« vor dem Rathaus, organisiert vom Verein »Lich erleben«, oder dem verkaufsoffenen Sonntag. Rund um das Kulturrestaurant »Savanne« in der Schlossgasse lud ein afrikanischer Künstlermarkt mit farbenfrohen Ständen dazu ein, allerlei Textilien und Holzhandwerk zu entdecken. In der »Alten Wurstfabrik« spritzte Fotografin Meike Dietz und bei ihrer Charity-Fotoaktion für Delphintherapien von zwei Kindern sowie dem Haus »Atemzeit« in Wölfersheim mit farbigen Wasser. Das Rahmenprogramm sah außerdem verschiedene musikalische Auftritte vor.

Ganz gleich, ob die Künstler hauptberuflich mit ihren Werken Geld verdienen, oder ihre Leidenschaft einfach nur als Hobby ausleben. Das gebotene Spektrum war beachtlich. Der Neu-Licher Karl Anton Koenigs verwandelte beispielsweise Hof, Scheune und Nebengebäude der Dippemühl gleich in seine eigene Welt, dem Kakversum. Der Name ist angelehnt an seinen Namen, und basierend auf der Frage »Willst du mich verkakeiern?« gab es nicht nur lebende Hühner zu sehen, sondern auch Installationen rund um das Thema Massentierhaltung. Bilder von Armin Müller-Stahl, Janosch und Hundertwasser hatte die Galerie auf dem Schiffenberg mit im Gepäck und die »Edition noir« aus Nieder-Bessingen wieder allerlei Zeichnungen von Bodo W. Klös. Die Galerie Peter Seharsch zeigte Werke des in Muschenheim lebenden Malers und »Ruken’s Galerie« aus der Marburger Oberstadt präsentierte gleich mehrere Künstler.

Auch aus Lichs Partnerstadt Vänersborg waren die drei Künstlerinnen Marie Isaksson, Erjas Tienvieri und Maritha Kylén angereist, die von vier weiteren Künstlern Gemälde im Gepäck hatten. Bei »Kunst in Licher Scheunen« möchten sie gerne hiesige Künstler kennenlernen und vielleicht klappt dann auch ein reger Kunstaustausch mit der schwedischen Partnerstadt, ganz so wie er schon auf musikalischer Ebene stattfindet. Wo gibt es für solches Kennenlernen einen schöneren und entspannteren Rahmen als das gelungene Kunst-in-Licher-Scheunen-Wochenende?

0
Kommentare | Kommentieren